Auch die Holzverarbeitungsbranche leidet massiv unter Engpässen durch die Corona-Pandemie, jedoch ist das Virus für die heimischen Holzverarbeiter nur noch eine weitere Belastung neben anderen. Konkret zur Preisexplosion an den Rohstoffmärkten informierte sich der Landtagsabgeordnete Raphael Tigges beim örtlich ansässigen Sägewerk und Palettenhersteller Heinrich Lüffe-Baak GmbH & Co.KG in Greffen über die schwierige Situation.
»Die Situation in der Holzwirtschaft ist kritisch«, mahnt Geschäftsführer Tobias Lüffe-Baak. Die Corona-Pandemie reihe sich in eine Kette von Problemen ein, welche zur aktuell prekären Situation in der Branche führten. Obwohl sich der Betrieb bis jetzt über noch keinen Corona-Fall freuen durfte, zeigt sich die Tragweite der Pandemie auf andere Weise. Die Lieferengpässe beim Rundholz sowie bei fertig geschnittenen Brettern, führten zu großen Herausforderungen in der Versorgung der eigenen Palettenproduktion. Dieses Problem betrifft die gesamte holzverarbeitende Branche vom Dachdecker bis zum Zimmermann und eben auch Holzkisten- und Holzpalettenhersteller. Ausbleibende Schnittholzlieferungen aus Deutschland, Schweden und osteuropäischen Ländern kann die Firma Lüffe-Baak bisher durch einen erhöhten Einschnitt in seinem eigenen Sägewerk ausgleichen. Dies reicht ihm aber gerade, um die Bedarfe seiner Stammkunden zu bedienen. Holzverarbeiter ohne ein eigenes Sägewerk haben deutlich größere Versorgungsprobleme und können ihre Produktion nicht mehr voll ausfahren. Das bekommt der Markt in Form von einem Palettenmangel zu spüren. Als Ursache für die schwierige Lage sieht Lüffe-Baak die extrem hohe Holznachfrage in den USA, die durch die riesigen Corona-Hilfsprogramme der US-Regierung angefeuert wird. Diese Chance nutzen viele große europäische Sägewerke und exportieren ihr Schnittholz zu Rekordpreisen in die USA. Trotz der bereits stark gestiegenen Preise in Europa ist die Preisdifferenz zu den USA und auch China immer noch zu hoch.
Obwohl schon im Rahmen des Rohstoffgipfels der Wirtschaftsministerien von Bund und Ländern Gespräche geführt worden sind, erkundigt sich Tigges nach weiteren konkreten Möglichkeiten, die Holzverarbeitungsbranche nachhaltig zu unterstützen. »Eine wichtige Hilfe wäre jetzt, die Forstwirtschaft wieder neu zu denken«, berichtet Tobias Lüffe-Baak. Die heimische holzverarbeitende Industrie ist auf eine kontinuierliche Rohstoffbelieferung angewiesen. Hier vermisst Tobias Lüffe-Baak eine langfristige Versorgungsperspektive, um hohe Investitionen im Sägewerk riskieren zu können. In der Öffentlichkeit werden Menschen, die Bäume fällen, häufig als Umweltzerstörer verunglimpft. Des Weiteren gehört auch zum durch den Klimawandel erforderlichen Waldumbau eine ideologiefreie Bewertung der anzupflanzenden Baumarten. Die Nachpflanzung der von Sägewerk Lüffe-Baak zum Beispiel verarbeitete Baumart Pappel wird seit vielen Jahren nicht mehr gefördert, obwohl sie eine sehr schnell wachsende Baumart ist und nach bisherigen Erkenntnissen wenig unter den veränderten klimatischen Bedingungen leidet. Man müsse den Wald wieder als Wirtschaftsraum sehen und zur biologisch und ökonomisch sinnvollen Nutzung des Waldes zurückkehren. Es helfe niemandem, wenn neu gepflanzte heimische Bäume wie Buchen und Eichen nicht angehen oder absterben, weil es zu trocken ist. Auch alte, schlagreife Bäume auf ewig stehen zu lassen hilft dem Wald und dem Klima nicht. Nur wachsende Bäume können effektiv Kohlendioxyd aus der Atmosphäre binden. Lüffe-Baak wünscht sich ein ideologiefreies Umdenken bei der Forstwirtschaft und gibt seine Sorgen und Ideen dem Landtagsabgeordneten mit nach Düsseldorf.