Berlin. »Die Ärzteschaft verfügt als einzige Berufsgruppe mit der ›ZEKO‹ über ein eigenes gesellschaftsorientiertes und zugleich binnenorientiertes Sprachrohr. Der Fokus ihrer Beratungen liegt auf den wohlverstandenen Belangen der Ärzteschaft in ihrer Verantwortung für die Patienten und die Gesellschaft«, betonte der Vorsitzende der »ZEKO«, Prof. Dr. Jochen Taupitz, beim Symposium »Ethik im ärztlichen Alltag« der Bundesärztekammer anlässlich des 25. Jahrestages der »ZEKO«-Konstituierung in Berlin. Die Positionen der »ZEKO« würden im öffentlichen Diskurs und in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung prominent wahrgenommen, so Taupitz.
»Mit der Einrichtung der ›ZEKO‹ nimmt die Bundesärztekammer bis heute eine Vorreiterrolle ein. Das interdisziplinär besetzte Gremium ist in seiner Meinungsbildung und Entscheidungsfindung unabhängig. Es entspricht nicht nur dem Selbstverständnis der ›ZEKO‹, sondern es ist ein wichtiges ethisches Desiderat, dass sie keine berufspolitischen ärztlichen Interessen verfolgt. Die ›ZEKO‹ sucht sich ihre Themen, die in der Regel eine besondere Nähe zur ärztlichen Praxis aufweisen, und veröffentlicht ihre Stellungnahmen dazu selbst«, sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Diese Freiheitsgrade seien Privileg und Verpflichtung zugleich und spiegelten das Vertrauen der verfassten Ärzteschaft in dieses Gremium wider.
Seit den 90er-Jahren kommen zunehmend ethische Fragen von internationaler Relevanz auf. Die Bedeutung der Medizinethik wuchs beständig und damit auch der Bedarf an Vernetzung und Dialog zwischen politikberatenden #Ethik-Gremien. Zudem werde die zentrale Bedeutung einer breiten gesellschaftlichen Debatte angesichts aktueller Herausforderungen – wie beispielsweise der SARS-CoV-2-Pandemie – besonders deutlich, betonte Prof. Dr. Christiane Woopen, vormalige Vorsitzende des Ethikrates der Europäischen Kommission, in ihrem Bericht zu Ethik in Zeiten der Globalisierung.
Anhand seines Berichts zum aktuellen Entwicklungsstand der außerklinischen und klinischen Ethikberatung erläuterte Prof. Dr. Georg Marckmann, langjähriges Mitglied des »ZEKO«-Vorstands, die »ZEKO« nehme weiterhin eine wichtige translationale Funktion zwischen ethischer Theorie und medizinischer Praxis ein.
Mit der Ethikberatung im Spannungsfeld der Professionen beschäftigte sich das vormalige ZEKO-Mitglied Prof. Dr. Claudia Wiesemann in ihrem Vortrag. Sie betonte die Bedeutung vielfältiger Perspektiven in den Kommissionen in einer pluralistischen Gesellschaft. Ein reflektierter Prozess der Einbeziehung unterschiedlicher Sichtweisen und Erfahrungswelten erhöhe die Überzeugungskraft der Aussagen einer Kommission beträchtlich.