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Kunst und Kultur, Kunst

Galerie im Forum der Stadthalle Gütersloh

»Man muss sehen lernen« – Retrospektive des Künstlers Woldemar Winkler

Von: , , Lesedauer 2 Minuten, 48 Sekunden, DOI:10.DE170236410/GÜTSEL.23980, 125.464 Views

Galerie im Forum der Stadthalle Gütersloh

Aus der Ausstellung Woldemar Winkler: »Hommage à Bosch«, 1981, Spanien. Foto: Detlef Güthenke, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Zu entdecken gibt es viel: menschliches als auch tierisches, pflanzliche Strukturen und fabelhafte Wesen aus dem Reich der Phantasie und Mythologie, Poesie und Romantik, Obsession und Traum, Sinnlichkeit und Erotik. Noch bis zum 15. September zeigt die Galerie im Forum der Stadthalle Gütersloh Werke des Künstlers Woldemar Winkler, unter dem Kuratorium von Christiane Hoffmann. Ermöglicht wurde die Ausstellung dank der Woldemar-Winkler-Stiftung der Sparkasse Gütersloh. Woldemar Winkler hat mit 102 Jahren ein viele tausend Werknummern umfassendes Oeuvre hinterlassen. Seine Vielseitigkeit, seine Lehrtätigkeit und seine Förderung junger Künstlerinnen und Künstler zeichneten diesen eigenwilligen und außergewöhnlichen Künstler aus. In der Ausstellung sind Assemblagen, Collagen, Zeichnungen sowie Druckgrafiken zu sehen. Eine Ausstellung, die die vielen Werkphasen exemplarisch zeigt und die Bandbreite seiner Themen umfasst. Imaginative Kunst, Surrealismus, Informell – alles ist er und ist er auch wieder nicht. Einer der großen Winkler-Kenner drückte es einmal so aus: »Es gibt in Woldemar Winklers Arbeitsweise keine Regeln außer der Intuition auf die zu schaffende Form hin und zugleich den Furor, über der Besonderheit der Form zugleich ihren Zusammenhang mit fast allem (Figuren, Objekte, Raum, Zeit, Sichtbar, Unsichtbar) sichtbar zu machen.« Eine grandiose Beschreibung für den nie rastenden Künstler Winkler. Er war ein Finder und Erfinder, ein neugieriger Entdecker ohne Scheu vor der eigenen Innenwelt, der sich ein kindliches Staunen bis ins Spätwerk hinein erhalten hat, verbunden mit einer lebensbejahenden Einstellung. In der Verknüpfung des Verschiedenen ist Woldemar Winkler eine Quelle der Inspiration. Mit seinen eigenen Worten: »Man muss sehen lernen, um zu wissen, dass sich solche erschreckenden Wahrheiten zuweilen bewusst tarnen und verstecken in allen Kunstrichtungen. Sie wollen vom inneren, wissenden Auge entdeckt sein.« Winkler hat bei jeder Gelegenheit, in allen Situationen und auf jeglichem Material gezeichnet. Das Medium war dabei zweitrangig. Kaum ein Blatt Papier war vor seinen Ideen sicher. Besonders das vergilbte, fleckige, aber auch bedruckte Papier hat es ihm angetan. Viele Zeichnungen wurden so zu gemalten Bildern oder Collagen weiterentwickelt, Augenblicke festgehalten, Phantasien, Imaginationen in Bildsprache umgesetzt, Grenzbereiche menschlichen Lebens ausgelotet. Die humorvoll-hintergründigen Titel der Arbeiten lassen den Betrachter schmunzeln und führen auch mal in die Irre. 1902 in Mügeln bei Dresden geboren, arbeitete Winkler bereits in früher Jugend in verschiedenen Architekturbüros mit dem Ziel, Innenarchitekt zu werden. Er studierte 1921 bis 1927 in Dresden, zunächst Architektur und ab 1922 Malerei bei Prof. Carl Rade, dessen Meisterschüler und Assistent er später wurde. Der Dresdener Hofrat Prof. Simonsons Castelli berief ihn 1927 an die private »Akademie für Zeichnen und Malen«, die Winkler nach dessen Tod ab 1929 zwölf Jahre lang leitete. 1938 wurde seine Kunst als »entartet« erklärt, viele seiner Werke wurden zerstört. Nach Kriegsende unternahm Winkler zahlreiche Reisen nach Frankreich, wo er Max Ernst kennenlernte. Sesshaft wurde er schließlich in Gütersloh, heiratete dort und wurde ab 1950 Dozent an der Volkshochschule. 1982 erhielt Winkler das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, gekoppelt an einen Aufenthalt in der Villa Roma in Florenz. Im Alter von 90 Jahren wurde er zum Honorar-Professor an der Universität Paderborn ernannt. 1994 wurde die Woldemar-Winkler-Stiftung der Sparkasse Gütersloh gegründet, die sich um die Pflege des Werkes und des Nachlasses kümmert. Aus ihrem Besitz wurde die Ausstellung zusammengestellt. Besucht werden kann die Ausstellung unter Beachtung der aktuellen Coronaschutzverordnung von montags bis freitags, 8 bis12 Uhr, sowie zu Veranstaltungen in der Stadthalle und nach Vereinbarung. Um eine vorherige Anmeldung unter Telefon (05241) 864-244 wird gebeten. Der Eintritt ist frei.

Salenti

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