Auf den Spuren von Dr. Hermann Bach, 1944 von Nazis ermordet
Der ehemaliger Chef Chemiker der Emschergenossenschaft wurde 1944 von Nazis ermordet. Angehörige von Hermann Bach aus den USA kamen nun auf Einladung des Wasserverbandes nach Essen.
Er leitete ab 1919 die #Chemische #Abteilung der #Emschergenossenschaft, schrieb zahlreiche Publikationen zu Themen der Abwasserreinigung und ließ immerhin 15 Verfahren für seinen Dienstherren patentieren. Doch das alles sollte dem erfolgreichen Chemiker Dr. Hermann Bach (geboren 1875 in Lemberg) in der Zeit des #Nationalsozialismus nicht helfen. 1935 wurde er in den vorzeitigen Ruhestand entlassen – der Grund: Seine Eltern waren jüdisch. Bach flüchtete später nach Berlin. Dort wurde er 1944 in #Gestapo Haft ermordet. Die Emschergenossenschaft arbeitete vor einigen Jahren ihre Geschichte während der NS #Zeit auf, die Recherchen deckten das Schicksal von Dr. Hermann Bach auf. Der Wasserverband empfing nun Bachs in den USA lebende Angehörige, die der Einladung der Emschergenossenschaft gefolgt sind.
»Wir haben eine besondere Verantwortung, den Mitarbeitenden zu gedenken, die von der Emschergenossenschaft während der Zeit des Nationalsozialismus im Stich gelassen wurden. Indem wir die Erinnerung an das geschehene Unrecht lebendig halten, setzen wir uns für #Freiheit und #Demokratie ein und gegen antidemokratische Kräfte, die leider heute in vielen Ländern wieder Zulauf haben«, betont Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Er empfing in dieser Woche mehrere (Ur-)Enkel und einen Großneffen von Dr. Hermann Bach im Essener Hauptsitz des Verbandes. Anschließend besichtigte Bachs Familie unter anderem das Kooperationslabor von Emschergenossenschaft und Ruhrverband, an dessen Eingang seit 2021 eine Gedenktafel für Hermann Bach hängt. Begonnen hatte der Tag für die Angehörigen mit einem Empfang im Essener Rathaus durch Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Bachs tragisches Schicksal
Nach seinem erzwungenen Eintritt in den Ruhestand siedelte Hermann Bach mit seinen 3 Töchtern und seiner nicht jüdischen Ehefrau nach Berlin über, wo sich das Paar aus Sicherheitsgründen formal trennte. Hermann Bach wurde am 7. Januar 1944 in einem Sammellager in Berlin ermordet. In der Nachkriegszeit wurde der Mantel des Vergessens über die Naziverbrechen gehängt. Auch bei der Emschergenossenschaft vergaß man den einst wichtigsten Chemiker im Verband. Erst bei der Aufarbeitung der Rolle von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) während der Zeit des Nationalsozialismus durch Wissenschaftler der Ruhr #Universität Bochum wurde durch die Befragung von Zeitzeugen und ehemaligen Beschäftigten das Schicksal des früheren Chef Chemikers bekannt.
Bewegt erzählte Johannes Gorlas, der von 1958 bis 1975 als #Chemie #Ingenieur im Labor von EGLV tätig war, seiner als Journalistin arbeitenden Tochter Martina Gorlas davon. Sie recherchierte und veröffentlichte ein Porträt Bachs in den »Essener Beiträgen«. Doch weder Wissenschaftler noch Journalisten konnten eine Frage beantworten: Was wurde aus der #Familie?
Erst der Zufall half: Ein Großneffe der Ehefrau Margareta Bach wurde auf die Bach Chronik von Martina Gorlas aufmerksam. Er setzte sich mit ihr in Verbindung und so konnte die Lücke geschlossen werden: Nach dem Tod der schwer kranken Margareta Bach, die ihren Ehemann nur um drei Monate überlebte, war es den Töchtern Anneliese, Gertrud und Hedwig Bach 1948 gelungen, in die USA auszuwandern. Hedwig Frazier-Bach, die jüngste Tochter, wird dort im September ihren 102. Geburtstag feiern. Sie selbst konnte die Reise nach Deutschland nicht antreten, aber Enkel und Ur Enkel folgten der Einladung der Emschergenossenschaft. »Nachdem die #Corona #Pandemie zunächst einen Besuch in Deutschland verhinderte, freue ich mich umso mehr, nun die Familie begrüßen und ihnen Hermann Bach ehemalige berufliche Wirkungsstätte zeigen zu können«, so Paetzel.
Die Familie reiste mittlerweile nach Berlin weiter. Dort wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee zur Ehrung des ehemaligen Chef Chemikers ein Grabstein für Dr. Hermann Bach gesetzt. Die Emschergenossenschaft übernahm die Kosten für den Grabstein. Im Herbst 2022 ist zudem geplant, einen Stolperstein direkt vor der Hauptverwaltung des Wasserwirtschaftsverbandes zu setzen. Als mahnendes Zeichen [sic!]: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.
Die Emschergenossenschaft
Die #Emschergenossenschaft ist ein #öffentlich rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und Abwassereinigung sowie um den #Hochwasserschutz.