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Robert, Miriam, Manuel, Gilda Müller & Giovanni Abrignani, 29. August 2021 bis 13. Februar 2022
Der berühmte Schweizer Eisenplastiker Robert Müller (1920 bis 2003) zeigt mit seinen 1975 in der Psychiatrischen Klinik angefertigten Zeichnungen wenig bekannte Seiten. In der Klinik von Trapani/Italien entdeckt er zudem das Werk des Art-Brut-Künstlers Giovanni Abrignani (1899 bis 1977).
Der Sohn Manuel Müller, geboren 1955, ist autodidaktischer Holzbildhauer und in der Welt der Outsider Art international angesehen. Hingegen sind die surrealistisch anmutenden Bilder seiner Mutter Miriam Müller Shir (1926 bis 2007), einer Goldschmiedin aus New York, noch eine Neuentdeckung. In diesen Familienreigen zwischen Insider- und Outsider-Art reiht sich die Zeichnerin Gilda Müller, geboren 1992, ein, Tochter Manuel Müllers, die sich mystischen Zwischenwelten widmet.
Künstlerfamilien
Künstlerfamilien haben eine besondere Dynamik, insbesondere wenn sich die Künstlerpersönlichkeiten zwischen Insider und Outsider Art bewegen. Alle besitzen ihre unverwechselbare Identität und doch zeigen sich in der Hinwendung zu Techniken und Materialien, in verwandten Themen oder einer existentiellen Haltung die Familienbande.
Zwischen Insider und Outsider Art
»Vielleicht ist das Gelände zwischen Präzision und Wahnsinn nur die Konstruktion einer Psychotopografie, die es so gar nicht gibt. Es liegt am Betrachter zu entscheiden, was daran plausibel und was daran Poesie ist«, so Markus Brüderlin, Kunsthistoriker, Kurator und Publizist.
Als »Eisen-Müller« ist Robert Müller (1920 bis 2003) berühmt geworden und mit seinen Eisenplastiken an internationalen Ausstellungen, den Biennalen in Venedig und São Paulo und der documenta vertreten. Als er 1975 mit dem Kunstbetrieb bricht, gerät er nicht nur in eine tiefe Krise, die ihn in die psychiatrischen Kliniken von Trapani/Italien und Cery bei Lausanne führt, sondern er katapultiert sich mit den dort entstehenden Arbeiten auch ins künstlerische Outside. Nach all den Erfolgen ist er ein Suchender, der in der inneren Emigration sich und seinen Ausdruck noch finden will. Zugleich entdeckt er in Trapani das Werk des Art-Brut-Künstlers Giovanni Abrignani (1899 bis 1977), das er, fasziniert von dessen freien Bildsprache, umgehend aufkauft.
Porträts seiner Frau Miriam Müller Shir (1926 bis 2007) reflektieren ihre Beziehung, während Miriam Müllers eigene surreale Miniaturbilder immer autobiografische und familiäre Bezüge aufweisen, mit denen sie an Frida Kahlo erinnern. Auch ihr Werk steht outside des Kunstbetriebes und ist noch eine Neuentdeckung. Aufgewachsen in New York ist sie eine vielversprechende junge Malerin sowie ausgebildete Goldschmiedin und Keramikerin, als sie Robert Müller in Paris trifft und 1954 heiratet. Der Kurator Harald Szeemann ist dem Paar eng verbunden und ihre Freundschaft ist in einer kleinen Goldschmiedearbeit Miriams verewigt.
Der gemeinsame Sohn Manuel Müller, geboren 1955, ist autodidaktischer Holzbildhauer und in der Welt der Outsider Art international angesehen. Vielleicht aus Abgrenzung zum bekannten Vater, vielleicht nach dessen Enttäuschung skeptisch gegenüber dem Kunstmarkt, hat er sich nie in den Kunstbetrieb begeben und ist immer ein künstlerischer »Eigengänger« geblieben. Finden sich auch Parallelen zwischen Vater und Sohn, fühlt er sich dem Wesen der Mutter und ihrem Werk näher. In diesen Familienreigen reiht sich Gilda Müller, geboren 1992, ein, Tochter Manuels, die sich zeichnend mystischen Zwischenwelten widmet. Vom Großvater über den Vater hat sie zudem die Liebe zu alten Schriften übernommen.
Zur Entstehung der Ausstellung
2017 zeigte das Kunstmuseum Solothurn die Ausstellung »Eine Künstlerfamilie. Robert, Miriam und Manuel Müller« mit Betonung ihrer eigenständigen Positionen. Das Museum im Lagerhaus erweitert das Thema um ein Crossover zwischen Insider- und Outsider-Art und setzt die Arbeiten in einen Dialog.
Kuratorin: Dr. Monika Jagfeld, Museumsleiterin
Stimmen zu den Künstlern
»Robert, ein Erforscher der Triebe und der dazugehörigen Unterwelt«, Paul Nizon.
»Nie hat [Robert Müller] gemacht, was man von ihm erwartete. Zwangsläufig ist die Überschneidung dessen, was ein solcher Künstler hervorbringt, mit den Bedürfnissen des Kunstbetriebs nur punktuell möglich. […] Wirkliche Unabhängigkeit hat ihren Preis«, Matthias Frehner, ehemaliger Direktor des Kunstmuseums Bern.
»In jeder Hinsicht befindet sich Manuel Müller in einer Grenzposition. Nichts ist jedoch weniger unentschlossen als diese Erkundung des Dazwischen, die uns zu den Prämissen der Objektivität führt«, Michel Thévoz, ehemaliger Direktor der ›Collection de l’Art Brut‹, Lausanne.
»Miriam – wie viel mehr als der goldene Schatten«, Rainer Michael Mason, Kunsthistoriker, Konservator, Genf.
Programm
Samstag, 11. September 2021 Neustart-Festival Sankt Gallen
Sonntag, 17. Oktober 2021, 11 Uhr, und Sonntag, 13. Februar 2022, 11 Uhr Artist-Talk mit Manuel Müller, Manuel Müller und Museumsleiterin Monika Jagfeld führen im Dialog durch die Ausstellung.
Sonntag, 7. November 2021, 15 Uhr, Kunst, Kaffee, Kuchen, zwischen Inside und Outside: Kunstbetrachtungen von Matthias Frehner, ehemaliger Direktor Kunstmuseum Bern.
Führungen in Gebärdensprache
Dienstag, 21. September 2021, 18 Uhr, und Dienstag, 11. Januar 2022, 11 Uhr