DFB Präsident Bernd Neuendorf missfällt die Equal Pay Debatte

Gütersloh, 29. Okober 2022

Dem Vernehmen nach missfällt Bernd Neuendorf, seines Zeichens Präsident des Deutschen Fußball Bundes (DFB), dem Dachverband von 27 Fußballverbänden in Deutschland, denen insgesamt rund 24.500 Fußballvereine angehören, die Debatte über gleiche Siegprämien für Männer und Frauen Nationalmannschaften.

Das Finanzamt Frankfurt am Main hatte dem Fußballbund im Zusammenhang mit der Fußball WM 2006 die Gemeinnützigkeit aberkannt.

Einer Bielefelder Gazette gegenüber äußerte Neuendorf offenbar, ihn hätten 2 Dinge an der Debatte gestört. Zum Einen sei eine der ersten Entscheidungen der neuen DFB Führung die Verabschiedung eines von vielen Experten ausgearbeiteten, ambitionierten Konzepts für die Entwicklung des Frauenfußballs gewesen, und über dieses Konzpt sei kaum gesprochen worden. Wofür die Debatte freilich nichts kann.

Außerdem müsse sich sein Verband, so Neuendorf, im internationalen Vergleich nicht verstecken. Freilich stand und steht es nicht zur Debatte, ob sich der DFB hinter irgendjemandem verstecken muss oder nicht. Weiterhin seien »verschiedene Modelle« für die gleiche Bezahlung vermischt worden, was allerdings ebenfalls nicht zur Debatte stand. Letztlich ist gleiche Bezahlung gleiche Bezahlung (»Equal Pay«), und (nicht nur) nach Adam Riese sind gleiche Zahlen gleiche Zahlen.

Man mag im Vereinsfußball noch mit unterschiedlichen Erträgen beim Männerfußball und beim Frauenfußball argumentieren, und daraus gar so etwas wie unterschiedliche Jobbeschreibungen ableiten und herbeikonstruieren. Auch in der übrigen Wirtschaft kann kein Mitarbeiter einer Abteilung verlangen, dasselbe wie ein Mitarbeiter einer anderen Abteilungen zu verdienen. Bei Nationalmannschaften mag man das nicht tun, denn dabei steht auch der Kommerz nicht im Vordergrund. Und es dürfte nur unter nicht unerheblichen Schwierigkeiten eine Rechtfertigung dafür herbeizukonstruieren sein, dass es ausgerechnet unter dem Aspekt des Geschlechts höherrangige und niederrangige Nationalmannschaften in derselben Sportart geben kann. Nicht wahr?

Des weiteren soll Neuendorf berichtetet haben, er habe dem Bundeskanzler im direkten Gespräch seine Bereitschaft erklärt, »die Ausgestaltung der Siegprämien im Präsidium zu diskutieren und zu hinterfragen«. Die Bereitschaft, etwas zu diskutieren und zu hinterfragen, ist bekanntlich ein Umstand, der nicht in Erster Linie vom Charakter der Verbindlichkeit geprägt ist.

Letztlich ist eine ungleiche Bezahlung für eine gleiche Arbeitsleistung verfassungswidrig. Ob es in Verfassungsfragen Diskussionsbedarfe geben kann, ist nicht unfraglich. 2017 war das Entgelttransparenzgesetz verabschiedet worden, das es Arbeitgebern verbietet, ihre Arbeitnehmer aufgrund ihres Geschlechts unterschiedlich zu bezahlen. Bereits 1955 hatte das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass das Grundgesetz auch die Entgeltgleichheit von Frauen und Männern umfasst.

Eine Übergangslösung in Sachen »Equal Pay« im Fußball könnte auf Neubauers mutmaßliche Motivation abstellen: Angst. Seine Angst mag die sein, dass Fußballerinnen mehr als bisher verdienen, und dass in der Folge Fußballer dann möglicherweise weniger als bisher verdienen. Was dann besagte Übergangslösung sein könnte: Die Ungleichbezahlung nicht durch eine Erhöhung der Bezahlung für Frauen auszugleichen, sondern durch eine Verminderung der Bezahlung für Männer. Etwa vermittels einer Sonderabgabe. Dann kämen die Millionengehälter nämlich endlich auch einem gemeinnützigen Zweck, nämlich dem Staat, also allen, zugute. Möglicherweise täte man damit auch etwas im Kampf gegen die Kriminalität, wenn es Dieben dann etwa verunmöglicht würde, Fußballern gleich Dutzende Luxusuhren zu stehlen.