München (ots)
Die geplanten Themen
Schulunterricht in der Pandemie: Nach Corona ist vor Corona
Distanzunterricht ist in etwa so effektiv wie Sommerferien. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich erschienene Studie der Goethe Universität in Frankfurt. Die Studie verlässt sich nicht aufs anekdotische, sondern beruht auf belastbaren Daten aus verschiedenen Ländern. Ein ernüchterndes Ergebnis, denn während die Schulen pandemiebedingt geschlossen waren, setzten viele darauf, dass mit Hilfe von neuentwickelten digitalen Unterrichtsmethoden Schule auch in Deutschland nicht nur machbar, sondern auch zeitgemäß reformiert werden könne. Das Problem dabei: Kinder und Jugendliche aus sogenannten bildungsorientierten Familien haben zum großen Teil tatsächlich von neuen Unterrichtsmethoden, Wechsel- und Digitalunterricht profitiert. Aber die vielen benachteiligten Schülerinnen und Schüler - das dem Kultusministerium unterstellte Institut für Bildungsanalysen geht von etwa 20 bis 30 Prozent aus – hat in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits erworbenes Wissen verlernt. Die Bildungsschere, sagt auch Bildungswissenschaftler Prof. Kai Maaz, hat sich noch weiter geöffnet. In seinem soeben erschienenen Buch fordert er: »Schule neu Denken«.
Autorin: Petra Böhm
»Via con me« – Dokfilm über Italiens Musiklegende Paolo Conte
Andere nennen ihn Italiens größten Liedermacher, er selbst nennt sich bescheiden den Anwalt und Verteidiger seiner Canzoni: Der Rechtsanwalt und Cantautore Paolo Conte hat der Welt »Azzurro« geschenkt und Italien damit eine heimliche Hymne, die während der ersten brutalen Corona-Welle von den Balkonen im ganzen Land gesungen wurde. Jetzt kommt eine liebevolle Hommage an Conte ins Kino, den, wie es Roberto Benigni sagt, »Fürsten der italienischen Musik«.
Autor: Andreas Lueg
Reenactment des NSU-Prozesses beim Kunstfest Weimar
Das Kunstfest Weimar nimmt den Jahrestag der Enttarnung der drei Haupttäter*innen des NSU-Komplexes 2011 zum Anlass den NSU-Prozess theatral aufzuarbeiten. In den Fokus rücken dabei vor allem die Opfer sowie die Leerstellen in der Aufklärung. Auch heute noch sind die Hintergründe des NSU-Komplexes unklar: Die Frage nach rechten Netzwerken sowie Verstrickungen behördlicher Organe beziehungsweise Mitwisser- und Mittäterschaft von staatlichen Strukturen sind – trotz der Untersuchungsausschüsse und des NSU-Prozesses am OLG München – nach wie vor nicht befriedigend beantwortet. Als dokumentarisch-performatives Reenactment wird eine kondensierte Rekapitulation des Prozesses entlang unterschiedlicher thematischer Schwerpunkte, auch in Bezug auf die Gegenwart, zu sehen sein. In 17 Kapiteln an 17 Tagen werden die Problemkomplexe des Münchner NSU-Prozesses verhandelt und unterschiedliche Perspektiven auf den Prozess sowie auf die bis heute nicht geklärten Fragen eröffnet.
Autorin: Petra Böhm
Moderation: Max Moor
»ttt – titel thesen temperamente« ist am Sendetag ab 20 Uhr in der ARD-Mediathek verfügbar.