Beckum: wichtige Säule in der Frauenhilfestruktur entfällt, aufsuchende Arbeit der Beratungsstelle Tamar endet
Die Beratungsstelle Tamar der »Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen«, mit Sitz in Soest, hat in den vergangenen Jahren im Kreis Warendorf erfolgreich Frauen in der Prostitution beraten und unterstützt. Ziel der Beratungsstelle ist es, für diese Frauen ein niedrigschwelliges Beratungsangebot vorzuhalten. Das Aufsuchen einer Beratungsstelle und das Finden der richtigen Ansprechpartnerin ist für diese Frauen besonders schwierig. Deshalb suchen die Beraterinnen die Frauen dort auf, wo sie sich aufhalten. Sie beraten und begleiten die Frauen an ihren Arbeitsstätten wie Clubs, Bars oder Wohnwagen. Wann und wo sie beraten werden, passt sich an die jeweilige Situation der Frauen an.
Gerade der Wegfall dieser niedrigschwelligen Arbeit bereitet auch den Mitgliedern des »Runder Tisch gegen Gewalt an Frauen und Kindern im Kreis Warendorf« Sorgen. Diesen Frauen begegnen auf unterschiedlichen Ebenen oftmals vielfältige Problemlagen. Sie sind nicht nur von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Diskriminierung, Sprachbarrieren, fehlende Krankenversicherungen oder auch Gewalt gehören auch zu ihrem Alltag.
Dieser niedrigschwellige Ansatz ermöglicht den Zugang zu Beratungsstellen und Hilfsangeboten mit einer vertrauensvollen Lotsin an ihrer Seite. Sie helfen bei der Verbesserung der persönlichen Situation bis hin zur Ausstiegsberatung.
Die Arbeit der Beratungsstelle wurde über die »Aktion Mensch« gefördert. Diese Projektförderung ist in diesem Jahr ausgelaufen. Die Mitglieder des »Runden Tisches« würden es begrüßen, wenn diese wichtige Achse in der Frauenhilfestruktur in der Zukunft eine Förderung durch den Kreis Warendorf erhalten würde. Denn die aufsuchende Arbeit bildet den Schulterschluss zwischen Frauen in der Prostitution, den Beratungsstellen und der Möglichkeit, durch den Ausstieg ein neues Leben zu beginnen. Die Frauenhilfeinfrastruktur erfährt durch den Wegfall eine deutliche Schwächung im System.