»Vergesst uns nicht!«, das Heimkehrer-Mahnmal in Hamm ist Denkmal des Monats
Hamm (lwl) Ein Kapitel der Nachkriegsgeschichte thematisiert das Denkmal des Monats Januar des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Vor knapp 70 Jahren, am 26. Oktober 1952, wurde das Heimkehrer-Mahnmal in Hamm enthüllt. Auf Antrag des Verbands der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißten-Angehörigen war es errichtet worden, um an die noch in Gefangenschaft ausharrenden #Soldaten des #Zweiten #Weltkriegs zu erinnern.
»Das Mahnmal in Hamm ist Dokument einer abgeschlossenen Phase bundesdeutscher Geschichte und ein überzeugendes Belegstück traditioneller künstlerischer Tendenzen«, sagt LWL-Denkmalpfleger Dr. Heinrich Otten. Seit 2020 steht das Holzrelief an der Südstraße unter #Denkmalschutz.
Im Februar 1952 stellte der Kreisverbandsvorsitzende Henning den Antrag auf Errichtung eines Mahnmals: »Abschließend bitten wir Sie, Herr Oberstadtdirektor, das Mögliche zu tun, damit unsere Väter, Söhne und Töchter hinter Kerkermauern und Stacheldraht nicht vergessen werden.«
Das Anliegen des Verbandes fand Unterstützung. Die Verwaltung der Stadt Hamm untersuchte verschiedene Standorte und stellte das Grundstück an der Südstraße Ecke Südring zur Verfügung. »Auch plante die Verwaltung für die Gedenkplatte eine verputzte Backsteinwand, 2,20 Meter breit und 2,50 Meter hoch«, so Otten. »Allein den beantragten Zuschuss von 500 Mark minderte sie auf 100 Mark.« Die Backsteinwand existiert nicht mehr: In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre fertigte man die heutige Betonrahmung und verlegte den Standort geringfügig.
Der Verband hatte seinem Antrag den Entwurf eines örtlichen Künstlers beigelegt. Der 1901 geborene Franz Xaver Willmann stammte aus dem Schwarzwald, besuchte die Bildhauerschule in Furtwangen, später die Akademie in Karlsruhe. Er arbeitete seit 1927 freiberuflich in Hamm. »Seine traditionelle Bildsprache konnte inhaltliche Aussagen für viele Menschen anschaulich machen«, so Otten.
Willmanns Relief besteht aus sechs geleimten Eichenholz-Bohlen, geglättet, gebeizt, und lackiert. Geschnitzter Stacheldraht begleitet die Rahmung. Im Bild liegen drei Motive: Rechts unten ein Schemel, links oben in Großbuchstaben: »Vergesst uns nicht«, in der Diagonale ein sitzender Gefangener weit vorgerückt auf dem Schemel, seine Beine leicht aufgeklappt, die Arme untätig zwischen den Beinen, der Oberkörper zurückgelehnt, der Kopf im Profil nach oben gewendet. Der Gefangene trägt geschnürte Schuhe, eine lange Hose und ein Hemd.
»Entscheidend ist das Zusammenspiel von kastenartiger Rahmung und körperlicher Präsenz«, sagt der Kunsthistoriker Otten. »Der Körper füllt die Rahmung, Schuhspitze, Schulter und Kopf berühren die Grenzen des engen Gefängnisses, vor allem aber macht der nach oben gerichtete Blick gegen die Rahmung den verzweifelten Zustand des Gefangenen deutlich. Es gelang Franz Xaver Willmann, die psychische Verfasstheit – beschäftigungsloses Warten, Beklemmung, Ausweglosigkeit – eindrucksvoll ins Bild zu setzen.«