Gütersloh, »Planungsbüro« startet Online Umfrage zu Einschätzungen und Wahrnehmungen der City
Gütersloh, 29. Dezember 2022
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten bereits sinnlos viel Geld für sogenannte »Masterpläne« verbrannt wurde, soll nun das Projekt »Zentrenmanagement für die Gütersloher Innenstadt« weiterentwickelt werden. Dabei geht es darum, die Idee von einer lebendigen Innenstadt für alle »neu zu justieren«. Beauftragt wurde wie üblich ein ortsfremdes »Planungsbüro« aus Dortmund. Ähnliche Büros hatten bereits Dinge wie die »Gütersloher Acht«, die »Gütersloher Banane«, verschiedene Sichtachsen und »Erlebbarmachungen«, etwa von Grünflächen am Amtsgericht oder des Dreiecksplatzes vermittels eines Brunnens, erfunden.
Ziel des aktuellen Projektes ist es, gemeinsam mit Interessierten eine #Strategie für die Gütsler Innenstadt zu entwickeln, die den vielfältigen Anforderungen an ein vitales, nachhaltiges und anpassungsfähiges Zentrum gerecht wird. Ein wichtiger Baustein ist eine #Online #Befragung, die noch bis Ende Januar 2023 läuft.
Seit dem Auftakt zum Zentrenmanagement Ende September ist einiges passiert. So hat es nach der #Impulsveranstaltung bereits ein digitales #Speed #Dating mit Akteuren der Innenstadt gegeben und einen #Spaziergang durchs Stadtzentrum, bei dem sich die Beteiligten ortsbezogen und situationsbezogen ausgetauscht haben. Nun folgt ein weiterer wichtiger Baustein, bei dem Meinungen gefragt sind. In der #Onlinebefragung werden Fragen über die Innenstadt gestellt: »Weshalb besuchen Sie üblicherweise die Innenstadt von Gütersloh?«, »Was ist das Besondere an der Gütersloher Innenstadt?«, »Was fehlt?«
Mal werden Antwortmöglichkeiten vorgegeben, mal können eigene Antworten formuliert werden. Insgesamt sollten sich Interessierte etwa 5 bis 10 Minuten Zeit nehmen.
Online Umfrage Innenstadt
Das von der Stadt Gütersloh beauftragte »Planungsbüro« »Stadt und Handel« aus Dortmund erfragt dabei die verschiedenen Einschätzungen und Wahrnehmungen zur Gütersloher Innenstadt. Die Antworten sind ein Beitrag für den Prozess, der neben einer »gemeinschaftlich getragenen #Vision« für die Innenstadt auch den Anstoß einzelner, konkreter Projekte für die Zukunft vorsieht.
Der Projektplan sieht vor, dass bis Ende des Jahres 2023 in diversen Dialogformaten relevante Themen und Aufgaben diskutiert, die zahlreichen Akteure und Gestalter der Gütersloher Innenstadt einander nähergebracht und klare Handlungsschritte und kurzfristige Maßnahmen erarbeitet werden.
Hintergrund
Die Stadt Gütersloh will die Innenstadt zukunftsfähig aufstellen und manche Gütersloher miteinbeziehen. Erfolgreich hat sie sich um das Landesförderprogramm »Sofortprogramm Innenstadt« beworben. Daraus ist im vergangenen Jahr ein Förderprojekt an den Start gegangen, das die Bekämpfung von Leerständen in der City zum Ziel hat. Zu einem weiteren Förderbaustein des Projekts gehört die Entwicklung des Zentrenmanagements. Mehr …
Kommentar, sinnlose Umfrage
Originell ist der Umstand, dass erneut ein ortsfernes »Büro« beauftragt wird, obwohl sich Gütersloh gleichzeitig eine teure Stadtmarketinggesellschaft leistet, deren ureigenste Aufgabe genau dieses Thema wäre. Die Botschaft der Stadtverwaltung ist offenbar die, dass das »Stadtmarketing« zu so etwas nicht in der Lage ist. Was eine realistische Einschätzung wäre, denn sonst wäre ein solches Projekt überflüssig. Nicht weniger originell ist die Tatsache, dass von einer »Vision« gesprochen wird. Visionen mag man haben, gerade in Zeiten der Legalisierung von weiteren Drogen (Cannabis), gefragt sind freilich schnellstmöglich Tatsachen und Realitäten. Diese zu schaffen, ist aktuell mehr denn je geboten.
Dem steht allerdings die sattsam bekannte, ostwestfälische #Reaktanz im Wege. Ein Psychologisches Phänomen, das schwer zu durchbrechen und schwer zu handhaben ist. Die Frage, was aus den in der Schublade liegenden »Masterplänen« geworden ist, muss erlaubt sein. Die Antwort liegt leider auf der Hand: wenig, wenn nicht nichts. Dass Laufwege wie die »Gütersloher Acht« oder die »Gütersloher Banane« Eingang ins Bewusstsein der Gütsler gefunden hätten, kann man schwerlich behaupten, da es nicht der Fall ist. Auch das Grün ums Amtsgericht ist nicht »erlebbarer« als zuvor und auf dem Dreiecksplatz steht bis dato kein Brunnen, sondern lediglich ein Steinblock.
Die aktuelle Onlineumfrage ist banal konstruiert, auf einem schwer zu erkennendem Stadtplanausschnitt können Locations angeklickt und kommentiert werden. Die Fragen sind aus wissenschaftlicher und psychologischer Sicht so formuliert, dass die Antworten ausschließlich Rationalisierungen sein können. In Wahrheit wissen die Leute nicht, weshalb sie die Innenstadt besuchen oder meiden. Wenn man sie direkt danach fragt, antworten sie mit spontanen Rationalisierungen, die sie ad hoc unbewusst selbst erfinden oder adaptieren (adadaptiert haben). So wird regelmäßig gesagt, die Innenstadt sei »unattraktiv« oder es gebe etwa »keine Gastronomie«, was ein Schlag ins Gesicht derer ist, die dort Gastronomie betreiben, oder teilweise viel Herzblut für attraktive Angebote geben. So funktioniert die »Spaltung der Gesellschaft«, was offenbar gewollt ist. Allerdings findet keine »Spaltung« in 2 Lager statt, wie dieser Prozess im Allgemeinen oft von »Verschwörungstheoretikern« missverstanden wird. Es findet eine »Spaltung« im Sinne einer Partikularisierung statt.
Diese vielbeschworene »Spaltung« ähnelt tatsächlich der Fission, der Kernspaltung, und ist ebenfalls eine Kettenreaktion. Was die Metapher der Kernfission nahelegt, die in der Praxis durch Moderatoren gebändigt oder gar zum Stillstand gebracht wird. Genauer gesagt durch Neutronenkollektoren (»Steuerstäbe«). Nicht nur sprachlich legt diese Tatsache die Idee nahe, dass es einen Moderator geben müsste, einen »Interessenkollektor«, die die Partikularisierung zum Stillstand bringt. Das könnte ein Citymanager sein, der freilich neutral sein müsste.
Gütsel hatte im Sommer vergangenen Jahres einen wissenschaftlich fundierten, elaborierten und psychologiebasierten Sense Of Community (SOC) Survey auf Basis der Community Science Gesellschaft vorgeschlagen, was selbstverständlich ignoriert wurde.
»Die erfolgreichsten Stadtviertel sind die, von denen die Stadtplaner ihre Finger gelassen haben«, Nassim Nicholas Taleb.