Es gibt Corona-Krankheitsverläufe, die offenbar trotz vollständigen Impfschutzes ins Krankenhaus führen. Seit dem 29. Juli wurden in Krankenhäusern im Kreis Gütersloh insgesamt 25 Patienten wegen COVID-19 behandelt. Davon waren drei vollständig geimpft. Wie kann das sein? Prof. Dr. Dietrich Paravicini, ehemals Chefarzt der Intensivmedizin im Städtischen Klinikum Gütersloh, unterstützt seit Juli 2020 die Kreisverwaltung im Corona-Einsatz und nennt dafür mehrere Gründe:
»Es ist wohl so, dass nicht alle Menschen gleichermaßen von der Impfung profitieren. Die Immunantwort des Körpers auf eine Impfung fällt unterschiedlich aus. In seltenen Fällen kommt es zum sogenannten Impfdurchbruch, eine Erkrankung trotz Immunisierung.« Der Faktor Zeit sei ein weiterer Grund dafür, dass jemand trotz doppelter Impfung krank werden könne, denn die Wirkung der Vakzine ließe mit der Zeit nach. Auch Varianten spielten eine Rolle. Gerade bei der Delta-Variante sei die Viruslast auch bei den Geimpften in den ersten Tagen einer Infektion sehr hoch. Man sei dann ansteckend und habe dabei möglicherweise sogar starke Symptome. Bei Geimpften gingen jedoch – im Gegensatz zu Ungeimpften – sowohl die Viruslast als auch die Symptomatik rasch zurück.
»Impfschutz ist keine 100-Prozent-Versicherung, Impfschutz trägt dazu bei, dass Krankheitsverläufe milder sind«, so ordnet Paravicini den Nutzen der Covid-Impfung ein. »Man ist auf jeden Fall gut beraten, sich impfen zu lassen, denn wer geimpft ist, entwickelt im Falle einer Infektion seltener einen schweren Verlauf als Ungeimpfte. Mit Impfdurchbrüchen hat man immer zu tun, das ist normal. Wir wollen hoffen, dass das nicht allzu oft vorkommt.«