In Nordrhein-Westfalen nimmt fast jeder neunte Bürger (zwölf Prozent) mindestens einmal pro Jahr an einer Weiterbildung teil. Mit dieser Weiterbildungsquote liegt NRW unter dem Bundesdurchschnitt von 13,5 Prozent. Bei Personen ohne berufsqualifizierenden Abschluss sind es sogar nur 5,5 Prozent, die sich fortbilden (Bund: 6,7 Prozent). Damit erzielt NRW die bundesweit schlechteste Quote in der Weiterbildung von Geringqualifizierten. Sowohl bei der Gesamtbevölkerung als auch bei Geringqualifizierten bleibt NRW damit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das sind die zentralen Ergebnisse des deutschen Weiterbildungsatlas der Bertelsmann-Stiftung. Er stellt die Weiterbildungsquoten der Bundesländer und erstmalig auch für Raumordnungsregionen dar.
Zwischen 2007 und 2012 ist die Weiterbildungsquote in NRW insgesamt um 1,2 Prozentpunkte gesunken. Die Teilnahmequoten der einzelnen Raumordungsregionen unterscheiden sich in diesem Zeitraum teils erheblich. Regionen mit hoher Wirtschaftskraft schneiden in der Regel besser ab als Regionen mit geringer Wirtschaftsleistung. Spitzenreiter in NRW sind die Regionen Münster (15,8 Prozent) und Bonn (14,6 Prozent). Hier liegen die Weiterbildungsquoten deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt und mehr als doppelt so hoch wie in den NRW-Regionen mit den geringsten Quoten: Aachen (6,5 Prozent) und Arnsberg (9,3 Prozent).
Geringqualifizierte in NRW abgehängt
Bei der Weiterbildung von Geringqualifizierten verzeichnet Aachen mit einer Teilnahmequote von drei Prozent den niedrigsten Wert – sowohl in NRW als auch bundesweit. Dicht darauf folgt die Region Arnsberg mit 3,9 Prozent. Die besten Ergebnisse in NRW erzielen Bonn (8,2 Prozent) und Dortmund (6,4 Prozent). Hier nehmen die Menschen im Vergleich zu Aachen und Arnsberg mehr als doppelt so häufig an Weiterbildungen teil. Doch auch Dortmund liegt immer noch unter dem Bundesdurchschnitt von 6,7 Prozent.
Ungenutzte Chancen: Geringe Potenzialausschöpfung in NRW
Der Deutsche Weiterbildungsatlas zeigt: Sowohl die Qualifikationen der Bevölkerung als auch die Wirtschaftskraft vor Ort wirken sich positiv auf die Weiterbildungsteilnahme aus. Inwieweit Regionen ihre strukturellen Voraussetzungen für Weiterbildung nutzen, gibt die Potenzialausschöpfung an. Dieser Wert vergleicht die tatsächliche Teilnahmequote vor Ort mit der Quote, die aufgrund regionaler Strukturdaten zu erwarten wäre.
Nordrhein-Westfalen bleibt in diesem Punkt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Mit einer Potenzialausschöpfung von 91,7 Prozent verzeichnet NRW den niedrigsten Wert unter den Flächenländern. Auf Regionalebene erzielen Dortmund (121,6 Prozent) und Emscher-Lippe (114,8 Prozent) die höchste Potenzialausschöpfung. Aachen (54,8 Prozent) und Arnsberg (74,7) dagegen nutzen ihre vorhandenen Weiterbildungspotenziale nur zu knapp der Hälfte.
Auch bei der Weiterbildung von Gerinqualifizierten bleibt NRW mit einer Potenzialausschöpfung von 93,4 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Auf Ebene der Raumordnungsregionen belegen Emscher-Lippe (125,7) und Dortmund (116,5 Prozent) wieder die ersten beiden Plätze. Aachen (43,5 Prozent) und Arnsberg (80,1 Prozent) verzeichnen erneut die geringste Ausschöpfung. Für die Region Aachen wurde im Rahmen des Deutschen Weiterbildungsatlas eine gesonderte Fallstudie erstellt.
Zusatzinformationen
Der Deutsche Weiterbildungsatlas untersucht die Weiterbildungsteilnahme sowie das Weiterbildungsangebot von Volkshochschulen und privatwirtschaftlichen sowie betrieblichen Angeboten in Deutschlands Bundesländern und den 96 Raumordnungsregionen. Eine Raumordnungsregion umfasst mehrere Kreise und kreisfreie Städte. Auf Grundlage des Mikrozensus der Jahre 2007 bis 2012 errechneten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) die regionalen Teilnahmequoten der Deutschen ab dem 25. Lebensjahr sowie von Geringqualifizierten im zentralen Erwerbsalter (25-54 Jahre). Für sieben Regionen führte das DIE in Kooperation mit der Freien Universität Berlin vertiefende Fallstudien durch.