Es ist eine gemütliche Vorstellung, gerade für Singles: Den geliebten Vierbeiner mit ins Bett nehmen, kuscheln und nebeneinander einschlafen. Ist das allerdings eine gute Idee oder führt das dazu, dass der Vierbeiner sich dominant verhält, mit den Zähnen fletscht und nicht mehr hört? Steve Kaye ist Hundetrainer und vertritt dazu eine starke Meinung.
Der Geschäftsführer vom Hundeparadies Harz und Hundeexperte, erklärt Ihnen in diesem Artikel, ob es für die Beziehung zwischen Hund und Mensch förderlich ist, den Hund aufs Sofa oder ins Bett zu erlauben oder ob es gar für Schwierigkeiten sorgen kann.
Ein vollwertiges Familienmitglied
»Ich werde als Hundetrainer täglich mit solchen Fragen konfrontiert. Ziemlich viele glauben an solche Weisheiten und Mythen. Im Grunde stammen solche Aussagen aber aus der Vergangenheit, in der man den Hund noch als nützlichen Gegenstand gehalten hat. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch massiv geändert«, erklärt der Hundetrainer. Heute wird der Hund als vollwertiges Familienmitglied betrachtet und auch die Haltungsbedingungen haben sich weiter entwickelt. »Ich empfinde diesen Trend als sehr wichtig und richtig«, verdeutlicht Steve Kaye.
Ist es also förderlich, den Hund mit ins Bett oder auf die Couch zu lassen oder stellt es eher ein Problem dar? Steve Kaye ist sich sicher, dass der Hund nicht dominant wird, weil er im Bett liegt. Wenn der Hund den körperlichen Kontakt zum Menschen mag, wird er es schätzen, den warmen Platz und die permanente Nähe zu spüren. So kann also die Beziehung und Bindung zum Hund gestärkt werden.
Die Körpersprache des Hundes
Allerdings ist es bei so viel Nähe zwischen Mensch und Hund unglaublich wichtig, auf die Körpersprache des eigenen Hundes zu achten. Manche Hunde mögen diese soziale Nähe und Wärme nicht – sehen sie also nicht als etwas Positives. Das können unter anderem Herdenschutzhunde und Straßenhunde sein. Sie sind diesen nahen Kontakt nicht gewohnt, weshalb viele Hunde dieser Rassen ihn oft nicht brauchen.
Oftmals ist es ein menschliches Grundbedürfnis, seinem Hund diese Nähe zu geben. Dabei sind Menschen oft egoistisch und achten nicht auf die Körpersprache des Hundes. Hier kann es zu Problemen kommen: Wenn der Hund gar nicht mit ins Bett kommen möchte, kann das die Bindung zwischen Hund und Mensch stören. Das liegt daran, dass der Hund nicht versteht, warum er mit ins Bett muss, wenn er es gar nicht will. Aus diesem Grund ist es wichtig, seine emotionalen und egoistischen Bedürfnisse nach hinten zu schieben und auf die Körpersprache des Hundes zu hören.
Zu viel Nähe
Der Hundeexperte begegnet häufig Mensch-Hunde-Teams, die große Probleme im Zusammenleben haben: Unruhe im Haus, respektloses Verhalten gegenüber Menschen, keine Orientierung und ein miserabler Rückruf.
Daher stellt sich die Frage: Kann es einen Zusammenhang zwischen Problemen im Zusammenleben und viel Nähe zwischen Mensch und Hund geben? Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich den gesamten Kontext anschauen. Warum ist der Hund wie er ist? Wie verhält sich das Herrchen? »Es gibt tatsächlich oft Zusammenhänge von zu viel Nähe. Die Couch oder das Bett spielen dabei allerdings keine Rolle, sondern viel eher die Beziehungsqualität im Alltag«, ist sich der Hundeexperte sicher.
Probleme in anderen Beziehungen
Es kommt häufig auch zwischen Beziehungspartnern zu Problemen, wenn der Hund mit ins Bett darf. Warum? »"Manchmal kommt es vor, dass ein Partner nicht möchte, dass der Hund ins Bett kommt – rein aus hygienischen Gründen«, erläutert Kaye. Er konnte auch beobachten, dass der Hund einen Partner eher in Anspruch nimmt als den anderen und es so zu dauerhaften Konflikten kommt.
Weil sich ein Partner vernachlässigt oder übergangen fühlt, kann es zu ernsthaften Konflikten kommen, die der Hund selbstverständlich auch spürt. Da kann es sogar dazu kommen, dass der Hund dem Partner gegenüber aggressiver wird. Daher muss man die Bedürfnisse aller betrachten, eine gewisse Balance finden und Kompromisse eingehen – schließlich sollte man seinen Hund nicht seinem Partner vorziehen.
Sollte man also Dominanzprobleme mit seinem Hund haben, stimmt etwas in der gesamten Betrachtungsweise zum Hund nicht – das Bett ist jedenfalls nicht Schuld.
Über Steve Kaye
Damit das Abenteuer Hund gelingt, steht Hundetrainer Steve Kaye Mensch und Tier mit seiner Expertise und seinen langjährigen Erfahrungen zur Seite. Genau dafür hat der ausgebildete Hundetrainer das Personal-Hundecoaching ins Leben gerufen.