Bauern bilanzieren, Westermeyer: »2021 war ein bewegendes Jahr«
Gütersloh, WLV (Re) »Auch am Ende des Jahres 2021 beschäftigt uns die Corona-Pandemie«, erklärt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh Andreas Westermeyer in seinem Jahresrückblick. »Der Virus hat uns und das gesellschaftliche Leben weiter im Griff.« Ebenso spürt die Landwirtschaft die Auswirkungen nach wie vor. 2021 sei ein bewegendes Jahr gewesen. »Durch Corona sind die Märkte extrem durchgeschüttelt worden«, berichtet Westermeyer. Einige Märkte hätten sich positiv entwickelt, andere würden extrem leiden. »Was uns alle belastet, sind die enorm gestiegenen Kosten für Energie, Futter und Dünger«, schildert der Vorsitzende.
Wettermäßig endlich wieder ein »normaleres« Jahr
»Durch den Regen im Frühling ist die Grasernte erfreulich gut ausgefallen«, so der Vorsitzende. Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich nicht wie in den letzten drei Dürrejahren Sorgen um das Futter machen. Bei Getreide und Raps sind die Bauern mit den Erträgen zufrieden. Bei den Herbstfrüchten wie Kartoffeln fiel die Ernte durchschnittlich, beim Mais gut aus. Bei den Zuckerrüben sind die Erträge gut bis durchschnittlich, allerdings – durch weniger Sonne – mit geringeren Zuckergehalten als im Vorjahr.
#Milchpreise nicht kostendeckend
Für die Ackerbauern erfreulich seien die deutlich gestiegen Getreidepreise. »Auch beim Rindfleisch sind die Erzeugerpreise nach schwierigen Jahren derzeit auskömmlich«, berichtet der Vorsitzende. Jedoch seien die Milcherzeugerpreise nach wie vor nicht kostendeckend, trotz positiver Marktsignale. Auch beim Geflügelfleisch sehe es nur mittelprächtig aus.
#Schweinepreise desaströs
Doch vor allem die Schweinebauern kämpfen seit Monaten mit einem Mix aus ruinösen Erzeugerpreisen, explodierenden Produktions- wie Futterkosten und Marktverwerfungen durch Corona. Niedrige Preise verbunden mit stetig steigenden Anforderungen und Auflagen sowie unklaren politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen nehmen vielfach den Bauernfamilien die Zukunftsperspektiven. Zunehmende Ausweglosigkeit mache sich vielfach auf den Höfen breit. Niedrige Preise verbunden mit stetig steigenden Anforderungen und Auflagen sowie unklaren politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen nehmen den Bauernfamilien die Zukunftsperspektiven.
Es braucht ein Bekenntnis, dass sich Verarbeiter, Handel und Großverbraucher auf eine deutsche Herkunftssicherung mit einer »5 Mal D- Kennzeichnung« einigen: Geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland. »Außerdem brauchen wir weitere Rahmenbedingungen seitens der Politik und ein Bekenntnis der Verbraucher zu den deutschen, qualitativ hochwertigen Erzeugnissen«, bekräftigt der Vorsitzende.
#Landwirtschaft, vor allem Tierhaltung vor großem Wandel
»Wenn die Politik eine Lebensmittelerzeugung und Landwirtschaft in Deutschland erhalten möchte, muss sie jetzt endlich Perspektiven aufzeigen und klar danach handeln«, fordert der Vorsitzende. Die heimischen Landwirte haben die Tierhaltung immer weiterentwickelt, dazu sind sie auch in Zukunft bereit. »Dazu brauchen wir Planungssicherheit, eine langfristige Finanzierung und eine Genehmigungsfähigkeit durch ein Bau- und Umweltrecht, das Ställe mit mehr Tierwohl ermöglicht«, schildert Westermeyer.
Warum brauchen wir Tiere in Landwirtschaft?
Der Landwirtevorsitzende ist überzeugt, dass in Deutschland weiterhin eine Tierhaltung wichtig sei. »Alles andere ist nicht nachhaltig«, untermauert er. Denn: Sie machten erst nicht essbare Biomasse für den Menschen nutzbar. »Auf unseren Feldern können wir nicht nur Brotgetreide anbauen«, erklärt der Vorsitzende. Eine nachhaltige Fruchtfolge bestehe zudem aus Ackerfrüchten wie Mais, Wintergerste oder Triticale (Kreuzung aus Roggen und Weizen). »Außerdem hatten wir in diesem Jahr durch die feuchte Witterung keine entsprechenden Backeigenschaften beim Brotgetreide«, erläutert Westermeyer. Was nicht in der Backstube zu verwerten sei, wandere in den Futtertrog. Ebenso Produkte, die in der Lebensmittelherstellung anfallen wie Möhrentrester bei der Möhrensaft-Gewinnung, Soja- und Haferpülpe (Reste) bei der Herstellung von Soja- und Hafermilch oder Biertreber beim Bierbrauen. »Daraus machen unsere Tiere hochwertige Nahrungsmittel«, so der Vorsitzende. »Alternativ können wir diese Futtermittel nur der Kompostierung zuführen.« Das mache keinen Sinn.
Neue Bundesregierung: Bauern erhoffen Gesprächsbereitschaft
Mit Blick auf die neue Bundesregierung erhofft sich der Berufsstand vom neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und von der neuen Umweltministerin Steffi Lemke Gesprächsbereitschaft. »Gerade unsere jungen Landwirte brauchen Perspektiven, um Tierhaltung und Ackerbau in Deutschland zu halten«, sagt der Vorsitzende. Alles andere sei auch hier nicht nachhaltig. Denn mit jedem Hof gehe sonst ein Stück Artenvielfalt und Tradition verloren.