Zahlen bestimmen dieser Tage einiges. Neuinfektionsraten, R-Werte und 7-Tage-Inzidenzen sind bekannte Indikatoren, die über das öffentliche Leben (mit)bestimmen. Auch beim Blick auf ein anderes Zahlenwerk, den nun veröffentlichten diesjährigen Strukturbericht für den Kreis Gütersloh, lässt sich die Corona-Pandemie nicht ausblenden. Schließlich sind die ersten Folgen der Pandemie samt ihrer Eindämmungsmaßnahmen auch in den aktuellen Kennzahlen zum Teil erkennbar.
So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig-Beschäftigten rückläufig – zum ersten Mal, seit mehr als zehn Jahren. Auch die gemeldeten Arbeitsstellen im Kreis Gütersloh gehen zurück und es ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erkennen. Die negative Entwicklung dieser Indikatoren hat auch mit der Pandemie zu tun, diese ist aber wohl nicht der wesentliche Treiber: »Die Eindrücke der Corona-Pandemie sind bereits zu erkennen, aber wir müssen davon ausgehen, dass viele Folgen erst in den kommenden Jahren sichtbar werden«, sagt Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der Pro Wirtschaft GT, die den Strukturbericht in Auftrag gegeben und veröffentlicht hat. »Womöglich sind die erstmals sinkenden Zahlen in diesen Bereichen eher die ersten Anzeichen eines digitalen Strukturwandels, der für den Kreis Gütersloh eine Herausforderung sein wird«, so Pförtner.
Auch, wenn das gesamte Ausmaß der Krise in dem diesjährigen Bericht noch nicht sichtbar ist, zeugen zahlreiche Indikatoren dennoch von einer gewissen Widerstandsfähigkeit des Kreis Güterslohs. Trotz Krise haben sich laut des Strukturberichts zahlreiche Indikatoren und Kennzahlen positiv entwickelt – der starke industrielle Kern im Kreis liefert dafür die Basis. Ausgehend von einem bereits sehr hohen Niveau, liegen die Entwicklungen der Anzahl der Betriebe, die Umsatzentwicklung und die Zahl der Beschäftigten im Industriesektor deutlich über den Vergleichswerten von Land und Bund. Auch zeigt sich der Kreis Gütersloh weiterhin als Innovationsmotor. Die Dichte der angemeldeten Patente liegt weit über dem OWL-, Landes- oder Bundesschnitt. Darüber hinaus wurden im Jahr 2020 deutlich mehr Gewerbe gegründet als abgemeldet.
Neben den positiven Kennzahlen, zeigen einige Ergebnisse des Strukturberichts aber auch Handlungsbedarfe auf. »Wir haben im Vergleich zu anderen Regionen vergleichsweise wenig Frauen in sozialversicherungspflichtiger-Beschäftigung. Dieser Entwicklung sollten wir entgegenwirken, unter anderem in dem wir bestimmte Berufsfelder für Frauen attraktiver gestalten. Darüber hinaus sollte das Ziel sein, im Kreis Gütersloh qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen, denn gerade im Bereich der Experten und Spezialisten haben wir noch Luft nach oben«, so Pförtner. Zusätzlich dazu liege laut Bericht eine große Herausforderung in der Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs. Die Aus- und Weiterbildung sowie lebenslanges Lernen seien deshalb auch weiterhin wichtige Aufgaben für den Wirtschaftsstandort Kreis Gütersloh.
Den rund 80 Seiten starken Strukturbericht, den die Pro Wirtschaft GT in Zusammenarbeit mit dem Ewas-Institut herausgegeben hat, findet sich auf www.prowi-gt.de in der Rubrik »Daten und Fakten« im Downloadbereich. Weitere Informationen gibt es bei Albrecht Pförtner, Telefon (05241) 85-1087.