Am vergangenen Sonntag, 22. August 2021, beehrte der Reiseschriftsteller Michael Roes das Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg mit einem Besuch. Vor der idyllischen Kulisse des Literaturmuseums gab der aktuelle Droste-Preisträger im Innenhof eine Kostprobe aus seinem aktuellen Essayband »Melancholie des Reisens«. Gerahmt wurde die Veranstaltung von einer Einführung des Museumsleiters Professor Walter Gödden in das bewegte Leben und Werk des Autors sowie einem Autorengespräch zwischen dem Paderborner Literaturwissenschaftler Professor Norbert Otto Eke und Roes.
»Das ist im Grunde die tiefste Erfahrung all meiner Reisen: Dass ich mich selbst neu erfahre, vor allem viel über mich lerne«, sagt Michael Roes selbst. Davon zeugte auch seine Lesung auf dem Kulturgut. Der Autor, der in der Vergangenheit bereits verschiedene Länder wie Israel, Jemen, Mali, Marokko und Tunesien bereiste, entschied sich tagesaktuell für eine Textpassage, in der er seinen ersten Aufenthalt in Afghanistan beschreibt. Dabei ging es nicht nur um seine Beobachtungen in der Fremde, sondern vor allem auch um seine Selbstwahrnehmung als Reisender in einem fremden Land. Packend und schonungslos ehrlich erzählte Roes von brenzligen Situationen, aber auch von Momenten der Annäherung in einem unbekannten Land.
Im anschließenden Gespräch mit Eke diskutierte der Autor die Anlässe und Voraussetzungen seiner verschiedenen Reisen. In diesem Zusammenhang verneinte der Autor die Möglichkeit einer unvoreingenommenen Begegnung mit fremden Kulturen und prägte hierfür den Begriff der »Ent-Täuschung« der eigenen Perspektive. Das Publikum lauschte gebannt und stellte im Anschluss Fragen an den Künstler. Eine Besucherin aus dem Jemen ließ Roes in Erinnerungen an sein Lieblingsland und die Stadt Sanaa schwelgen. Auch nach der Veranstaltung suchten viele das Gespräch und dankten Roes für seine anregende Lesung.