Gütersloh (fhb). Bisher war der Campus Gütersloh lediglich ein Studienort der Fachhochschule Bielefeld, seit gestern ist der Campus ein gesetzlich verankerter Standort von Ostwestfalen-Lippes größter Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Das hat der Landtag von Nordrhein-Westfalen mit breiter politischer Mehrheit in seiner gestrigen Sitzung in Düsseldorf entschieden. Der Entscheidung des Parlaments waren Beratungen des Wissenschaftsausschusses vorangegangen.
Campus Gütersloh – erfolgreich in Lehre, Forschung und Kooperation
Die gestern getroffene Landtagsentscheidung, den Campus Gütersloh als Standort der FH Bielefeld im Gesetz zu verankern, ist ein Meilenstein in der Geschichte der Fachhochschule Bielefeld und des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts Gütersloh. Damit ist die Möglichkeit abgesichert, das erfolgreiche Angebot an Lehre, Forschung und Kooperationen mit der Wirtschaft am Campus Gütersloh weiter nachhaltig zu entwickeln. Die wichtigsten Treiber und Träger der Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre hatten sich Anfang der Woche im Vorwege der Entscheidung zu einem Meinungsaustausch direkt am Campus Gütersloh vor dem Gebäude »Gleis 13« getroffen (siehe Foto). Darunter André Kuper, Präsident des Landtags von Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der FH Bielefeld, Raphael Tigges, MdL NRW für den Wahlkreis 95 – Gütersloh II, Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh, Hans Beckhoff, Inhaber von Beckhoff Automation GmbH & Co KG und Henning Matthes, Beigeordneter der Stadt Gütersloh für den Geschäftsbereich Familie, Jugend, Schule, Soziales und Sport.
Praxisintegriertes Studium als Spezialgebiet
Das Erfolgsrezept des Campus Gütersloh ist das Praxisintegrierte Studium. Bei dieser Form des Studiums verbinden sich Praxisphasen in einem Unternehmen mit Theoriephasen an der Hochschule. Die Kooperationsunternehmen bieten Stelle und Studienplatz in einem, die Studierenden erhalten einen Arbeitsvertrag und sind gleichzeitig an der FH Bielefeld immatrikuliert. Neben den spannenden inhaltlichen Perspektiven, die sich aus dem engen Austausch mit den Kooperationspartnern ergeben, steht mit diesem Modell für die Studierenden ihr Studium von Beginn an auch wirtschaftlich auf stabilen Beinen.
Im abgelaufenen Wintersemester 2020/2021 boten 75 Unternehmen Praxisplätze am Campus Gütersloh an, 14 davon waren erstmals dabei. Insgesamt kooperieren 178 Unternehmen in den praxisintegrierten Studiengängen mit der FH Bielefeld am Standort. Partner der ersten Stunde ist die Beckhoff Automation GmbH & Co KG, welche die FH Bielefeld mit mehreren Stiftungsprofessuren am Campus Gütersloh unterstützt.
Breites Angebot an Ingenieurstudien und BWL
Federführend am Campus Gütersloh sind der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, und das Präsidium der FH Bielefeld, die gemeinsam mit den zentralen Einheiten Forschung, Lehre und Transfer am Standort weiterentwickeln. Aktuell werden beispielsweise konzeptionelle Überlegungen angestellt, wie internationale Studiengänge mit Englisch als Studiensprache aufgebaut werden können.
Das Studienangebot für die derzeit über 500 Studierenden – Tendenz: steigend – umfasst die fünf praxisintegrierten Bachelorstudiengänge Digitale Logistik, Digitale Technologien, Mechatronik/Automatisierung, Product-Service Engineering und Wirtschaftsingenieurwesen. Darüber hinaus gibt es vier berufsbegleitende Studiengänge mit Lehrveranstaltungen an Samstagen. Dazu gehören die Masterstudiengänge Angewandte Automatisierung, Digitale Technologien und Wirtschaftsingenieurwesen sowie der Bachelor Betriebswirtschaft. Zudem wird auch noch der Forschungsmaster Data Science angeboten, der ganz herkömmlich in »Vollzeit« läuft.
Mitwirkung an Neugestaltung des Mansergh-Quartiers
Die Fachhochschule Bielefeld ist in Gütersloh seit dem Wintersemester 2010/2011 aktiv. Im Flöttmann-Gebäude an der Schulstraße ging es los. Mittlerweile gibt es am »Gleis 13« eine weitere Dependance. Perspektivisch könnte der Campus Gütersloh im Rahmen der Neugestaltung des Mansergh-Quartiers eine weitere Ausbaustufe erfahren mit weiteren Studiengängen, Laboren, Werkstätten und Forschungsmöglichkeiten. »Das allerdings ist noch Zukunftsmusik«, kommentiert die Präsidentin der FH Bielefeld, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk.
Zitate
André Kuper, Landtagsabgeordneter für den Kreis Gütersloh und Präsident des Landtags von Nordrhein-Westfalen: »Der Campus Gütersloh der Fachhochschule Bielefeld ist seit seiner Gründung im Wintersemester 2010/2011 durch die engverzahnte Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen und der kommunalen Familie eine Erfolgsgeschichte für die Region. Die heimische Wirtschaft mit dem Unternehmen Beckhoff an der Spitze unterstützt die FH in Gütersloh beispielgebend mit mehreren Stiftungsprofessuren. Die Wirtschaft profitiert gleichzeitig stark von den hervorragend ausgebildeten Ingenieuren.«
Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin FH Bielefeld: »Die Entscheidung des Gesetzgebers, den Campus Gütersloh als Standort der FH Bielefeld im Gesetz zu verankern, ist ein Meilenstein in der Geschichte unserer Hochschule: Zum einen ist es eine bedeutende Auszeichnung für alle Akteure innerhalb und außerhalb der Hochschule, die sich in den vergangenen zehn Jahren dafür engagiert haben, dass der Campus Gütersloh eine Erfolgsgeschichte wird. Zum anderen bietet sich nun, nach der Entscheidung des Landtags, die Chance, den Standort noch intensiver zu entwickeln und das Angebot an Lehre, Forschung und Kooperationen mit der Wirtschaft auszubauen.«
Hans Beckhoff, Inhaber von Beckhoff Automation GmbH & Co KG: »Heute ist ein kleiner historischer Tag für Stadt und Kreis Gütersloh: Gütersloh wird ein fester Standort der Fachhochschule Bielefeld! Nach 10 Jahren Aufbauarbeit haben wir nun Sicherheit für die Zukunft des Hochschulstandortes Gütersloh. Das in Gütersloh entwickelte und umgesetzte Konzept des praxisintegrierten Studiums hat sich als wirkliches Erfolgsmodell herausgestellt. Das gilt für die Studenten, die eine exzellente Ausbildung erhalten, Wissenschaft und modernste Industrie in ihrem Studium kennenlernen und finanziell weitestgehend sorgenfrei studieren können. Das gilt aber auch für die Industrie, die sehr gute leistungsorientierte Mitarbeiter gewinnt, die oft schnell auf Grund ihrer im Studium erworbenen Praxiserfahrung im Unternehmen Verantwortung übernehmen können. Und es gilt für die Stadt und den Kreis: Studierende verjüngen unsere Region, Zuzüge junger Menschen von außen stellen sich ein, das Leben wird bunter und spannender! Wir als Unternehmer bedanken uns bei der FH Bielefeld, der Stadt und dem Kreis Gütersloh, bei allen beitragenden Unternehmen, bei den Studierenden, auch bei den Ehemaligen, die durch die nicht immer einfachen Gründungsjahre gegangen sind. Unser besonderer Dank gilt aber am heutigen Tag dem Landesparlament, vertreten durch unseren Landtagspräsidenten Herrn Kuper, die die besondere Leistungsfähigkeit des Gütersloher Modells erkannt haben und Gütersloh nun eine sichere Basis für die erfolgreiche Entwicklung geben. Unser Dank gilt zudem den Landespolitkern generell, die fraktionsübergreifend aus allen politischen Lagern unterstützt haben! Wir freuen uns auf die erfolgreiche Weiterentwicklung des Gütersloher Standortes!«
Raphael Tigges, MdL, Landtagsabgeordneter für den Kreis Gütersloh, stellv. Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses im Landtag NRW:»Mir liegen praxis- und wohnortnahe Ausbildung und Studienmöglichkeiten von jungen Menschen in der Region besonders am Herzen. Die Fachhochschule Bielefeld schafft durch die Angebote von modernen und zukunftsweisenden Studiengängen wie Digitale Logistik, Mechatronik/Automatisierung und Data Science beste Vorrausetzungen. Deshalb freue ich mich, dass es der NRW-Koalition gelungen ist, dem Engagement der Unternehmen und der Kommunen Rechnung zu tragen und den Campus Gütersloh als Studienstandort über die Beratungen zum Hochschulgesetz im Landtag nun rechtlich abzusichern und gesetzlich zu verankern.«
Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh: »Das ist heute ein ganz wichtiger Tag für den Kreis Gütersloh und die heimische Wirtschaft, ohne die wir diesen Weg gar nicht hätten einschlagen können.«
Henning Matthes, Beigeordneter der Stadt Gütersloh für den Geschäftsbereich Familie, Jugend, Schule, Soziales und Sport: »Die Aufnahme des Studienstandortes Gütersloh in das Hochschulgesetz NRW ist ein Meilenstein für den Bildungsstandort Stadt Gütersloh. Die Bildungsinfrastruktur wird immer mehr zu einem entscheidenden Standortfaktor. Die Stadt Gütersloh wird damit noch attraktiver für junge Leute als zukunftsorientierter Ausbildungs- und Studienstandort. Gleichzeitig wird hier Hochschulbildung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau mit ostwestfälischer Bodenständigkeit kombiniert, da die enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Gütersloh und der Region ein besonderes Merkmal der Arbeit der Fachhochschule Bielefeld in Gütersloh ist.« (lk)