Gütersloh (gpr). Seit 2015 finden die »Aktionstage für Vielfalt« rund um den 17. Mai in Gütersloh statt. Sie befassen sich in unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktionen mit den Themen der sexuellen, geschlechtlichen und emotionalen Selbstbestimmung, dem Kampf gegen Stigmatisierung, Ablehnung und Queerfeindlichkeit sowie mit Fragen der Sichtbarkeit von homo-, bisexuellen, »trans«-, »inter«- Menschen in Gütersloh. Am 17. Mai 1990 strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel psychischer Erkrankungen. In Erinnerung an diesen Tag findet seit 2005 weltweit zum 17. Mai der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (englisch »IDAHOBIT«) statt – seit 2013 und bis 2019 nahmen auch hunderte Menschen aus Gütersloh teil.
Im Rahmen der »Aktionstage für Vielfalt« wehen auch in diesem Jahr wieder die Regenbogenflaggen vor dem Rathaus, und der Regenbogen ist an der Rathausfassade sichtbar. So wird deutlich und auch als Statement der Stadt sichtbar: »Gütersloh ver/liebt sich – egal, ob lesbisch, trans, bi, hetero, inter oder schwul! Liebe ist Liebe und Mensch ist Mensch«. Wo vor zwei Jahren noch ein buntes Fest mit vielen Menschen das Bild prägte, verlangt Corona auch in diesem Jahre andere Formen der Darstellung. Unter dem Motto »Dein Platz ist hier – 13 Farben, 13 Stühle, 13 Statements« setzten die Veranstaltenden am heutigen 17. Mai ein Zeichen auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Die ash Gütersloh gGmbH hat 13 Stühle in 13 verschiedenen Farben gestaltet. Jeder Stuhl und jede Farbe besitzt eine Bedeutung, die von den teilnehmenden Gruppen interpretiert wird. »Wir lieben vielfältige Menschen. Bei uns in der ash ist jeder Mensch willkommen, und wir sagen gern: Dein Platz ist hier«, erklärt Bettina Müller-Maiweg von der ASH. Die 13 Farben setzen sich aus den sechs Farben der bekannten Regenbogenflagge, den drei Farben der »Trans«-Flagge und zwei Farben für »Black Indigen People of Color« (schwarze, indigene Personen) zusammen. Die fortlaufende Sammlung der Fotos ist unter anderem auf den Social-Media-Kanälen von »Gütersloh ver/liebt sich« zu finden und zum Abschluss in der Stadtbibliothek an der Fensterfront an der Blessenstätte zu sehen. Für weitere Statements zum Internationalen Tag gegen Homo-, Trans-, Bi-, Inter- und Trans-Feindlichkeit gibt es eine Datei zum Selbstausdruck unter www.gt-verliebtsich.de. Die Aktionstage für Vielfalt werden seit 2016 vom Fachbereich Chancengleichheit und Vielfalt, Gleichstellung und Integration der Stadt Gütersloh federführend koordiniert.
Die Initiative »Gütersloh verliebt sich« mit ihrem Begründer Stefan Matthias Pape erinnert seit 2013 an den internationalen Tag gegen Homo-, Trans-, Inter- und Bi-Feindlichkeit am 17. Mai. »Sichtbarkeit schafft die Sicherheit, dass queerliebende und -lebende Menschen in einer der wichtigsten Facetten des menschlichen Seins gesehen werden – der Fähigkeit zu lieben und der individuellen Identität«, betont Pape. Die Aktionstage für Vielfalt haben sich im Jahr 2016 diesem Gedanken angeschlossen. Seitdem beteiligen sich immer mehr Gruppen, Initiativen und Anlaufstellen, um Geschlechtervielfalt in der Stadt Gütersloh sichtbar zu machen. Sie werben für Akzeptanz und bieten Unterstützungs- oder Beratungsangebote an. »Viele Lesben, Schwule, Inter- und Trans-Personen erleben Benachteiligungen, kämpfen um Respekt und Wertschätzung«, sagt Inge Trame, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gütersloh. »Vieles hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, aber wir können mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein.«
Weitere Angebote
Bis voraussichtlich Ende Mai zeigt die Stadtbibliothek Gütersloh im 1. Obergeschoss an der Blessenstätte die Comic-Ausstellung »Ach, so ist das?!«. Die Wanderausstellung der Zeichnerin Martina Schradi thematisiert mit Hilfe von Comicreportagen unterschiedliche Identitäten, Lebensweisen, Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Alltag von queeren Menschen. Der wöchentliche Online-Medientipp ebenso wie alle neun Schulmediotheken widmen sich in ihren Büchertipps dem Thema Geschlechtervielfalt. Am Mittwoch, 19. Mai, lädt die Elterngruppe OWL zum offenen Online-Treffen ein. Dort können sich Eltern von queerliebenden und queerlebenden Kindern austauschen und Fragen stellen. Am Freitag, 21. Mai, gibt es eine »ARTNight« bei der AWO. In dem Kreativworkshop setzen sich die Teilnehmenden künstlerisch mit dem Thema Vielfalt auseinander und erstellen unter Anleitung eine bunte Skyline von Gütersloh. Weitere Infos gibt es per E-Mail. Auf dem Gelände der LWL-Klinik wird es eine Rauminstallation aus Stühlen als Symbol für Toleranz und gegen Ausgrenzung geben. Die sechs Stühle in den Regenbogenfarben symbolisieren die breite Geschlechtervielfalt.
Die Veranstalter und Veranstalterinnen der Aktionstage für Vielfalt und die Initiative »Gütersloh verliebt sich« sind der Arbeitskreis Jungenarbeit Kreis Gütersloh, der Arbeitskreis Mädchenpädagogik Stadt Gütersloh, die ASH Gütersloh gGmbH, der AWO-Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe, Fachdienste für Migration und Integration und Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit, die AWO-Sexualpädagogik und Aidsprävention, BEFAH – Elterngruppe OWL – Eltern homosexueller Töchter und Söhne, Fachbereich Chancengleichheit, Vielfalt, Gleichstellung und Integration, Stadt Gütersloh, der Fachbereich Schule und Jugend, Abteilung Kinder- und Jugendförderung, Stadt Gütersloh, die Frauenberatungsstelle »Frauen für Frauen«, »Frei:Raum 17/Queer-Treff«, die Initiative »Gütersloh verliebt sich«, die KK-Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizeibehörde Gütersloh, Pro Familia Gütersloh, die Stadtbibliothek Gütersloh GmbH, der Verein »Trotz Allem«, das LWL-Klinikum Gütersloh.
Zum Hintergrund
Die »LGBTIQ«-Bewegung hat maßgeblich ihren Ursprung in dem Widerstand gegen willkürliche Polizeigewalt in New York City im Juni 1969. Damals fanden regelmäßig polizeiliche Kontrollen und Festnahmen in Bars und Clubs der »LGBTIQ«-Community statt. Vor allem schwarze »Trans«-Personen waren betroffen. Sie waren auch die ersten Personen, die Widerstand leisteten, und stehen damit an der Spitze der Gruppe für sexuelle, geschlechtliche und emotionale Selbstbestimmung.