Rheda Wiedenbrück, Kriegsauswirkungen beeinflussen die Preise massiv, »Fleisch wird teurer, aber kein Luxusgut.«

Rheda Wiedenbrück, 14. März 2022

Vor 3 Wochen ist der Russland Ukraine Krieg ausgebrochen. Die Folgen sind verheerend, die Bilder aus den Kriegsgebieten lassen uns fassungslos zurück. Die Fleisch und Wurstbranche ist, wie viele andere Branchen in Deutschland, von dieser nicht vorhersehbaren Krise stark betroffen. »Die Erzeugerpreise sind in nur wenigen Wochen um nahezu 50 Prozent angestiegen«, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff in seiner Funktion als Vorstand des VDF (Verband der Fleischwirtschaft) im Interview mit dem Nachrichtensender Welt.

Die Entwicklungen der letzten Wochen auf dem Schweinefleischmarkt haben sich durch den Krieg zusätzlich dramatisch und unvorhergesehen verschärft. »Natürlich trifft auch die Fleischwirtschaft – und vor allem die landwirtschaftlichen Erzeuger – diese besondere Situation, die auch schon zuvor durch die gestiegenen Energiekosten sehr angespannt war«, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff. Zudem fehlt als Folge der Afrikanischen Schweinepest und des Exportverbots die Vermarktung Teilstücken nach China, die in Deutschland keinen Absatz finden, jedoch in Asien Delikatessen sind. Der zuvor monatelang niedrige Schweinepreis hat die Landwirtschaft dahingetrieben, ganze Mastanlagen leer stehen zu lassen und massiv weniger Tiere einzustallen. Sprich: Es gibt eine massive Verknappung des Lebendviehangebots.

Auch die Kriegsauswirkungen auf die Getreidepreise beeinflussen die Branche massiv. »Die Ukraine ist als die Kornkammer Europas maßgeblich für die Preisfindung der Futtermittel verantwortlich und führt dazu, dass auch die Landwirte sehr viel stärkere Kosten haben, in dem sie Futtermittel beziehen müssen, die insgesamt teurer sind«, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff. Auch das begründet weitere steigende Erzeugerpreise. Deshalb müssen die Preise am Markt mit sofortiger Wirkung angepasst und die Kontraktzeiten im Handel bis auf Widerruf geöffnet werden. Gleiches gilt für die Situation auf dem Rindfleischmarkt.

Eine Abwende vom Fleischkonsum würde währenddessen die Situation am Getreidemarkt zusätzlich negativ beeinflussen. »Nutztiere sind nicht nur ein Lieferant für Fleisch, sondern auch ein ganz wichtiger Lieferant für Dünger. Die Gülle, die wir bisher immer so verschrien haben, ist der Naturdünger schlecht hin. Die Ukraine-Krise verknappt nicht nur das Getreide, sondern verknappt genauso den Zugang zu Kunstdünger – der übrigens auch mit sehr viel Energie auf Basis von Erdöl produziert werden muss. Pro Hektar setzen deutsche Ackerbauern 55 Kilo Kunstdünger im Jahr ein. Das heißt, ungefähr 1 Drittel des Düngers ist immer noch Kunstdünger, der mit sehr viel fossiler Energie produziert wird. In der Hinsicht: Ohne Tiere auch keine Pflanzenproduktion – ohne Gülle keine Hafermilch. Deswegen gehören Tierhaltung und Ackerbau untrennbar in Deutschland zusammen«, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff.

Fest steht: Es braucht jetzt einen gemeinsamen Weg der gesamten Kette, vom Erzeuger bis zum Lebensmitteleinzelhandel, um die Versorgungssicherheit in Deutschland aufrecht erhalten zu können. »Fleisch wird kein Luxusgut werden, dennoch wird es zu spürbaren Preiserhöhungen kommen«, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff.

Das Interview mit Dr. Gereon Schulze Althoff und dem Nachrichtensender Welt ist onlineExternal Link verfügbar.

Ansprechpartner*in

Fabian Reinkemeier, Leiter*in Unternehmenskommunikation