ZDF »auslandsjournal«: Doku über ErdoÄŸans politische Gefangene
Mainz (ots)
Den Vorwurf, ein Terrorist zu sein, willkürliche Festnahmen und Haft – all dies erleben deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger in der Türkei immer wieder. Was bedeutet das für das Leben der Betroffenen? Mesale Tolu, Hozan Canê und Gönül Dilan Örs – ihre Namen stehen für viele Monate in türkischer Haft oder Hausarrest. ZDF-Korrespondent Jörg Brase hat die drei Frauen jahrelang begleitet und berichtet über ihre Fälle in der »#auslandsjournal« #Doku »ErdoÄŸans politische Gefangene«, die ab Mittwoch, 12. Januar 2022, ab 18 Uhr in der #ZDFmediathek und ab 0.45 Uhr im #ZDF zu sehen ist.
Eben solche Fälle belasteten vor allem in den Jahren bis 2020 das ohnehin schwierige deutsch-türkische Verhältnis. Waren sie für den türkischen Präsidenten »menschliche Handelsware« in seinem Kampf mit politischen Gegnern im In- und im Ausland? Der ehemalige deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, betreute mit Deniz Yücel, Peter Steudtner und Mesale Tolu die prominentesten deutschen politischen Gefangenen in der Türkei. Erdmann sagt in der »auslandsjournal« Doku, für die Deutschen in türkischer Haft sei nie ein Preis genannt worden. Doch sie waren regelmäßig Gegenstand politischer Gespräche und wurden so zu einer großen Belastung. In teils sehr widersprüchlichen Gerichtsverfahren kamen viele der Festgehaltenen nach und nach wieder frei. Die Türkei »wollte ein Problem, das man selbst geschaffen hatte, wieder abräumen«, so Erdmann.
Die deutsche Journalistin Mesale Tolu, die wegen angeblicher Terror-Propaganda und Mitgliedschaft in einer Terror-Organisation acht Monate in türkischer Untersuchungshaft verbrachte und 2018 nach Deutschland zurückkehrte, ist davon überzeugt, dass ihr Fall "politisch motiviert war und auch politisch entschieden wurde". Auch die deutsch-kurdische Sängerin Hozan Canê und ihre Tochter, die Kölner Sozialwissenschaftlerin Gönül Dilan Örs, wurden jahrelang in der Türkei festgehalten, auch ihnen wurde Terrorunterstützung vorgeworfen. »Wie kann man einem Menschen so etwas antun? Dass man zwei Jahre aus dem Leben dieses Menschen einfach wegradiert?«, so die 38-Jährige. Auch Gönül Dilan Örs und ihre Mutter sind inzwischen wieder zurück in Deutschland und versuchen, an ihr altes Leben anzuknüpfen, doch Dutzende andere Deutsche werden nach wie vor in der Türkei festgehalten – in einem Land, in dem Richter politische Urteile im Sinne des Präsidenten fällen, der jede Form von Opposition bekämpft.
Der Film von Jörg Brase zeigt die Auswirkungen dieser als willkürlich empfundenen Verfahren auf das Leben der Betroffenen. Sie berichten von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit bis hin zu Selbstmordgedanken, aber auch von der Sehnsucht, wieder nach Hause zu kommen und der Freude, als es endlich auf die Heimreise geht. »Ich empfinde keinen Hass«, sagt Gönül Örs, »aber man hat mir zwei Jahre meines Lebens gestohlen.«