Viele Produkte aus Einwegplastik sind in Deutschland ab morgen verboten. Ob diese Maßnahme sinnvoll ist, bleibt fraglich: Das Aus für bestimmte Einwegplastikprodukte ist aus ökologischer Sicht nur dann ein Gewinn, wenn Ersatzprodukte umweltfreundlicher hergestellt und oft genutzt werden.
Am 3. Juli 2021 tritt das europaweite Verbot von bestimmten Einwegplastikprodukten in Kraft. Davon sind Artikel betroffen, für die es Alternativen gibt, beispielsweise Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe, Wattestäbchen oder Einweggeschirr aus konventionellem Plastik und aus sogenanntem Bioplastik. Außerdem dürfen To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor nicht mehr produziert und in den Handel gebracht werden. Andere Einweggetränkebecher sind weiterhin erlaubt. Vorhandene Ware darf noch verkauft werden.
Das bedeutet aber nicht, dass die Alternativen automatisch umweltfreundlicher sind. Das zeigte sich bereits bei den Plastiktüten mit einer Wandstärke von unter 50 Mikrometer, die ab Januar 2022 verboten sind. Bereits seit 2016 kosten praktisch alle Plastiktüten im deutschen Einzelhandel aufgrund einer freiwilligen Selbstverpflichtung Geld. Zwischen 2015 und 2019 hat sich die Ausgabe von Kunststofftragetaschen um 70 Prozent reduziert. Allerdings sind viele Einzelhändler einfach von Plastik- auf Papiertüten umgestiegen, und die schneiden in verschiedenen Ökobilanzen schlechter ab als Kunststofftüten, da die Herstellung viel Material und Energie benötigt.
Beste Ökobilanz haben Recycling-Plastiktüten
Plastiktüten sind nicht per se schlecht und können unter bestimmten Bedingungen die bessere Alternative für die Umwelt sein. So hat eine Plastiktüte mit einem Recyclinganteil von 80 Prozent von allen untersuchten Tragetaschen die beste Ökobilanz, das geht aus einer Studie der Eidgenössischen Material- und Forschungsanstalt hervor. Letztlich ist entscheidend, wie häufig eine Tüte verwendet wird – das hängt wiederum von der Stabilität des Materials ab. Die Tragkraft einer Papiertüte ist bekanntlich niedrig.
Anstelle von Verboten sollte man auf nachhaltige Lösungen in Richtung Wiederverwertung und Wiederverwendung setzen, beispielsweise über Mehrwegsysteme. Auch das neue Verpackungsgesetz verpflichtet alle, die Essen und Trinken verkaufen, ab 2023 eine Mehrwegalternative anzubieten. Beim Recycling haben deutsche Unternehmen eine hervorragende Ausgangsposition: Sie sind besonders innovativ und belegen die vorderen Plätze bei den Patenten für moderne Technologien, mit denen sich Kunststoff bestmöglich recyceln lässt.