Götz Kampmann, wie Wandern und Achtsamkeit das Leben verzaubern
- Unterwegs in Andalusien mit Götz Kampmann: Bergwanderführer, Achtsamkeitstrainer und Experte für Gelassenheit
Eine Reportage von Götz Kampmann
Es ist Frühling in Andalusien. Die #Natur entfaltet ihren ganzen Zauber. Es lebt an allen Ecken und Enden. Die Blütenpracht in rot, blau, gelb und violett betört die Sinne. Bienen summen umher, die Singvögel zwitschern unentwegt um die Wette und am Boden verrichten fleißige Insekten ihr Tageswerk. Bereits am Morgen scheint die andalusische Sonne intensiv vom Himmel, die angenehme Frühlingsbrise sorgt in dieser Jahreszeit noch für Kühlung. Die Landschaft ist sanft und hügelig, geprägt von Olivenhainen. Nach oben hin stehen schroffe, bis fast 1.600 Meter hohe Felsen im Kontrast zu den lieblichen Eindrücken der unteren Lagen. Die Sierra Subbética, der geografische Mittelpunkt im Herzen Andalusiens gelegen, ist ein kaum bekanntes Wanderparadies.
Götz Kampmann bereitet sich auf eine Wanderrundreise vor, die er in wenigen Tagen im Auftrag für den Wanderveranstalter Wikinger Reisen mit 15 Wanderern hier beginnen wird. Seit über 20 Jahren folgt er seiner Leidenschaft und arbeitet als selbständiger Bergwanderführer insbesondere in Spanien, seiner 2. #Heimat. Über seine zahlreichen Erlebnisse und Erfahrungen wird er in Kürze ein #Buch veröffentlichen. Neben dem Wandern hat sich der ausgebildete Meditationslehrer, Achtsamkeitstrainer und #Life #Coach der Praxis der Achtsamkeit verschrieben und bezeichnet sich selbst als Experte für Gelassenheit.
»Achtsamkeit und wandern passen in idealer Weise zusammen. Sie ergänzen sich nicht nur sondern verfügen auch über eine große gemeinsame Schnittmenge positiver Effekte«, berichtet er. Achtsamkeit bedeutet das bewusste Ankommen in der Gegenwart – im Hier und Jetzt – und auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Innersten. Etwa 50 Prozent unserer Wachzeit verbringen wir mit unseren Gedanken entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Unser Leben findet aber nur in der Gegenwart, im Moment statt. »Mein Ziel ist es, den Anteil des bewussten Erlebens in der Gegenwart deutlich zu erhöhen«, erklärt er. Vom Denken zur Wahrnehmung. Wo könnte das besser gelingen als beim Wandern in der Natur?
Seine heutige Wanderung führt ihn durch die atemberaubende Schlucht des Rio Bailón zu einem der schönsten weißen Dörfer Andalusiens – nach Zuheros. Es geht zu Beginn steil hinauf, die Sonne brennt mittlerweile vom strahlend blauen andalusischen Himmel. Der Herzschlag erhöht sich, Schweißperlen tropfen ihm von der Stirn ins Gesicht, auch am Rücken spürt er mit jedem Schritt den herunter rinnenden Schweiß. Er liebt diese Anstrengung. Wachstum beginnt für ihn dort, wo man sich gegen sein Inneres »ich kann nicht« und »ich will nicht« durchsetzt. Bei diesen langen Aufstiegen trainiert er gerne eine der sieben Säulen der Achtsamkeitspraxis: die Geduld.
Auf seinen Wanderungen und auf den eigens von ihm entwickelten Aktiv Workshops vermittelt er seinen begeisterten Teilnehmern die Grundlagen der Achtsamkeit. »Wir neigen dazu, unser Glück im Außen zu suchen. Dabei haben wir alles, was wir benötigen, um glücklich zu sein, in uns selbst. Ich richte den Blick wieder zurück nach innen.« Mit einfachen Atemübungen und Meditationsübungen lässt sich innere Ruhe und Gelassenheit bei regelmäßigem Training bereits nach kurzer Zeit verblüffend effektiv verbessern. Wege aus dem Gedankenkarussell.
Nach dem steilen Anstieg führt ihn der weitere Weg durch eine ausgedehnte Weidefläche. Das Gras ist satt und saftig nach den Regenfällen des gerade vergangenen Winters, bunte Frühlingsblumen kontrastieren mit dem Grün der Wiese und lassen Augen und Seele juchzen vor Freude. Ein dutzend Pferde genießt entspannt diese herrliche Landschaft und lässt sich von der Anwesenheit eines einzelnen Wanderers nicht aus der Ruhe bringen. »Was Gelassenheit und Authentizität angeht, können wir viel von den Tieren lernen. Sie leben ausschließlich im Hier und Jetzt, trauern weder der Vergangenheit nach noch schauen sie sorgenvoll in die Zukunft«, stellt er lächelnd und augenzwinkernd fest. Überhaupt strahlt er über das ganze Gesicht, man sieht ihm seine Begeisterung und Leidenschaft für Bewegung, die Natur und das Wandern förmlich an. Er beobachtet die Pferde mehrere Minuten ganz intensiv – was tun sie, wie kommunizieren sie, wie gehen sie miteinander um, welche Geräusche und Bewegungen machen sie? »Die #Natur ist ein geniales Übungsfeld für bewusstes Erleben. Man wird nahezu automatisch achtsam.«
Das #Wandern boomte schon vor Corona und hat durch die Pandemie nochmals an Beliebtheit gewonnen. Viele, die während des Lockdowns mangels Alternativen das Wandern für sich entdeckt haben, sind dabei geblieben. Regelmäßiges Wandern hat zahlreiche positive Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die allgemeine Lebenszufriedenheit. So werden Muskulatur, Herz-Kreislauf-System und Immunsystem gestärkt. Gleichgewichtssinn, Abwehrkräfte, Stoffwechsel und Durchblutung des Gehirns verbessern sich. Die Leistungsfähigkeit nimmt zu. Wandern baut Stress ab, hilft abzuschalten und durch die vermehrte Ausschüttung von Glückshormonen wie Serotonin verbessern sich Stimmung und Laune. Ähnliche positive Auswirkungen auf Körper, Geist und Sozialverhalten werden der Praxis von Achtsamkeit und Meditation zugeschrieben, mittlerweile auch wissenschaftlich gut belegt. Gelassenheit, innere Ruhe und Wohlwollen sich selbst und anderen gegenüber stehen für Götz Kampmann hier an erster Stelle.
Die Landschaft ändert ihr Gesicht im weiteren Verlauf. Götz Kampmann hat die Weidefläche hinter sich gelassen und befindet sich nun im schattigen Steineichenwald. Eine Erholungsphase nach dem anstrengenden Aufstieg zu Beginn. Hier begleitet ihn die schmeichelnde mediterrane Vegetation der Steineichen, Aleppokiefern, Zwergpalmen, Mastixsträucher und Zistrosen. Es duftet nach #Thymian, #Lavendel und #Rosmarin. Die intensiven Eindrücke der grandiosen Landschaft rufen starke Emotionen in ihm wach. Sich an vermeintlichen Selbstverständlichkeiten zu erfreuen und Dankbarkeit dafür zu zeigen, ist für ihn einer der wichtigsten Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Das versucht er zu vermitteln. Und er lebt es mit jeder Faser vor.
Die 7 Säulen der Achtsamkeitspraxis bedeuten für ihn ein Wertegerüst, das von Dankbarkeit, Freundlichkeit, Friedfertigkeit, Mitgefühl, Respekt, Zuversicht und Freude geprägt ist. Er versucht, sich daran zu halten. Eines unserer größten Laster, welches uns ein Leben lang begleitet, ist das Werten und Urteilen. »Wer längere Zeit mal ganz bewusst seine Gedanken beobachtet, wird erschrocken feststellen, wie häufig wir mit unserem Denken Urteile fällen über Situationen, unsere Mitmenschen und auch über uns selbst. Die meisten davon übrigens negativer Natur«, stellt er fest.
Und abermals verändert sich die Landschaft. Der breite Weg durch den Wald verengt sich mehr und mehr zu einem schmalen Pfad, welcher sanft bergab in die Schlucht des Rio Bailón führt. Es ist der Höhepunkt einer spektakulären Wanderung. Die imposanten Felswände rechts und links des Pfades erscheinen mit jedem weiteren Schritt hinab in die Schlucht höher und imposanter. Der Fluss führt zwar momentan kein #Wasser, man kann sich aber lebhaft vorstellen, wie gewaltige Wassermassen im Laufe von Millionen Jahren sich ihren Weg hier gebahnt haben und diese beeindruckende Schlucht geformt haben. Die steilen Hänge sind abermals von nahezu unwirklich scheinenden bunten Blumenteppichen übersät. Man möchte die Zeit anhalten, so intensiv schön sind die Eindrücke. Durch zwei Felsnasen hindurch fällt der Blick dann auf das Ziel der heutigen Wanderung – das weiße Dorf Zuheros. Hoch über dem Dorf thront die alte Burg, die bereits im 9. Jahrhundert von den Mauren erbaut wurde. Über einen Sattel hinweg zwischen den beiden Felsnasen geht es nun erst steil bergab und dann folgt ein letzter schweißtreibender Aufstieg ins Dorf.
Geschafft! Unmittelbar neben der Burg lädt eine Gaststätte mit Panoramaterrasse zu einer Belohnung ein. Götz gönnt sich ein kühle »caña«, ein frischgezapftes kleines Bier der andalusischen Brauerei Cruzcampo, und lässt dabei den Blick über die weitläufigen Olivenhaine ins Tal schweifen. Sein Handy klingelt und er erfährt von Taxifahrerin Maria, dass sich die zuvor verabredete Fahrt mit ihr zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung um etwa 2 andalusische Stunden nach hinten verschiebt. Der Motor des Taxis streikt und sie berichtet ihm in lebhaften Worten von den Bemühungen der Werkstatt, das Auto wieder flott zu bekommen. Transport Alternativen sind leider nicht in Sicht, Maria besitzt das einzige Taxi weit und breit. Götz Kampmann rutscht ein leises »Mist« heraus, um dann sofort lauthals über sich selbst zu lachen und sich an die aus seiner Sicht wichtigste Säule der Achtsamkeitspraxis zu erinnern: Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Akzeptiere, was ist. Er nimmt lächelnd einen Schluck des kühlen Cruzcampo und freut sich über diesen Tag.
Informationen zu den Aktiv Workshops, Wanderungen und Vorträgen von Götz Kampmann #online.