Fairtrade kritisiert EU Paket zur Kreislaufwirtschaft, keine nachhaltigen Textilien ohne soziale Gerechtigkeit
- Europäische Kommission stellt Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien vor
- Fairtrade und Schauspielerin Anne Menden fordern Wandel in der Textilindustrie
- Fashion Revolution Week gestartet, 18. bis 24. April 2022
Köln, 19. April 2022
Mit der »Strategy for Sustainable and Circular Textiles« hat die Europäische Kommission erstmals eine Strategie für nachhaltige Textilien vorgestellt. Fairtrade begrüßt diesen Schritt, fordert jedoch Nachbesserungen: Während Umweltprobleme der Textilbranche ambitioniert angegangen werden, bleiben soziale und ökonomische Aspekte wie kurze Lieferzeiten, Niedrigpreise und einseitige Änderungen von Aufträgen in der Strategie unberücksichtigt.
»Kleidungsstücke gehören zu den importierten Produkten mit dem zweitgrößten Risiko für Menschenrechtsverletzungen. Diese Tatsache wird in der aktuellen Strategie der #EU ignoriert«, sagt Claudia Brück, Vorständin bei Fairtrade Deutschland. »#Kreislaufwirtschaft ist gut und richtig, aber eine Jeans, bei deren Herstellung Arbeiter und Baumwollbauern ausgebeutet werden, wird nicht nachhaltig, nur weil sie recycelbar ist. Wir müssen vor allem über gängige Einkaufspraktiken sprechen. Diese lassen aktuell kaum Spielraum für notwendige Investitionen in eine umweltfreundliche Produktion, Arbeitssicherheit oder existenzsichernde Löhne«, so Brück.
Fairtrade fordert die Europäische Union auf, bei sozialen Aspekten nachzuschärfen. Etwa durch ein starkes europäisches Lieferkettegesetz, das auch kleine und mittlere Unternehmen im Textilsektor abdeckt.
#GZSZ »Star« Anne Menden unterstützt Fairtrade Kampagne
Auf die Missstände in der Textilindustrie macht auch die die internationale Fashion Revolution Week aufmerksam. Jedes Jahr im April erinnert diese an den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza, bei dem 2013 mehr als 1.000 Menschen ums Leben kamen. Fairtrade beteiligt sich mit dem Aufruf »Change Fashion – Choose Fairtrade« an der Kampagne. Unterstützung bekommt der Verein von GZSZ Schauspielerin Anne Menden. »Alle 2 Monate eine neue Modekollektion in den Läden ist absurd. Obwohl schon jetzt vieles im Müll landet, werden immer mehr Kleidungsstücke immer billiger produziert. Stattdessen sollten wir dafür sorgen, dass Textilien umweltfreundlich, fair und qualitativ hochwertig hergestellt werden«, so Menden. Gemeinsam mit Fairtrade setzt sich die 36-jährige für einen Wandel in der Textilindustrie ein.
Nachhaltig produziert – der Fairtrade Textilstandard macht’s vor
Wie ein solcher Wandel aussehen könnte, zeigt der Fairtrade-Textilstandard. Er enthält Anforderungen für die gesamte Lieferkette – vom textilen Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück. Als derzeit einziger Standard am Markt werden sogenannte existenzsichernde Löhne für alle Beschäftigten innerhalb von sechs Jahren vorgeschrieben. Darüber hinaus sind Arbeitssicherheit und Stärkung von Arbeitsrechten wichtige Bestandteile. Seit Herbst 2021 sind die ersten zertifizierten Kleidungsstücke im Handel erhältlich: Merchandise Produkte des VfB Stuttgart, hergestellt vom Buchholzer Unternehmen Brands Fashion.
Dass faire Produktion nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf der Straße überzeugt, zeigen Marken wie Dedicated, Melawear oder Thokkthokk.
Hintergrund
Der Verein Fairtrade Deutschland wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen im globalen Süden zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt #Fairtrade Deutschland nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen.
Fairtrade Deutschland gehört zum internationalen Verbund Fairtrade International, in dem Fairtrade Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind. Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards.
Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von Flocert GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011).