Frankfurt (ots) Das Zutrauen der Deutschen in Aktien und Fonds ist im Vergleich zum Vorjahr so stark gestiegen wie in keine andere Form der Altersvorsorge. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von »YouGov« im Auftrag der HDI-Versicherung. Der Fondsverband BVI berichtet über die höchsten Zuflüsse in Aktienfonds seit dem Jahr 2000. Und in Aktien-ETFs sind in diesem Jahr so viele Gelder geflossen wie nie zuvor.

Woher kommt diese neue Liebe der Deutschen zu Aktien und zu Aktienfonds? Schließlich haben sich viele Anleger nach der Telekom- und Dot.com-Blase Anfang des Jahrtausends von Dividendentiteln abgewandt und manch einer verkündete damals: Nie wieder Aktien! Und ist diese neuerliche Zuwendung ökonomisch betrachtet überhaupt sinnvoll?

Noch vor wenigen Jahren gab es für Tagesgeld oder Bundesanleihen noch staatliche Zinsen von vier, fünf, sechs oder nach der Wiedervereinigung auch einmal neun Prozent. Inzwischen sind für Sparer harte Zeiten angebrochen. Die EZB hat den Zins praktisch abgeschafft und erhebt gar negative Zinsen für Einlagen von Banken. Da diese Negativzinsen anhalten, erheben immer mehr Institute ein Verwahrentgelt bei ihren Kunden. Dieses beträgt häufig 0,5 Prozent für Einlagen ab 50.000 oder 100.000 Euro. Nun ist auch die Euroland-Teuerungsrate auf drei Prozent im Jahr gestiegen. Wer in der sicheren Bankeinlage spart, der erleidet also einen realen Verlust von 3,5 Prozent im Jahr. Sparen lohnt sich nicht mehr, dies gilt auch für institutionelle Adressen.

Doch sind die Alternativen für sicherheitsorientierte Investoren rar. Denn die Zinsseite fällt weitgehend aus: Wer Bundesanleihen kauft und durchhält, erleidet einen sicheren Verlust, und auch die Renditen von guten Unternehmensanleihen sind im Euro äußerst mager. Als Alternative bleiben Anlagen in Immobilien, Gold, Krypto oder eben Aktien.

Nun ist der Kauf von einzelnen Immobilien mit hohen Risiken sowie Kaufnebenkosten belastet, ganz abgesehen vom Aufwand für die Verwaltung der Objekte. Viele offene Immobilienfonds wiederum treffen Wertverluste bei Büro- und Gewerbeimmobilien, zudem ist diese Assetklasse nicht vollständig fungibel. Investments in Wohnen dürften sich weiter lohnen, doch lässt sich dies gut mit dem Erwerb mehrerer Aktien oder entsprechender Fonds darstellen.

Gold bringt keine laufenden Erträge. Hinzu kommt, dass der Goldpreis sehr stark schwankt und Gold langfristig eine niedrigere Performance als Aktien erwirtschaftet. Daher hält auch der legendäre Investor Warren Buffet nichts von Gold. Wer Barren kauft, benötigt zudem ein Schließfach. Wenn überhaupt, so können Anleger über börsennotierte Produkte wie Xetra-Gold ein wenig das gelbe Metall beimischen.

Über Krypto scheiden sich die Geister. Pascal Spano vom Bankhaus Metzler vergleicht Kryptowährungen mit »Luft in Dosen« und beschreibt den Markt mit der »Greater-Fool-Theorie«. Soll heißen: Nur solange ein »Nächstdümmerer« da ist, der kauft, steigen die Preise. Zinsen oder Dividenden gibt es bei Krypto nicht und viele Strategen halten Krypto aufgrund des hohen Risikos eines Totalverlusts für nicht seriös investierbar. Hinzu kommt viel Lug und Trug auf manchen Kryptoplattformen.

Aktien weisen zwar auch hohe Risiken auf, diese lassen sich über eine sehr breit gestreute Anlage, zum Beispiel über Fonds und ETFs, sowie einen ratierlichen Einstieg merklich abmildern. Aktien habe eine reale Fundierung und werfen zudem immer noch attraktive Dividenden ab. So beträgt die Dividendenrendite für Dax und Euro Stoxx 50 nach Berechnungen der DZ-Bank rund drei Prozent (2022 erwartet). Für den Dax weist Stratege Andreas Hürkamp von der Commerzbank aktuell auf steigende Gewinne und Dividendenerwartungen hin. Zudem ist der Aktienmarkt insgesamt vor dem Hintergrund der Zinsseite und steigender Unternehmensgewinne nicht allzu hoch bewertet. Trotz aller Risiken ist die Aktienanlage zudem langfristig äußerst lukrativ. Die Investoren handeln also richtig, wenn sie derzeit wieder in Dividendentitel investieren. Aktien sind zurück.