Christian Menzel ist nicht so einfach zu beeindrucken. Als Rennfahrer feierte er zahlreiche Siege, unter anderem beim legendären 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Für sein Kult-Format »Fast Lap« testet er regelmäßig die faszinierendsten Sportwagen-Modelle. Aber bei der Alfa Romeo Giulia GTAm kommt auch Menzel ins Schwärmen.
»Ich bin am Nürburgring aufgewachsen, ich habe die heute historische Alfa Romeo Giulia GTAm bei Tourenwagen-Rennen auf der Nordschleife erlebt. Ich verbinde das Kürzel GTAm mit Motorsport, mit Passion«, erzählt der 50-Jährige. »Ich finde es toll, wie Alfa Romeo den Geist der damaligen GTAm ins 21. Jahrhundert übertragen hat. Man hat nicht nur einfach ein paar Buchstaben auf den Kofferraumdeckel geklebt, sondern gegenüber dem Basismodell auch wirklich technisch eine ganze Menge verändert.«
Im Vergleich zur Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio wuchtet der V6-Biturbo-Benziner der Alfa Romeo Giulia GTAm 30 Pferdestärken mehr auf die Hinterachse. Die Leistungssteigerung auf 540 Pferdestärken spielt für Menzel aber nicht die Hauptrolle. »Viel wichtiger ist die Gewichtsreduzierung um rund 100 Kilogramm. Geringes Gewicht steht für mich bei einem Sportwagen immer ganz oben, so erzielt man maximale Dynamik. Das merkst du beim Bremsen, in Kurven, beim Beschleunigen, einfach überall«, erklärt Menzel nach einigen Runden auf der Piste des TRIWO-Testcenters auf dem ehemaligen Fliegerhorst Pferdsfeld im Hunsrück.
Vom Motorsport inspirierte Komponenten
Bei der Karosserie der Alfa Romeo Giulia GTAm sind nicht nur Motorhaube und Dach aus Kohlefaser gefertigt. Auch der vordere Stoßfänger, die vorderen Kotflügel, die Verbreiterungen der vorderen Kotflügel, der Frontsplitter und der manuell verstellbare Heckflügel bestehen aus dem ultraleichten Material. Darüber hinaus wird Kohlefaser für die Kardanwelle sowie das Monocoque der Schalensitze eingesetzt. Aluminium kommt unter anderem beim Motor, bei Türen und dem Fahrwerk zum Einsatz. Auch andere gewichtsoptimierte Verbundwerkstoffe stehen für den werksseitigen Leichtbau. So wird für Seitenscheiben und Heckscheibe das aus dem Motorsport bekannte Polycarbonat verwendet.
Im Innenraum bestehen die Dekorleisten an Armaturentafel, Mittelkonsole und Türen aus Kohlefaser. Die Rücksitze machen Platz für einen Überrollbügel sowie mit Alcantara gepolsterte Aufnahmen für zwei Helme und einen Feuerlöscher. Sechspunkt-Gurte für Fahrer und Beifahrer sowie in der Farbe der Gurte gehaltene Zugschlaufen anstelle der herkömmlichen Türöffner an den vorderen Türen sind weitere Details, die vom Rennsport inspiriert sind und Gewicht einsparen.
Motor und Automatikgetriebe harmonieren perfekt
»Die Alfa Romeo Giulia GTAm ist ein puristischer Sportwagen und keine Mogelpackung. Meine Erwartungen, die ich mit dem Kürzel GTAm verbinde, werden voll erfüllt«, urteilt Christian Menzel in seiner gewohnt direkten Art.
Spitzennoten gibt der Rennfahrer dem Antrieb der Alfa Romeo Giulia GTAm, die in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt und mit dem Heckflügel in flachster Stellung eine Höchstgeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde erreicht. »Ich war zunächst ein bisschen skeptisch wegen des Turbomotors. Ansprechverhalten des Motors und der Sound sind für mich elementar wichtig, um Sportwagen-Feeling zu vermitteln. Beides kann die GTAm. Durch die zwei Turbolader zieht der V6 in jeder Situation ordentlich durch. Der Sound ist wunderbar dumpf und grollend, ohne unangenehm laut zu sein. Im Fahrprogramm ›Normal‹ sind auch längere Fahrten kein Problem für die Ohren. Aber wenn du auf abgesperrter Strecke auf »Race«Â gehst, hört sich die GTAm wie ein richtiges Rennauto an.«
Zur Serienausstattung des bislang leistungsstärksten Serienfahrzeugs von Alfa Romeo gehört das Achtgang-Automatikgetriebe, das auch manuelle Schaltvorgänge ermöglicht. »Das brauchst du aber im normalen Alltag nicht. Das Getriebe passt perfekt zum Motor. Es macht in Stellung Automatik alles richtig, es schaltet immer dann, wenn du es erwartest«, beschreibt Menzel.
Auf der vergleichsweise kurvenreichen Teststrecke in Pferdsfeld kann Menzel die üppige Motorleistung und 600 Newtonmeter maximales Drehmoment ebenso wie die High-Performance-Bremsanlage von Brembo mit Sechskolben-Sattel vorn und Vierkolben-Sattel an der Hinterachse voll auskosten. Für die vom Fotografen gewünschten Drifts muss der Rennfahrer alle Register ziehen und die elektronische Fahrdynamikregelung »Alfa D.N.A. Pro« in den Modus »Race« schalten. »Das Fahrwerk mit elektronisch kontrollierten Stoßdämpfern ist schon extrem gut. In Kombination mit den für die GTAm gewählten Cup-Reifen von Michelin baut die Hinterachse so viel Grip auf, dass Driften fast unmöglich ist.«
Aerodynamik mit ideen aus der Formel 1
Auch die ausgeklügelte Aerodynamik kommt auf dem winkligen Kurs auf dem ehemaligen Flugfeld nur begrenzt zum Tragen. Die Alfa Romeo Giulia GTAm verfügt über einen manuell verstellbaren Frontsplitter sowie einen ebenfalls mit wenigen Handgriffen in drei Stellungen justierbaren Heckflügel. Der glatte Fahrzeugunterboden, die Seitenschweller und der Heckdiffusor optimieren die aerodynamische Balance weiter. Das Ergebnis: Die Alfa Romeo Giulia GTAm erzeugt einen drei Mal höheren Abtrieb als das im Segment bereits vorbildliche Basismodell Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio.
An der gemeinsam mit den Spezialisten von Sauber Engineering durchgeführten Entwicklung der Aerodynamik-Komponenten für die Alfa Romeo Giulia GTAm waren auch die Formel-1-Fahrer Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi beteiligt, die Piloten des Teams Alfa Romeo Racing ORLEN. Gefertigt werden die Kohlefaser-Komponenten ebenfalls bei Sauber.
»Eine gute Aerodynamik bringt Fahrstabilität in allen Situationen. Um die aerodynamische Effizienz der GTAm im Detail zu testen, müsste ich die Alfa Romeo Giulia GTAm allerdings nochmal auf der Nordschleife des Nürburgrings fahren«, sagt Christian Menzel mit einem Augenzwinkern.