Berlin (ots) Was erwarten die Menschen in Deutschland von einer möglichen Steuerreform nach der Bundestagswahl? Wer soll mehr zahlen, wer soll entlastet werden? Eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des ARD-Politikmagazins Kontraste ergibt eine klare Präferenz für eine höhere Besteuerung höherer Einkommen.
Auf die Frage: »Was meinen Sie: Sollten Personen mit höherem Einkommen mehr Steuern zahlen, weniger Steuern zahlen oder sollten deren Steuern gleichbleiben?« antworteten 67 Prozent der Befragten, dass diese Gruppe mehr Steuern zahlen sollte. Fünf Prozent der Befragten plädieren für eine Steuersenkung für höhere Einkommen, während 24 Prozent wollen, dass die Steuerbelastung für diese Gruppe so bleibt. Drei Prozent gaben »weiß nicht« an.
Nur FDP- und AFD-Anhänger sind mehrheitlich gegen höhere Steuern auf höhere Einkommen
Sehr aussagekräftig ist die Umfrage hinsichtlich der Parteianhängerschaft. Besonders Menschen, die bei der Bundestagswahl Grüne (82 Prozent), SPD (80 Prozent), Linke (75 Prozent) bevorzugen und sogar 62 Prozent der Unionswähler befürworten höhere Steuern auf höhere Einkommen. Auch jeweils 48 Prozent der AFD- und FDP-Anhänger befürworten höhere Steuern auf höhere Einkommen. In der Gruppe der Menschen ohne Parteipräferenz zur Bundestagswahl meinen 68 Prozent, dass höhere Einkommen höher besteuert werden sollten.
Mehrheit nur für Steuerentlastung bei niedrigen Einkommen
Wie soll mit der Mittelschicht umgegangen werden? Auch dazu liefert die Umfrage Ergebnisse: Nach der Steuerbelastung für mittlere Einkommen gefragt meinen 65 Prozent der Befragten, dass für diese Gruppe die Steuern so bleiben sollten wie sie sind. 29 Prozent wünschen sich eine Entlastung für diese Gruppe, während 3 Prozent meinen, mittlere Einkommen sollten höher besteuert werden und drei Prozent »weiß nicht« oder »keine Angabe« angegeben haben. Für die Gruppe der niedrigen Einkommen wünschen sich 67 Prozent der Befragten künftig weniger Steuern, während 30 Prozent meinen, die Steuerbelastung sollte hier gleichbleiben und ein Prozent der Befragten niedrige Einkommen höher besteuern möchte.
Mehrheit für aufkommensneutrale Steuerreform – nur zwölf Prozent wollen Einnahmeverluste des Staates
Auch bei den Staatseinnahmen generell ergab sich ein eindeutiges Meinungsbild. Auf die Frage: »Sollte der Staat nach einer Steuerreform für öffentliche Aufgaben und Investitionen künftig mehr Geld, weniger oder genauso viel Geld wie jetzt zur Verfügung haben?« antworten 42 Prozent der Befragten, der Staat solle künftig genauso viel Geld zur Verfügung haben. 35 Prozent wollen dem Staat sogar mehr Geld zugestehen, während nur 12 Prozent der Befragten dafür sind, dem Staat nach einer Steuerreform unter dem Strich Einnahmeverluste zuzumuten. Acht Prozent geben an »weiß nicht«, Drei Prozent machen keine Angabe dazu.
Sehr unterschiedlich blicken Menschen aufgeschlüsselt nach ihrer Parteipräferenz auf die Frage, ob der Staat mehr Geld einnehmen sollte. Mehr Geld für den Staat wünschen sich sogar 32 Prozent derer, die die CDU/CSU präferieren. Bei denjenigen, die andere Parteien präferieren sieht es wie folgt aus SPD 45 Prozent, »Grüne« 47 Prozent, AFD 26 Prozent, FDP 25 Prozent, »Linke« 48 Prozent, »Andere« 29 Prozent, keine Präferenz 30 Prozent.
Gleichbleibende Mittel für den Staat wünschen sich 49 Prozent derer, die CDU/CSU präferieren, bei den anderen sieht es wie folgt aus: SPD 44 Prozent, AFD 30 Prozent, FDP 51 Prozent, »Linke« 28 Prozent, »Grüne« 45 Prozent, »Andere« 26 Prozent, keine Präferenz 42 Prozent. Dass der Staat nach einer Steuerreform weniger Geld zur Verfügung haben sollte, meine bei denen, die die Union präferieren neun Prozent, bei denen, die die SPD präferieren drei Prozent, bei den »Grünen« drei Prozent, bei Anhängern der AFD 26 Prozent, bei Anhängern der FDP 19 Prozent.
Zwischen Ost- und Westdeutschen gehen die Meinungen in dieser Frage nicht sehr weit auseinander. Die Antworten der Befragten in Ost und West unterscheiden sich dabei wie folgt: mehr Geld für den Staat wollen 34 Prozent der Westdeutschen und 38 Prozent der Ostdeutschen, weniger wollen 12 Prozent (West) beziehungsweise elf Prozent (Ost) und gleichbleibende Staatseinnahmen nach einer Steuerreform wünschen sich 44 Prozent (West) beziehungsweise 37 (Ost).
Aufgeschlüsselt nach Schulbildung (Haupt-/Volksschule, Mittlere Reife und Abitur/Fachhochschulreife) findet sich die größte Zustimmung zu höheren Staatseinnahmen in der Gruppe mit Abitur beziehungsweise Fachhochschulreife (39 Prozent), gleichbleibende Einnahmen wünschen sich in der Gruppe derer mit Mittlerer Reife die meisten (44 Prozent). Dass der Staat nach einer Steuerreform weniger Geld zur Verfügung haben sollte, meinen am meisten Befragte in der Gruppe der Haupt- und Volksschüler (14 Prozent).
Für die Umfrage wurden 1312 Wahlberechtigte befragt, 858 davon in Telefoninterviews und 454 online. Der Erhebungszeitraum war der 2. bis 4. August 2021. Die Ergebnisse wurde soziodemographisch gewichtet, die Schwankungsbreite liegt bei zwei bis drei Prozent.