Zum Abschluss des Projektes „MyHistoryMap OWL“ der Bielefelder Bildungsstätte Haus Neuland gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Fangen wir mit der schlechten an: Die 16 Projektmonate standen im Zeichen von Corona – vieles lief ganz anders als geplant. Viel entscheidender ist aber die gute Nachricht: Der Bildungsauftrag wurde trotzdem erfüllt, und das Projekt war ein voller Erfolg.
Rund 160 Jugendliche haben sich im Projektzeitraum (Januar 2020 bis April 2021) intensiv mit den Spuren des Nationalsozialismus‘ in Ostwestfalen-Lippe auseinandergesetzt. Durch selbst erstellte Medienprodukte haben sie einen Beitrag dazu geleistet, dass die NS-Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten. „Zum einen haben wir mit den Jugendlichen verschiedene Erinnerungsorte in der Region erforscht, um deutlich zu machen, dass die Verbrechen der NS-Zeit nicht weit entfernt waren, sondern direkt vor der eigenen Haustür stattgefunden haben“, berichtet Projektkoordinator Felix Tiemann, der „MyHistoryMap OWL“ gemeinsam mit seinem Kollegen Steffen Steinmann durchgeführt hat. Zum anderen war dem Team der Transfer in die Gegenwart wichtig: „Die NS-Herrschaft zieht bis heute Kontinuitäten nach sich, die aufgearbeitet werden müssen. Daher haben wir in unseren Workshops auch Formen von Diskriminierung und Alltagsrassismus in der heutigen Gesellschaft thematisiert, um den Jugendlichen zu zeigen, wie sie Diskriminierung erkennen und diesem Phänomen entgegentreten können“, erläutert Felix Tiemann weiter.
Bedingt durch die Pandemie ist das Projekt, das von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wurde, noch digitaler geworden als ursprünglich geplant. Die Projektkoordinatoren mussten viele Veranstaltungen umplanen und entwickelten alternative Formate zur Durchführung und Vermittlung der Inhalte. Rein digitale und hybride Angebote über Programme wie Microsoft Teams oder Zoom ergänzten und ersetzten viele Workshops vor Ort im Haus Neuland. „Das hat wirklich gut funktioniert, und die Jugendlichen haben super mitgearbeitet“, berichtet Felix Tiemann. „Unser junges Projektteam hat den Transfer der Bildungsarbeit auf die digitale Ebene sehr gut gemeistert“, lobt Ina Nottebohm, Geschäftsführerin vom Haus Neuland. „Nicht nur im Projekt ‚MyHistoryMap OWL‘ sondern auch mit unseren beruflichen und politischen Bildungsangeboten haben wir uns seit Beginn der Pandemie breiter aufgestellt, sodass wir viele Veranstaltungen digital realisieren können.“
Dennoch waren sowohl die Projektkoordinatoren als auch die freien Referentinnen und Referenten, die an der Durchführung der Workshops beteiligt waren, froh, als sich die Pandemiesituation im Sommer 2020 entspannte. „In den Sommermonaten konnten wir unter Auflagen einige Veranstaltungen vor Ort im Haus Neuland durchführen und auch aufgeschobene Exkursionen nachholen“, so der Projektkoordinator. Besucht wurden unter anderem die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg, die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne in Schloß Holte-Stukenbrock, das Archäologische Freilichtmuseum in Oerlinghausen, das Hermannsdenkmal in Detmold, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica und das Museum Wäschefabrik in Bielefeld.
Über alle im Projekt bearbeiteten Orte informiert auch eine eigens erstellte Broschüre, die auf der Projekt-Webseite zum Download bereitsteht. Zu einzelnen Erinnerungsorten haben die Jugendlichen Videos und Podcasts erstellt, die in eine interaktive Karte eingebunden wurden. Diese „HistoryMap OWL“ kann auch über das Projektende hinaus auf der Homepage angeschaut werden: www.historymap.de