Nach nahezu 15 Monaten Zwangspause stehen die deutschen Messestandorte vor dem Neustart. Davon profitieren auch die gastgebenden Städte von Frankfurt bis Husum: Die 180 nationalen und internationalen Messen trugen 2019 etwa 28 Milliarden Euro oder 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zur deutschen Wirtschaftsleistung bei.
Mit der Landes-Bauausstellung in Magdeburg begann am vergangenen Wochenende in Deutschland wieder der physische Messebetrieb, weitere 150 Messen sind bis zum Jahresende in der ganzen Republik geplant. Lange hat die Messewirtschaft auf ein Ende des Stillstands gewartet: Die Lockdowns seit März vergangenen Jahres haben Präsenzmessen nahezu unmöglich gemacht. Ein herber Schlag für die Branche, denn mit zehn Prozent Weltmarktanteil ist Deutschland der größte Standort für Messen. Auch die ausländischen Besucher blieben aus, denn selbst wenn hier und da kleinere Veranstaltungen vor allem in den Sommermonaten stattfanden, so sorgte der eingeschränkte Flugverkehr für Ernüchterung. 2020 fiel der wirtschaftliche Effekt der Messen um 75 Prozent auf nur noch gut sechs Milliarden Euro. Normalerweise stellt das Ausland 60 Prozent der Messeaussteller und 30 Prozent der Besucher. Die vielen Fern-Anreisenden führen zu ausgelasteten Hotels und guten Geschäften in den Top-Messestandorten wie Frankfurt, Hannover, Köln oder Leipzig.
Messen schaffen tausende Arbeitsplätze
Zwar erfordern Messen erhebliche Investitionen in die Infrastruktur – so wird in Frankfurt gerade eine neue Messehalle für über eine Milliarde Euro gebaut – doch Messen sind vor allem beschäftigungsintensiv. In einer Untersuchung für das Jahr 2017 wurde für Frankfurt eine Beschäftigungswirkung von 18.500 Arbeitsplätzen bei Ausgaben der Aussteller und Besucher in Höhe von über 2,8 Milliarden Euro ermittelt. Das Wiederanfahren des Messebetriebs ist damit auch für den Arbeitsmarkt der inländischen Standorte immens wichtig.
Präsenzmessen sind meist nicht zu ersetzen
In der Lockdown-Zeit haben Online-Messen einen deutlichen Schub erfahren: Veranstaltungen wie die Kölner Videospielemesse Gamescom konnten aufgrund der digitalen Produkte und der Online-Affinität der Besucher gut ins Web verlagert werden. Auch Ende August 2021 wird die Veranstaltung wie im Vorjahr rein digital stattfinden. Doch Messen für nicht-virtuelle Güter, wie Lebensmittel oder Fahrzeuge, leben weiterhin von den Begegnungen, bei denen Aussteller und potenzielle Käufer sich über die Ware austauschen. Hybride Konzepte, die standortgebundene Veranstaltungen mit einem erweiterten Online-Angebot kombinieren, dürften infolge der Pandemieerfahrungen zukünftig deutlich häufiger stattfinden – sie können die klassische Messe aber nicht ersetzen.