Der unfehlbare #Papst hat einen #Fehler gemacht. Er hätte vorher bei der #Moral #Hotline anrufen und sich beraten lassen sollen.
#Gütersloh, 12. März 2024
Es gibt so viele Moralen – ein kleiner Auszug …
Die Soldatenmoral: »Bis zur letzten Patrone – Befehl ist Befehl« (Ergebnis: der Untergang, die Vernichtung, Ende des Krieges, unter Umständen Demütigung, Rachegelüste, #Ranküne) …
Die Alttestamentarische Moral des Rachegottes Jahwe: »Auge um Auge, Zahn um Zahn« (Ergebnis: kurzfristige Genugtuung, nie endende Konflikte, teilweise Fundamentalismus und Extremismus) …
Die Neutestamentarische Moral der Bergpredigt: »Doch ich sage euch: Leistet keine Gegenwehr, wenn man euch Böses antut! Wenn jemand dir eine Ohrfeige gibt, dann halte die andere Wange auch noch hin« (Ergebnis: Jesus wurde ermordet, römische Besatzung wurde nicht beendet – jedenfalls nicht deshalb – sondern später durch die Perser, noch später durch die Moslems, Moral weltweit beliebt aber ignoriert, eher literarisch, teilweise Fundamentalismus und Extremismus) …
Die Moral eines Mahatma Gandhi: Gewaltfreier Widerstand, Salzmarsch, Spinnradpolitik, religiöser Starrsinn (Ergebnis: Gandhi wurde ermordet, Moslems wurden verfolgt und vertrieben, Indien wurde gespalten (Indien und Pakistan), Dekolonialisierung (die fand aber sowieso statt, Stichwort »Earl of Mountbatten, der »Kolonialverweser von Indien«, Anmaßungen gegenüber der »Krone«, später von der IRA in die Luft gesprengt), Frieden) …
Die Moral eines Martin Luther King: Gewaltfreier Kampf, Protest, Massenbewegung (Ergebnis: Martin Luther King wurde ermordet, im weiteren Verlauf zunehmende Emanzipation und Gleichberechtigung, langwierig, Vietnamkrieg beendet (weil verloren)) …
Die Moral eines Malcom X: Gewaltvoller Widerstand, Protest, Kampf, Islamische Moral (Ergebnis: Malcom X wurde ermordet, im weiteren Verlauf zunehmende Emanzipation und Gleichberechtigung, langwierig) …
Die Moral Mohammeds: Eroberung, Islamische Weltherrschaft, Toleranz und Dominanz (Ergebnis: Tod durch Krankheit, Weltreligion, teilweise Fundamentalismus und Extremismus) …
Die Moral der Monarchisten: Gottgegebene Stellung, »L’État, c’est moi«, Größenwahn, Dünkel, Ränkespiele (Ergebnis: Monarchismus weitestgehend untergegangen, Popanz) …
Die Moral der Neutralisten: Opportunismus, Interessensausgleich (Ergebnis: anfällig für Missbrauch, weitestgehend stabil) …
Die Moral der Moralisten: Opportunismus, Heuchelei, Abstellen auf Moral an sich (egal welche) (Ergebnis: Größenwahn, Rechthaberei, Wichtigtuerei, Demütigung und Gängelung aller anderen, führt zu Widerstand, kurzfristige Genugtuung, langfristig instabil) …
Die Moral der Kommunisten: Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Frieden (Ergebnis: wider die menschliche Natur, anfällig für Zersetzung von außen und vor allem innen (Apparatschiks)) …
Die Moral der Kapitalisten: »Sozialdarwinismus« (missverstandener Darwinismus), das Kapital ist das höchste Gut, dem alles (!) untergeordnet wird, anfällig für Heuchelei, Faschismus und Pseudofaschismus, Pseudodemokratie (Ergebnis: Phasenweiser Wohlstand, vor allem für die Elite, Armut wird vertuscht und geleugnet, Zwang zu Militarismus, Gewalt, Protektionismus et cetera, zyklische Kriege) …
Die Moral der Demokratisten: absolute Demokratie würde zu unerträglichem Autofaschismus führen, Nivellierung, Moralismus statt Vernunft, kein Interessensausgleich (die Mehrheit hat immer und in allem recht, die Minderheit muss sich unterordnen, anpassen, oder sie wird ausgeschlossen und vernichtet, denn sie hat unrecht und schadet der Mehrheit) … eine parlamentarische Demokratie ist relativ stabil, anfällig für Zersetzung (»Darf man Intoleranz tolerieren?«, Bürokratismus, Selbstbedienung) …
Die Moral der Sozialdemokraten: Mischung aus parlamentarischer Demokratie und Sozialismus, Versuch, Kapitalismus und Sozialismus in Einklang zu bringen, scheinbar die vernünftigste Staatsform (dieselben Anfälligkeiten wie Kommunismus/Sozialismus, Kapitalismus, Demokratismus) …
Die Moral der Anarchisten: wahrscheinlich nicht praktikabel, verschiedene Ausprägungen, nie realisiert …
Man kann sich endlos dazu auslassen – die Moral der Tribalisten, Naturalisten, Bürokratisten, Individualisten, Militaristen, Terroristen, Zaristen, Kollektivisten, Monarchisten, Royalisten, Prussisten, Papisten, Caesaropapisten, Humanisten, Tyrannisten, Etatisten, Traditionalisten, Konservativisten, Nationalisten, Rationalisten, Materialisten, Idealisten – die Liste ist endlos – und zu jeder Ideologie gibt es eine Gegenform, manches mischt sich, manches findet gleichzeitig statt, manches überschneidet sich … da blickt niemand durch (schon gar nicht diejenigen, die das behaupten) …
Die einzige Lösung wäre die Vernunft, wenn es sie ausreichend gäbe. Dann gäbe es eine Vernunftethik – und Ethik ist etwas ganz anderes als Moral. Das Hauptproblem der Moralisten ist die Zweiteilung in »gut« und »böse« – es gibt einen vermeintlich klaren, in Wahrheit unklaren, beliebigen, dynamischen »Kipppunkt« – entweder ist man (oder etwas) »gut« oder »böse«. Letztlich gibt es, wenn es hat auf hart kommt, nichts dazwischen. Das kann man auch als »Dualismus« bezeichnen (obwohl der Begriff eigentlich für etwas ganz anderes steht).
Das hat übrigens Philosophen wie Nietzsche und Schmidt Salomon zu der Idee geführt, dass wir ohne Moral die besseren Menschen wären (»Jenseits von Gut und Böse«) … andererseits hat sich Kant mit der Vernunft beschäftigt, was aber auch nicht schlüssig ist (der »Kategorische Imperativ« ist ein logischer Zirkelschluss und er ist anfällig dafür, dass er keine Bezugsgröße hat – er ist also Nonsens. Kant hat sich nicht mit Psychologie und Soziologie beschäftigt – hätte er aber sollen. »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde« … und was ist, wenn man etwas »Böses« will? Wer entscheidet das denn? Doch wieder die Moralisten? Die Vernunft? Welche Vernunft denn? Wer kontrolliert das? Wer entscheidet das? Der Weise? Wer ist denn weise? Und wer entscheidet das? Die Mehrheit? Die Mehrheit ist dumm. Eine transzendente Entität? Welche? Ein Gott? Welcher? Und warum?) …
Letztlich gibt es zweifellos eine Eigendynamik, die aber schwer oder gar nicht im Detail erkennbar, greifbar oder steuerbar ist (wenn sie steuerbar wäre, wäre es keine Eigendynamik). Was wir sehen: Es gibt zahllose »Moralen« (Ideologien), es gibt das, was ist (was wir sehen können, wenn wir wollen – wobei die Wahrheit oft unsichtbar ist) … letztlich kann man nachdenken über »Hurra, wir leben noch« (Milva), »Islands« (»We are Islands, but never too far«, Mike Oldfield), »Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. Wenn eine Scholle ins Meer gespült wird, wird Europa weniger, genauso als wenn’s eine Landzunge wäre, oder ein Landgut deines Freundes oder dein eigenes. Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn ich bin Teil der Menschheit; und darum verlange nie zu wissen, wem die Stunde schlägt; sie schlägt dir selbst«, John Donne, »Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein«, Nietzsche … »Sind wir nun Teil der Natur oder nicht?«, Richard Dawkins …
Und zu guter Letzt: »Es macht mich fast verlegen, wenn ich nach 45 Jahren des Forschens und Studierens den Menschen nur den Rat geben kann, ein wenig netter zueinander zu sein«, Aldous Huxley.
Alles in allem: Moral ist die Wichtigtuerei des Menschen vor der Natur. Die wahre Menschlichkeit zeigt sich in der Kunst (und nicht umsonst spricht man von Handwerkskunst, Ackerbaukunst, Kochkunst, Schreibkunst, Malkunst, Bildhauerkunst, Zeichenkunst, Sprachkunst, Musikkunst, Tanzkunst und ähnlichen Dingen – aber nicht von Wissenschaftskunst (Wissenschaft ist keine Kunst), leider aber von Kriegskunst (was ein Widerspruch in sich ist – denn Kunst erschafft etwas, Krieg vernichtet etwas) … in der Kultur zeigt sich alles und nichts (Kunst ist teil der Kultur, Waffen aber auch) … der Buddhismus scheint das alles verstanden zu haben, ist aber schwer verständlich (die »Wiedergeburt« ist nicht wörtlich zu verstehen) … und er ist letztlich viel zu abstrakt (weil er völlig abstrakt ist) … in der Praxis und im Detail ist er wiederum auch (wie alles) anfällig für »Böses«. Der Dalai Lama hat zum Beispiel kluge Sprüche drauf, aber ein besserer Mensch ist er auch nicht … sein Herrschaftsystem war autokratisch, es gab auch Mord und Totschlag, es gab auch Intrigen … nicht umsonst sagt Gregory House: »Alle Menschen lügen!« … :-D … was übrigens auch sehr offenbarend ist: Ideologen haben keinerlei Humor. Darauf muss man acht geben. Blöde und primitive #Witze sind übrigens kein #Humor.
Praktikabel wäre letztlich wohl der Interessensausgleich. Aber wer will das schon. In der Antike gab es solche Ideen (»Quid pro quo«, »Suum cuique«) …