Brot und Wein fehlen auf keinem Tisch in einem portugiesischen Haus. So heißt es jedenfalls in dem Lied »Uma casa portuguesa« der »Diva des Fados«, Amália Rodrigues. Nicht nur Brot und Wein auf den Tischen verwandelten am vergangenen Samstag das Spexarder Bauernhaus für einige Stunden in ein portugiesisches Haus. Die zahlreichen Gäste der APG, der Portugiesischen Vereinigung Gütersloh, erlebten einen Kulturabend wie in einem Fado-Lokal der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.
»Fado ist Teil der portugiesischen Seele«, sagte der portugiesische Generalkonsul aus Düsseldorf, José Manuel Carneiro Mendes. »Wenn wir die Seele teilen, dann teilen wir alles! Kann die Botschaft der Solidarität und der Annäherung zwischen den Völkern noch größer sein?«, wies Mendes darauf hin, dass der europäische Gedanke in Gütersloh vorbildlich gelebt werde. »Diese Werte sind gerade für die jetzige Zeit sehr wichtig«, so der Generalkonsul.
Kein Platz im Spexarder Bauernhaus war frei geblieben. Nachdem Frank Stockmeyer und Nuno Silvestre für den APG-Vorstand die Gäste – Deutsche und Portugiesen – begrüßt hatten, stand der Fado im Mittelpunkt.
Hans Peter Rosenthal, Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt Gütersloh, erläuterte den Gästen, dass der Fado ein portugiesischer Musikstil ist, bei dem zur Gitarre gesungen wird. »Die Lieder handeln meistens von unglücklicher Liebe, Heimweh, sozialen Missständen, dem Hinterhertrauern nach vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Tagen«, sagte Rosenthal. Zudem richtete er dem Publikum die Grüße von Rat, Verwaltung, dem Bürgermeister und des Integrationsrates aus.
Bei typisch portugiesischen Spezialitäten wie Tintenfisch-Salat, Pasteten, Stockfisch oder Vinho Verde spielte die Gruppe »Fado Norte« (Fado aus dem Norden) auf, die mit sechs bekannten Künstlern aus dem Südwesten Europas angereist war. Bei Kerzenlicht wurde »silêncio« gerufen, »denn es wird Fado gesungen« (canta-se o fado). Die Virtuosität der Musiker an der portugiesischen und an der akustischen Gitarre berührte das Publikum, insbesondere das Gitarrenduo Miguel Silva und Ricardo Silva spielten sich sofort in die Herzen der Zuhörer.
Cristina Ferreira intonierte »Rua do Capelão«, ein Liebeslied voller Inbrunst und Leidenschaft. Die Straße »Rua do Capelão« in Lissabon ist ein legendenumwobener Ort. Dort lebte Severa, die erste Fado-Sängerin, die in Erinnerung geblieben ist. Schmerz, Hingebung und Leidenschaft des Vortrags haben das Publikum ergriffen.
Der junge Sänger Bruno Alves, eher klassisch im Stil der »Bohème«, führte die Gäste nach Alfama, einem Stadtteil der Altstadt in Lissabon, wo derzeit die Fado-Szene Portugals wieder aufblüht.
Conceição Brito, eine bekannte Sängerin aus der Stadt Braga, überwältigte das Publikum mit sehr bekannten Liedern, die jeder Portugiese kennt. »Uma Casa Portuguesa« (Ein portugiesisches Haus) oder »Xaile de minha mãe« (Der Schal meiner Mutter). Nur ein Paar Takte reichten, um die portugiesischen Gäste zum Mitsingen zu animieren.
Der »Fadista« (Fado-Sänger) Mário Costa dagegen repräsentiert ein humoristisches Fado-Genre, das durch Wortspielereien die Fantasie der Zuhörer anregt. In seiner Tonlage erinnerte er an einem Blues-Sänger.
»A chuva« (Der Regen), wehmütig gesungen von Conceição Brito, stellte sicherlich den Höhepunkt des Abends dar. Eine melodische, höchst sentimentale Musik, die jeden Gast emotional mitgenommen hat. Schicksalsfragen stehen im Mittelpunkt des Liedes. Es geht um Ängst und Gefühle, um das, was man zurücklassen muss und eben um die berühmte portugiesische »saudade«, die Sehnsucht. Der Applaus nach der gefühlvollen Vorstellung wollte kaum enden.
Anabela Lopes, Vorsitzende der Portugiesischen Vereinigung, freute sich über einen gelungenen Kulturabend. Etliche Gäste wünschen sich eine Wiederholung. Miguel Loureiro, der »Fado-Beauftragter« der Portugiesischen Vereinigung, kann mit der Organisation für die Fado-Nacht 2019 beginnen.