The Orville, Philosophie, Gesellschaft, Ego und Nos
Als Seth MacFarlane Fan findet man »The Orville« ja schon cool. Als Nicht Fan wird man zum Fan. Eine Idee von ihm ist genial …
Es geht um eine Gesellschaft ohne Gesetze – bis auf eines: Jeder trägt einen Button mit einem grünen Button für »Upvote« und einem roten für »Downvote« … und jeder kann überall voten und überall die Likes und Dislikes von jedem sehen (auch per Handy, es hängen überall Monitore mit einem zentralen Feed, einem »Meinungsfeed«). So etwas ist das, was man Moral nennt – Moral ist das, was man für richtig (und gut) hält – nicht das, was nach bestem Ermessen richtig (und gut) ist (das nennt man Ethik).
Und dann fliegt man etwa ab 200.000 »Dislikes« aus dem Café (oder kommt gar nicht erst rein) … ab soundso viel Dislikes gilt man sozusagen als Verbrecher (nicht, weil man gegen irgendein Gesetz verstoßen hätte – es gibt ja gar keine Gesetze – sondern, weil man zu vielen Leuten nicht gefällt).
In »The Orville« wird ein »Downgevoteter« dadurch gerettet, dass der »Masterfeed« mit einem Video geflutet wird, in dem er als Veteran in Felduniform nach Hause kommt und seinen Hund begrüßt: »Das lieben die Leute« … und tatsächlich. Das rettet ihn vor einer Art von Lobotomie zur »Verhaltenskorrektur«. (»Wird das niemand hinterfragen?« … »Nein.«)
Das ist im Grunde genommen das, was wir heute auch schon erleben. Die Hypermoral. Ohne Ethik. Social Media total. »Influencer« gelten auch als Stars – sie müssen nichts können, nichts leisten, sie müssen nur genügend Leuten gefallen. Zack – Star, unter Umständen Millionär oder gar Milliardär … was für eine perverse Scheiße. Und wenn man über jemanden empört ist – Feierabend. Eine absolute Demokratie.
Genau das erleben wir schon. Wenn sich jemand, über den zu viele empört sind, anfängt zu rechtfertigen, macht es das nur noch schlimmer. Denn dann beleidigt er nicht nur jedes einzelne Ego, sondern auch das kollektive Ego. Das Nos.
Und ganz genau das erleben wir. Ganz genau das.
Wer die Meinung beherrscht, kann aus Faschismus eine Scheindemokratie machen (und umgekehrt). Wie teuflisch. Genau das tun aber Diktatoren. Sie überzeugen die Leute davon, dass sie das alles wollen. Dass das alles freiwillig ist. Und nicht nur Diktatoren. Alle »Führer« tun genau das. Gewählte und nicht gewählte (die Gewählten wurden ja schließlich gewählt, und die Wähler haben sie ja schließlich freiwillig gewählt, nicht wahr? Dass sie manipuliert wurden und sich auch selbst manipuliert haben – geschenkt. Wozu brauchen wir denn eigentlich Wahlwerbung mit pointieren, inhaltslosen, nichtssagenden und unverbindlichen Sprüchen? Darüber hat sich beispielsweise auch der große Loriot schon lustiggemacht. »Sicherheit für Deutschland«. Tja – wer wäre denn nicht für Sicherheit für Deutschland? Herr Fröbel … die CDU ist »Für Frieden und Freiheit« … die SPD ist hingegen für Sicherheit, also nicht für Frieden und Freiheit, Herrgott!).
Loriots Sketch zur Wahlwerbung, mehr …
Leute, die diesen Status ungeplant (also zufällig) erreichen, fühlen sich auch als »Führer« … eben beispielsweise besagte »Influencer« – sie halten sich für überlegen. Man fasst es nicht. Eine Kim Kardashian etwa … die Top Influencerin überhaupt. Zufällig gehört sie zum »Kardashian-Jenner-Clan«, einer armenischen Einwandererfamilie, die Gegenstand einer Reality Soap war. That’s all. Und inzwischen sind sie alle (?) Milliardäre, Top Megastars, gerieren sich auch so (samt »RBF«, »Resting Bitch Face«) … man fasst es doch nicht. Was können sie, was haben sie geleistet? Im Grunde genommen nichts. Sie sind lediglich so schlau, aus ihrer Bekanntheit reichlichst Kapital zu schlagen. Aber das kann ja jeder. Herrje. Dabei unterstützt einen dann schon die Industrie.