RBB Queer und BR Queer, Sommer Filmreihen zeigen großes Kino jenseits der Hetero Norm
Berlin (ots)
- Vom 2. Juli bis 13. August 2022 im RBB und im BR Fernsehen
Unter dem Titel RBB Queer präsentiert das RBB Fernsehen seit 2018 eine eigene nicht-heterosexuelle Filmreihe. In diesem Sommer feiert sie nicht nur 5. Geburtstag, sie bekommt auch eine Schwester: Mit BR Queer setzt das BR Fernsehen erstmals einen starken Fokus auf Queeres Kino. Vom 2. Juli bis 13. August laufen samstags im RBB Fernsehen (jeweils um 23.30 Uhr) und donnerstags im BR Fernsehen (jeweils ab 23.15 Uhr) insgesamt elf Queere Filme, sechs davon als Free-TV-Premiere. Großes Kino mit berührenden Coming of Age Filmen, bewegenden (Ersatz-)Familiengeschichten und vielschichtigen Dramen zu Queeren Lebenswegen. Die meisten Filme sind nach ihrer Ausstrahlung in der #ARD #Mediathek zu sehen.
RBB-Programmdirektor Dr. Jan Schulte-Kellinghaus: »Ich freue mich, dass unsere Filmreihe RBB Queer jetzt Verstärkung aus dem Süden bekommt. Je mehr Sender sich beteiligen, desto besser. Denn umso selbstverständlicher wird Queer sein – in Berlin, genauso wie in Brandenburg an der Havel oder in Bad Tölz.«
»Bewegend, berührend, bereichernd – das ist unsere Queere Filmreihe im Juli 2022. Wir freuen uns mit dem RBB über besondere, diverse, europäische Filme: Zwei deutsche Erstausstrahlungen sowie hochkarätige internationale Kinofilme in BR Queer entsprechen dem hohen Niveau, für das der BR im Bereich des Kinofilms traditionell steht«, erklärt BR Programmdirektor Kultur Björn Wilhelm.
Björn Koll, Geschäftsführer von Salzgeber, ergänzt: »Hat eigentlich schon mal jemand darauf hingewiesen, dass RBB Queer eine weltweit einzigartige Programmreihe ist und hier Fernsehgeschichte und Kulturgeschichte geschrieben wird? In diesem Sinne uns allen einen herzlichen Glückwunsch zum 5. Geburtstag – und ein ebenso herzliches Willkommen an BR Queer!«
Den eigenen Weg finden
Den Auftakt von RBB Queer macht am 2. Juli 2022 um 23.30 Uhr der bahnbrechende Coming of Age und Liebesfilm »Futur Drei«. In seinem autobiografischen Regiedebüt erzählt Faraz Shariat authentisch und zugleich wundersam überhöht vom Queeren Heranwachsen eines Einwanderersohns in Deutschland, der sich in einen iranischen Geflüchteten verliebt. »Futur Drei« liefert einen entschlossenen Gegenentwurf zu einem konventionellen deutschen Kino, in dem post-migrantische Erlebnisse und Geschichten von Einwanderern und ihren Familien allzu oft ausgeschlossen und misrepräsentiert werden. Das pop-affine, kraftvolle Plädoyer für Diversität wurde unter anderem mit dem First Steps Award und dem Teddy Award der Berlinale ausgezeichnet.
Mit einem romantischen Double Feature startet BR Queer am 7. Juli 2022 um 23.15 Uhr: »Zomer – nichts wie raus!« erzählt von der 16 jährigen Anne, die das Leben in ihrem südholländischen Kaff satt hat. Bis Lena, die schönste Frau der Welt, auf einem Motorrad ins Dorf kommt und bleibt. Colette Bothofs Film, der auch im RBB Fernsehen am 16. Juli (23.30 Uhr) zu sehen ist, erzählt die Geschichte eines bittersüßen Erwachsenwerdens. Am 7. Juli 2022 ist mit »Küss mich« im BR zudem einer der modernen Klassiker des lesbischen Liebesfilms zu sehen: Alexandra-Therese Keinings erwachsene Romanze erzählt in den warmen Farben des schwedischen Sommers freizügig und mutig von einer Frau, die sich aus einer heterosexuellen Beziehung heraus in eine andere Frau verliebt.
Wo gehöre ich hin und wie finde ich meinen eigenen Weg? Diese beiden zentralen Fragen eines jeden Coming-of-Age-Films stellen zwei weitere Filme in den Queeren Filmreihen: In »Princess Cyd«, der am 23. Juli 2022 im RBB Fernsehen (23.30 Uhr) läuft, erzählt Regisseur Stephen Cone mit feinem Gespür für kleine Gesten, Blicke und Zwischentöne von der 16 jährigen Cyd, die für die Sommerferien ihre Tante, eine alleinstehende Schriftstellerin, in Chicago besucht. Ein berührender Film über weibliche Sensibilität, Sexualität und die Suche nach einer Identität, die sich richtig anfühlt. Dass das Erwachsenwerden in Niederösterreich keinesfalls einfacher ist als in Chicago, zeigt »Siebzehn« im BR am 28. Juli 2022 um 23.15 Uhr. Regisseurin Monja Art erzählt das Queere Teenagersein in der Provinz als Achterbahnfahrt der Gefühle und eine Ansammlung von amourösen Minidramen – und wurde für so viel Empathie mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet.
Family Affairs
Zur Selbstfindung queerer Menschen gehört stets auch die Frage nach dem passenden Familienmodell. Die 11 jährige Emma hat immer gedacht, dass ihre Familie wie alle anderen ist. Bis ihr Papa Thomas sich eines Morgens als trans outet und erklärt, dass er von nun an als Frau leben möchte. Mit viel Feingefühl und leisem Humor zeichnet die dänische Regisseurin Malou Reymann in der Tragikomödie »Eine total normale Familie«, die am 21. Juli 2022 im BR um 23.15 Uhr und am 30. Juli 2022 im RBB um 23.30 Uhr zu sehen ist, das Porträt einer Familie, die sich von heteronormativen Vorstellungen lösen muss, um eine gemeinsame Zukunft zu haben.
Zwei ganz andere Queere Familiengeschichten präsentiert der BR in einem weiteren Double Feature am 14. Juli 2022. In »Sag nicht, wer du bist!« um 23.15 Uhr des kanadischen Regiestars Xavier Dolan (»I Killed My Mother«, »Mommy«) fährt ein junger Mann – gespielt von Dolan selbst – von Montreal aufs Land, um am Begräbnis seines verunglückten Geliebten teilzunehmen. Auf dem einsamen Hof der Familie lässt er sich auf ein seltsames Spiel mit dem unberechenbaren Bruder des Verstorbenen ein, das Regisseur Dolan zu einem atemberaubenden, Hitchcock-haften Thriller stilisiert. »Viva« um 0.55 Uhr des irischen Regisseurs Paddy Breathnach spielt in der kubanischen Hauptstadt Havanna, wo Jesus als Friseur in einer Travestie-Bar arbeitet, aber viel lieber selbst dort auftreten möchte. Als ihm die Barchefin die Chance dazu gibt, wird Jesus von einem Gast auf offener Bühne attackiert. Es ist sein Vater Angel, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. »Viva« ist ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, sich so zu zeigen, wie man wirklich ist – oder wie man gern sein möchte.
Queere Geschichte(n)
Dass zum queeren Erwachsenwerden auch dazu gehört, sich mit der Geschichte und den Erinnerungen der eigenen Community auseinanderzusetzen, erzählen drei weitere Filme im RBB Fernsehen. Mit epischer Bildsprache zeigt der südafrikanische Regisseur Oliver Hermanus in seinem authentischen Soldatendrama »Moffie« (RBB, 9. Juli 2022, 23.30 Uhr), wie das Apartheid-Regime neben all seinen rassistischen Gräueltaten auch unzählige weiße junge Männer körperlich und physisch zugrunde gerichtet hat – durch das staatliche Verlangen, Homosexuelle und alle anderen »Abweichler« aus der Gesellschaft zu beseitigen. Das Liebesdrama »Sorry Angel« (RBB, 6. August 2022, 23.30 Uhr) des französischen Kritikerlieblings Christophe Honoré (»Chanson der Liebe«) ist ein intimes und generationenübergreifendes Zeitstück über das Leben in der Pariser Bohème in den frühen 1990er Jahren, in der Hochphase der #Aids Krise. In den Hauptrollen glänzen mit Pierre Deladonchamps (»Der Fremde am See«) und Vincent Lacoste (»Jungs bleiben Jungs«) 2 Stars des jungen französischen Kinos. Und das vielschichtige Regiedebüt »Minjan« (RBB, 13. August 2022, 23.30 Uhr) von Eric Steel erzählt vom sexuellen Erwachen eines jungen Juden im New Yorker East Village der 1980er Jahre, vom Bruch mit tradierten Werten und einem Glaubenskonflikt inmitten eines noch nicht gentrifizierten New Yorks, das gleichwohl bereits unter dem verheerenden Eindruck von #HIV (Aids) steht.