Digitale und analoge Besucher gehen Hand in Hand, LWL-Archäologiemuseum fährt bei Führungen durch die Dauerausstellung zweigleisig
Herne (lwl) Es ist ein Experiment und führt die digitale Strategie des LWL-Museums für Archäologie auf die nächste Stufe: Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne bietet ab sofort gemeinsame Führungen für Besucher:innen vor Ort und im Internet an.
»Auch wenn der Museumsbesuch unter Einhaltung der 2G-Regeln wieder möglich ist, möchten wir unser digitales Angebot stärker im Alltag integrieren sowie analog und digital miteinander verzahnen«, erklärt Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders. Museumspädagoge Dr. Michael Lagers: »Unsere Besucher sollen gerade in den Wintermonaten die Wahl haben: Gehe ich ins Museum zu den Originalen oder schaue ich mir die Dauerausstellung bequem von zuhause aus an. Beides hat seine Vorteile.«
Zeitgleich, im Museum und per Videokonferenz, begleiten die museumpädagogischen Mitarbeiter die Teilnehmer ab Sonntag, 14. November 2021, bei öffentlichen Führungen durch die Dauerausstellung. Exponate werden aus besonderen Perspektiven vor die Kamera geholt und Repliken im Einsatz gezeigt. Das Themenspektrum reicht von der Steinzeit über die Römer und das Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Dank der professionellen technischen Ausrüstung erleben die digitalen Besucher die archäologischen Höhepunkte im LWL-Archäologiemuseum aus zwei Kameraperspektiven. Auch sie haben während der gesamten Zeit die Möglichkeit, sich über Fragen und Kommentare mit einzubringen. Lagers: »Und auch unsere Besucher:innen vor Ort profitieren, da sie gleichzeitig sowohl vor als auch hinter die Kulissen blicken können.«
Die nächsten Hybrid-Führungen im Überblick
Im Onliner durch die Epochen (kostenfrei immer am ersten Sonntag, 28. November 2021, 14 Uhr, 12. November 2021, 19. November 2021, 26. Dezember 2021, 14 Uhr) im Monat, Anmeldung nicht über Ticketpay, sondern per Telefon oder E-Mail.
Bei der Schnupperführung können sich die Besucher zurücklehnen und bequem von Zuhause auf eine Zeitreise gehen von der Steinzeit bis in die Gegenwart. In der einstündigen Live Online-Führung machen sie Station bei Europas einzigem Faustkeil aus Mammutknochen und dem prächtigsten Gefäß der Bronzezeit, der Urne von Gevelinghausen. In einer AR-Anwendung (»Augmented Reality«, zu deutsch erweiterte Realität) begegnen sie dem Fürsten von Beckum und reisen bis ans Ende des Mittelalters, wo eine Turnierrüstung aus Witten-Herbede auf die einstige Blüte der Ritterkultur hinweist. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Frühen Neuzeit bringt der Onliner die digitalen Besucher sicher zurück ins hier und jetzt.
Bewegtes Leben in der Steinzeit: Vom Neandertaler zur Seßhaftwerdung: ab 2022
Mit der dieser Führung begeben sich die Besucher auf die frühsten Spuren, die Menschen in der Region hinterlassen haben. Es sind vor allem Werkzeuge, die von Neandertaler:innen hergestellt und genutzt wurden. Wer genau die Neandertaler:innen waren, stellt das museumspädagogische Team ebenso vor wie die Umwelt, in der sie lebten. Dazu zählen unter anderem Mammuts, Höhlenbären, Wollnashörner und – seit rund 40.000 Jahren – auch der direkte Vorfahre der Menschen: der Homo sapiens. Mit seinem Auftreten veränderte sich die Region radikal. Gemeinsam spüren die Teilnehmenden die Veränderungen auf und erleben einen der größten Entwicklungssprünge der Menschheit: die jungsteinzeitliche Revolution. Was genau da vor rund 7.000 Jahren passiert ist und welche Auswirkungen davon bis heute fortleben, verrät diese Führung.
Neue Wege und fremde Sitten: die Metallzeiten: ab 2022
Die Höhepunkte der westfälischen Metallzeiten werden in dieser Führung gezeigt. Das Programm deckt einen Zeitbereich von mehr als 3.000 Jahren ab. Der Weg führt von den frühesten Hinweisen der Metallnutzung vorbei an der Urne von Gevelinghausen als einer der wichtigsten Funde Westfalens bis zum Ende der Eisenzeit. Dabei erleben die Teilnehmenden aus ungewöhnlichen Perspektiven, welchen Formenreichtum die Metallverarbeitung bot und was die Bronze- und Eisenobjekte über die Menschen dieser Zeit verraten. Sie erfahren, was es mit dem ungewöhnlichen Bechergrab aus Schirl auf sich hat und kommen den Geheimnissen der Damen von Ilse auf die Spur.
Über den Rhein mit den Römern: ab 2022
Sie waren nur für relativ kurze Zeit in Westfalen präsent und haben dennoch zahlreiche Spuren hinterlassen, die vor allem entlang der Lippe ihren archäologischen Niederschlag fanden: die Römer. In mehreren Lagern, aufgereiht wie eine Perlenkette entlang des Flusses, waren die Legionäre stationiert. Von ihrem Lagerleben berichten so alltägliche Dinge wie Zeltheringe, Kochgefäße und Schmuck, aber auch Bewaffnung und Schutzvorrichtungen. Wie von ihrer kurzen Blüte in der Region finden sich auch Spuren vom Niedergang. Beiden gehen die Besucher:innen in dieser Führung nach und entdecken das Leben der Römer in Westfalen.
Mittelalter: unterwegs zu neuem Reich: Sonntag, 14. November, und 21. November 2021, 14 Uhr
Das Grab des Fürsten von Beckum ist eine der spektakulärste frühmittelalterlichen Bestattungen Norddeutschlands. Es ist gleichzeitig der Ausgangspunkt dieses Programms, das vom 7. Jahrhundert bis in die Zeit des ausgehenden Rittertums führt. Karl der Große war es, der nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen der Region Westfalen seinen Stempel aufdrückte - ein Abdruck, der sich archäologisch in Form von Waffenfunden, christlichen Motiven und römisch geprägter Handwerkskunst fassen lässt. Diese und weitere können Besucher:innen aus neuen Perspektiven entdecken.
Die Neuzeit ans Licht gebracht: ab 2022
Die Archäologie endet nicht etwa im Mittelalter, sondern reicht bis in die Gegenwart. So gehört die Erforschung des Zeitalters der Renaissance ebenso zu ihren Aufgaben wie die des 20. Jahrhunderts. Diese Führung veranschaulicht dies anhand zahlreicher Funde wie denen aus dem Schloss Horst, wo sich die feudale Lebensweise der Schlossherr:innen anhand kostbarer und seltener Objekte ablesen lässt. Nicht weniger beeindruckend sind die Spuren des Zweiten Weltkriegs, welche die Schrecken dieser Zeit dokumentieren.
Die Weihnachtsgeschichte, Sonntag, 28. November 2021, 14 Uhr
Die Spezialführung durch die Dauerausstellung erzählt die Weihnachtsgeschichte einmal anders. Wurde Jesus tatsächlich am 24. Dezember geboren? Wieso ist Weihnachten eigentlich am 25. Dezember, und was hat es mit Traditionen wie dem gegenseitigen Beschenken, dem Adventskranz oder dem Weihnachtsbaum auf sich? Die Ausstellungsobjekte des Museums geben außergewöhnliche Antworten. Aufgepasst: Die Führung ist nicht für Kinder geeignet, die alljährlich vom Weihnachtsmann oder Christkind beschenkt werden.
Die Führungen durch die Dauerausstellung kosten als Live Online-Führung vier Euro. Die Führungen vor Ort sind kostenfrei. Zu zahlen ist der Museumseintritt. Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre haben freien Zutritt. Um Anmeldung wird in beiden Fällen gebeten zur »#Zoom«-Version über Ticketpay, zur analogen Teilnahme unter Telefon (02323) 94628-0 oder per E-Mail an besucherservice-herne@lwl.org.
Für die Anwesenheit vor Ort gilt die 2G-Regelung (geimpft, genesen) sowie das Tragen einer medizinischen Maske oder einer FFP2-Maske in den Räumen des Museums.
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