Gütersloh (kgp). »Eltern stärken für das Stillen« – Das ist das Motto der internationalen Weltstillwoche vom 30. September bis 6. Oktober 2019. Auch das Klinikum Gütersloh ist als zertifizierte Babyfreundliche Geburtsklinik in dieser Woche aktiv: Interessierte sind herzlich eingeladen, sich im Rahmen einer Ausstellung auf der Wochenbettstation sowie am Freitag, 4. Oktober, ab 14 Uhr in einem offenen Stillgespräch in gemütlicher Runde bei Kaffee und Tee zu den Vorteilen dieser Ernährung zu informieren.
Die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und ausgebildeten Still- und Laktationsberaterinnen Elvira Rüthing und Enza Colaluce erklären im Interview, warum Stillen nicht nur gesund, sondern auch aus vielen weiteren Gründen sinnvoll ist.
Die Weltstillwoche gilt als die größte gemeinsame Kampagne aller Organisationen, die das Stillen fördern, darunter auch die UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation. Sie wird seit 1991 jährlich in über 120 Ländern begangen. Warum gibt es eine solche Initiative?
Elvira Rüthing: Die Weltstillwoche möchte das Stillen als die normale Ernährungsform für Säuglinge in den Mittelpunkt rücken und Müttern umfassende Informationen zu diesem Thema bieten. Als zertifizierte Babyfreundliche Geburtsklinik fördern auch wir im Klinikum Gütersloh das Stillen und machen deshalb bei der Weltstillwoche mit verschiedenen Aktionen mit. Die Weltstillwoche ist aber auch eine Plattform, um politisch aktiv zu werden und geeignete gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Familien und ihre Kinder zu schaffen.
Welche Vorteile hat es denn, ein Baby zu stillen?
Enza Colaluce: Muttermilch ist die natürliche Nahrung für Säuglinge und ist der künstlichen Nahrung weit überlegen. Gestillte Kinder sind nachgewiesenermaßen gesünder und müssen seltener zum Arzt. Muttermilch unterstützt das Immunsystem des Kindes und hat Langzeitwirkungen bis ins Erwachsenenalter, wenn es um die Prävention von Übergewicht und Allergien geht.
Inwieweit hat das Stillen auch positive Aspekte für die Mutter?
Enza Colaluce: Stillen ist im Alltag sehr praktisch: Muttermilch ist immer richtig temperiert, fast keimfrei und nahezu immer verfügbar. Zudem schont es die finanziellen Ressourcen der Familie und die Umwelt, weil es Rohstoffe und Energie spart. Stillen hat aber auch gesundheitliche Vorteile für die Mutter: So senkt es laut Studien beispielsweise das Risiko für Krebs- und Herzerkrankungen und Typ-2-Diabetes. Nicht zuletzt stärkt das Stillen die Bindung zwischen Mutter und Kind.
Wie unterstützen Sie im Klinikum Gütersloh die jungen Mütter beim Stillen?
Elvira Rüthing: Einige Babys und Frauen sind Naturtalente und das Stillen klappt ohne Probleme. Häufig benötigt es aber eine gemeinsame Eingewöhnungszeit, in der kleine Hürden zu nehmen sind. Wir im Klinikum möchten helfen, das Vertrauen der Frauen in ihre Stillfähigkeit zu stärken. Obwohl Stillen naturgegeben ist und die Vorteile immer bekannter werden, ist es heutzutage nicht selbstverständlich, dass Babys gestillt werden. Oftmals fehlen positive Vorbilder und schon lange wird das Wissen nicht mehr von Generation zu Generation weitergegeben. Um diese Lücke zu schließen, möchten wir Frauen die Möglichkeit geben, sich Stillwissen anzueignen, um selbständig kleine Unsicherheiten zu überwinden und feststellen zu können, wann professionelle Hilfe nötig ist.
Welche konkreten Angebote gibt es?
Enza Colaluce: In unseren Stillvorbereitungskursen liefern wir schon in der Schwangerschaft Basiswissen: Wie funktioniert Stillen überhaupt? Welche Inhaltsstoffe hat die Muttermilch? Wie lege ich richtig an? Wie lange dauert eine Stillmahlzeit? Wie ernähre ich mich richtig? Wir möchten die werdenden Mütter auf das Stillen vorbereiten und ihnen schon vor der Geburt hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben. Außerdem gibt es jeden Freitag von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr unsere Stillgruppe, in der sich stillende, aber auch schwangere Frauen gemeinsam mit einer Still- und Laktationsberaterin austauschen können. Das ist immer ein reger Austausch mit geballter Stillkompetenz. Direkt nach der Geburt im Krankenhaus geben unsere gut geschulten Hebammen, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und Stillberaterinnen ihr Bestes, um die Frauen in eine entspannte und langfristige Stillbeziehung mit ihrem Baby zu bringen.
Auszeichnung »Babyfreundliche Geburtsklinik« der WHO/UNICEF-Initiative
Das Klinikum Gütersloh ist seit April 2016 als »Babyfreundliche Geburtsklinik« zertifiziert. Geburtskliniken mit dieser Auszeichnung verwirklichen die B.E.St.-Kriterien, die auf den internationalen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation und UNICEF beruhen. B.E.St.® steht für »Bindung«, »Entwicklung« und »Stillen«. Die Förderung der Eltern-Kind-Bindung und die Unterstützung des Stillens werden in diesen Einrichtungen groß geschrieben.