1,5 Grad Kultur, Regression zur Mitte, Homöostase. Wissenschaft, Kultur und Philosophie
Es ist absurd. (Nicht nur) die »Extinction Rebellion« beruft sich in ihrer Argumentation auf Wissenschaftler, die von denjenigen bezahlt und beauftragt werden, die also im Interesse derer aussagen, die sie zutiefst kritisiert.
Sich politisch auf ein »1,5 Grad Ziel« zu einigen, ist Nonsens.
Die Annahme, ohne jeglichen menschlichen Einfluss sei das Klima statisch, ist ebenso vollkommener Nonsens.
Wir schützen nicht Natur und Klima. Das ist eine absurde Annahme. Wir können (wenn wir wollen) nur uns selbst schützen.
Wir sollten so wenig Umweltschäden wie möglich verursachen, aber wir tun es nicht. Weil das schwierig bis unmöglich ist. Gerade die Politik, die besagte »Ziele« beschließt und besagte Wissenschaftler beauftragt und sich auf sie beruft, tut – und da haben Leute wie »Extinction Rebellion« natürlich vollkommen Recht – das Gegenteil von dem, was sie behauptet. Sie handelt mehr oder weniger ausschließlich im eigenen Interesse, wobei dieses Interesse im Rahmen einer Eigendynamik vom »Kapital« überhaupt erst geschaffen, aber auch gelenkt wird. Das ist nicht-verschwörerisch, das ist der menschlichen Natur geschuldet (was eigentlich ein in sich widersprüchlicher Begriff ist).
Aber auch die Natur kennt den Exzess, sie reguliert sich dann aber selbst. Das Phänomen heißt Regression zur Mitte. Sie tendiert immer zur Balance. Das macht sich der Mensch zu Nutze. Gleichzeitig arbeitet er aber dagegen und akzeptiert aus Dummheit, Borniertheit und Bequemlichkeit dieses Prinzip nicht.
Dass es in der Natur einen Fortschritt gäbe, ist eine reine Illusion. Das hat Stephen Jay Gould eindrucksvoll bewiesen. Dass es eine Dynamik gibt, ist lediglich dem (statistischen) Phänomen der »Aufsummierung der Möglichkeiten« in Verbindung mit der »Linken Wand« geschuldet. Es gibt aber auch die »Rechte Wand«.
Es mag überraschen, aber die beherrschende Spezies auf der Erde sind vom Beginn des Lebens an die Einzeller. Es gibt sie am längsten, sie verfügen über die größte Zahl an Arten, die größte Zahl an Individuen, die größte Biomasse. Sie neigen aber auch zur gnadenlosen Homöostase. Insofern ist ein blinder Naturalismus nichts, was man wollen kann.
Alles hat per se einen Selbstzweck. Aber auch die Natur kennt die Verzweckung, die Kultur im weitesten Sinne betreibt die Verzweckung bis zum Exzess. Das kritisierte schon Kant, auf den man sich gerne beruft, seine Ausführungen aber letztlich ignoriert und pervertiert. Zumal in Unkenntnis, Unverständnis und Missverständnis der klassischen Philosophie.
Nur die (wahre) Kunst per se ist kreativ, fortschrittlich, und hat einen reinen Selbstzweck. Die allermeisten Künstler selbst leider nicht. »Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele«, Maxim Gorki. Und die Philosophie wagt den Versuch, zu ergründen, was das alles überhaupt zu bedeuten hat.
Die Annahme, durch das Schaffen von Aufmerksamkeit ließe sich etwas ändern, wurde meist enttäuscht, wie ein Blick in die Geschichte beweist. Schlechterdings weint man den Märtyrern Krokodilstränen nach. Wer das tut, sollte sich aber schämen.
Das Wollen folgt in der Regel der Notwendigkeit. Und die ergibt sich in der Regel aus einer komplexen Eigendynamik. Sie passt sich an. Das Drama beginnt mit der Annahme, man müsse sich nicht anpassen, sondern alles andere und alle anderen müssten sich anpassen. Wenn man mehr sein will, als man ist. Merke: Glück ist, das zu wollen, was ist.