Die Stadt Essen und der Fitnessbetreiber »FitX« zeigen unter wissenschaftlicher Begleitung des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen, dass bei einer angepassten Steuerung der Lüftungsanlagen und unter verantwortungsvollen Hygieneauflagen ein sicherer Betrieb von Fitnessstudios möglich ist

Das Training im Fitnessstudio ist dank umfangreicher Hygienekonzepte sowie einer angepassten Steuerung der Lüftungsanlagen auch unter Pandemiebedingungen sicher – das belegt nun die vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikums Essen (IMIBE) durchgeführte Auswertung des Modellprojekts, das die Stadt Essen und der Fitnessbetreiber »FitX« gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen umgesetzt haben.

»Sport und Bewegung sind wichtig für Menschen – auch in Zeiten von Corona. Ich freue mich, dass die Studie belegt, dass Sport in der Halle auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist«, so Andrea Milz, nordrhein-westfälische Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, über die Relevanz der Ergebnisse.

Der Beauftragte der Landesregierung für Informationstechnik (CIO) Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, in dessen Bereich der Modellversuch #DigitalvsCorona verantwortet wird, freut sich: »Unsere Modellkommunen beweisen eindrucksvoll, wie mit digitalen Mitteln ein pandemiesicherer Betrieb in vielen Bereichen des täglichen Lebens möglich ist. Das ist eine gute Alternative zum Lockdown.«

Im Rahmen des Modellprojekts hat »FitX« über einen Zeitraum von vier Tagen den Kohlendioxydgehalt in der Studioluft gemessen und aufgezeichnet. Denn: Über den Kohlendioxydgehalt, gemessen in ppm (parts per million), können Rückschlüsse über die Luftqualität im Studio getroffen werden, weswegen der Kohlendioxydgehalt als Näherungsvariable für die Aerosolbelastung herangezogen werden kann. Das IMIBE wertete die Daten wissenschaftlich aus und kommt nun zu folgendem Schluss: Ein gesundheitlich-hygienischer Leitwert von einer maximalen Kohlendioxydkonzentration von 1.000 ppm wird zu jedem Zeitpunkt in jedem Bereich des Fitnessstudios gewährleistet.

Alle Fitnessbereiche weisen eine hohe bis mittlere Raumluftqualität auf. Während des gesamten Testzeitraums bewegten sich die Werte zwischen 378 ppm und 983 ppm, wobei in allen Räumen des Fitnessstudios, mit Ausnahme des Freihantelbereichs, sowie einer einzelnen Überschreitung im Bereich Fitness Eins, die Werte konstant unter 800 ppm lagen. Zur Einordnung: Bei einem Kohlendioxydgehalt von weniger als 800 ppm sprechen Experten von einer hohen Raumluftqualität, zwischen 800 und 1.000 ppm von einer mittleren Raumluftqualität.

»Wir sind beeindruckt von der Qualität der Modellierungsmöglichkeit, die zu Ergebnissen mit praktischer Relevanz führt«, bilanziert Professor Jöckel, stellvertretender Direktor des IMIBE.

Das Modellprojekt startete offiziell im Beisein von Staatssekretärin Andrea Milz sowie Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen am 21. Mai 2021 im »FitX«-Studio Essen-Limbecker Platz. Im Projektzeitraum wurden vier Tage lang, in zwei verschiedenen Szenarien, kontinuierlich die Kohlendioxydkonzentration, die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit gemessen und aufgezeichnet.

Szenario A (27. bis 28. Mai 2021): Auslastungsgrenze anhand von 15 Quadratmetern pro Person definiert


Szenario B (25. bis 26. Mai 2021): Auslastungsgrenze anhand von 20 Quadratmetern pro Person definiert


Diese Daten wertete das IMIBE nun wissenschaftlich aus. Es ist festzuhalten, dass die Personenanzahl maßgeblich für die Entwicklung der Kohlendioxydkonzentration ist und diese in Szenario A tendenziell höher war. Entsprechend ist eine reduzierte Auslastung ein wirksames Mittel, um das Risiko einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten.

»Die jetzt vorliegenden Ergebnisse liefern uns einen guten Hinweis darauf, wie wir in Zukunft und insbesondere zu bestimmten Jahreszeiten den Alltag mit Grippe- oder auch Coronaviren bestreiten können«, so Oberbürgermeister Thomas Kufen. »Ich bin dem Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie und ›FitX‹ dankbar, dass dieses Modellprojekt mit Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden konnte. Denn es gibt einer Branche und dem Sport in unserer Stadt eine gute Perspektive.«

Im Fokus des Modellprojekts stand die innovative Steuerung der Lüftungsanlagen, daneben wurden Abstands-, Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen zur Gewährleistung des sicheren Trainingsbetriebs umgesetzt. Hintergrund ist, dass die Studios grundsätzlich über Lüftungsanlagen verfügen, die so geregelt werden können, dass kein Umluftbetrieb stattfindet, sondern 100 Prozent Außenluft zugeführt wird. Somit kann die gesamte Studioluft mehrfach die Stunde vollständig ausgetauscht werden. Da die Kohlendioxydkonzentration als Näherungsvariable für die Aerosolbelastung herangezogen werden kann, wird der Kohlendioxydgehalt kontinuierlich überwacht und die Lüftungsanlagen bei Erreichen eines technischen Regelwertes von 650 ppm automatisch hochgefahren, um die Kohlendioxydkonzentration zu reduzieren. Durch zusätzliche, umfassende Hygiene-Konzepte und Maßnahmen kann davon ausgegangen werden, dass das Ansteckungsrisiko erheblich minimiert werden kann.

»Wir freuen uns sehr, dass die wissenschaftliche und unabhängige Auswertung des IMIBE belegt, wofür wir in den vergangenen Monaten immer wieder sensibilisiert haben: Das Training im Fitnessstudio kann vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie unter verantwortungsvollen Hygieneauflagen sicher stattfinden – und ist im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung zwingend zu ermöglichen. Entsprechend sind etwaige neue Schließungen unbedingt zu vermeiden, da wir davon überzeugt sind, dass diese nicht angemessen sind, wie wir jetzt wissenschaftlich belegen konnten«, so »FitX«-Geschäftsführer Markus Vancraeyenest.

Den vollständigen Abschlussbericht des IMIBE gibt es unter https://www.imibe.de/institut/aktuelleForschung/index.php …