#Marta #Herford, Jahresprogramm 2023, Kunst, Ausstellungen, Museum

In dem mit voller Spannung erwarteten Jahr 2023, will das Marta Herford sein Publikum mit insgesamt 5 neuen Ausstellungen und vielfältigem Begleitprogramm überraschen. Immer im engen Dialog mit den Künstlern und mit besonderem Bezug zur herausragenden Raumdramaturgie des #Frank #Gehry #Gebäudes. Dabei bleibt das Marta seinem Profil als Museum für zeit­genössische Kunst nach wie vor treu und wirft aus dieser Perspektive auch künstlerische Blicke auf Architektur und Design. So entsteht ein herausforderndes und kontrastreiches Programm, bei dem sich kleinere Einzelpräsentationen mit großen Themenschauen abwechseln, die sich immer wieder auch die Frage nach der Rolle und Funktion des Museums der Zukunft stellen.

Mit insgesamt 5 neuen Ausstellungen und umfangreichen Begleitprogrammen wird das Marta Herford seinem Publikum spannende Positionen der Gegenwartskunst vorstellen. Erstmalig liegt der Fokus auf Einzelausstellungen von insgesamt 3 Künstlern verschiedener Generationen und Hintergründe, mit denen speziell für die Räume Werkschauen entwickelt wurden, die einen spannungsreichen und kontrastreichen Bogen aufzeigen und zugleich die Besucher eintauchen lassen in künstlerische Auseinandersetzungen.

Die 2 großen Themenausstellungen des Jahres versammeln nur wenige Positionen, um auch hier das künstlerische Werk als solches ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, und dennoch aktuell relevante Fragen zum Einfluss technologischer Entwicklung sowie die Wahrnehmung von Raum und Klang als soziale Plastik im Einklang mit der besonderen Architektur des Museums Marta Herford als Erfahrungsräume zu eröffnen.

Tobias Zielony, »Dark Data«, 12. November 2022 bis 16. April 2023 (Lippold #Galerie)

Der Fotograf und Videokünstler Tobias Zielony (gbeoren 1973 in Wuppertal, lebt in Berlin) befasst sich mit der Dunkelheit als physisches, soziales sowie metaphorisches Phänomen. Die Einzelausstellung Dark Data erkundet den Raum zwischen dem erhellenden Moment eines Bildes und den verborgenen Informationen darin.

In seiner Arbeit »Maskirovka« (2017) portraitierte der Künstler die »LGBTQIA+« und #Techno Szene in #Kiew. Die scheinbar unschuldigen Bilder tragen heute die Last des Krieges in sich. Die durch ein Fernrohr aufgenommenen und immer wieder in digitales Rauschen aufgehenden Bilder der Videoarbeit »Hurd‘s Bank« (2020), bilden den Hintergrund einer spekulativen Untersuchung zur Verbindung des Mordes an einer Journalistin mit dem Ölschmuggel vor der Küste Maltas. Währenddessen basiert das aktuelle Projekt »Wolfen« (2022) auf Recherchen zur #DDR #Filmfabrik ORWO. #Licht und #Dunkelheit sind dabei sowohl als technische Bedingungen der Fotografie und Filmherstellung Thema als auch metaphorisch, wenn es darum geht, die Arbeitsbedingungen und globalen Wirtschaftsverknüpfungen zu sehen. Darüber hinaus wird in der Ausstellung mit »Watching TV in Narva« (2022) eine ganz neue Arbeit des Künstlers präsentiert, mit der er sich an die Estnisch-Russische Grenze begibt und die dortigen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine im Spiegel von Medien und Propaganda verfolgt. Am Freitag, dem 27.01.23 findet um 18:00 Uhr ein Künstlergespräch mit Tobias Zielony und Direktorin Kathleen Rahn statt. Hier werden vertiefende Einblicke in sein Schaffen, sowie in das Thema der Schau gegeben.

Cinthia Marcelle, »Ungehorsame Werkzeuge«, 4. Februar bis 29. Mai 2023 (Gehry Galerien)

In einer ersten umfassenden Überblicksschau im deutschsprachigen Raum präsentiert das Marta Herford die brasilianische Künstlerin Cinthia Marcelle (geboren 1974 in Belo Horizonte, Brasilien), die sich seit Ende der 1990er Jahre in Videos, Skulpturen, Fotografien, Installationen und Performances kritisch mit etablierten und hierarchisierenden sozialen Strukturen auseinandersetzt, die unser alltägliches Miteinander organisieren. Um verfestigte Mechanismen und Organisationsformen aufzubrechen und neue auszuhandeln setzt Marcelle auf Methoden des kollektiven Handelns: Die Künstlerin initiiert Situationen, die als kollaborativ-performative Aktionen angelegt sind. Dabei gibt sie die Kontrolle und Autorschaft über Form und Narrativ ihrer Werke an andere, von ihr ausgewählte Personen, weiter. Im Zentrum der Ausstellung »Ungehorsame Werkzeuge« steht die Installation »Family in Disorder« (2018), welche sich aus einer konzeptionell festgelegten Auswahl an lokal-handelsüblichen Materialien wie Ziegelsteinen, Fässern, Kreide, Steinen, Schnürsenkeln, Streichholzschachteln, Baumwollstoff und mehr zusammensetzt. Die Hälfte der Baustoffe bildet in einem Raum eine akkurate, raumtrennende und statische Barrikade, während die zweite Hälfte des Materials von freien Vermittlern und Aufbauhelfern des Museums über 6 Tage und ohne externe Hilfsmittel in Szene gesetzt wird. Die abgeschlossene Installation stellt im übertragenden Sinne das formalisierte Produkt des gemeinschaftlichen Aushandlungsprozesses dar und verdichtet sich zu einer beeindruckend künstlerischen Formensprache, die jedoch nicht von der Künstlerin als Genius, sondern als Prozess kreiert wurde.

Annette Frick, »Ein Augenblick im Niemandsland«, 6. Mai bis 13. August 2023 (Lippold Galerie)

Die Fotografin und Filmemacherin Annette Frick (geboren 1957 in Bonn, lebt in Berlin) porträtiert seit den frühen 1980er Jahren Szenen der Subkultur und historisch aufgeladene Orte zwischen poetischer Ausdruckskraft und politischer Metaphorik. Im Marta Herford wird die bis dato größte Museumsausstellung der Künstlerin gezeigt. Zu den porträtierten Figuren gehören Persönlichkeiten abseits des populistischen Mainstreams, darunter Ikonen der #Drag Szene die identitätsprägend waren für die aktuelle Transgenderidentität, wie Vaginal Davis oder Mario Montez, Tima die Göttliche, Ovo Maltine, Bev Stroganov, Juwelia Soraya, ZsaZsa Hollywoodlawn und viele andere. Trotz der eher dokumentarisch wirkenden #Schwarzweiß #Fotografie schafft Frick Momente, die die vertraute Atmosphäre zwischen ihr und ihren Protagonisten spürbar machen. Das gilt auch für ihre Akt-Selbstporträts, die ebenso kompromisslos wie sensibel Themen der Repräsentationskultur und Identität verhandeln. Ihr Gespür für Inszenierung, die große Selbstverständlichkeit und die Authentizität, mit der sie arbeitet, sind auch in den Filmarbeiten nachvollziehbar. Darüber hinaus betrieb sie Projekträume und Ausstellungsräume und gab das Fanzine »Jenseits der Trampelpfade« heraus, und war so immer fest verankert in einer Szene, mit der sie im stetigen Austausch ist, was sich letztendlich in ihren Arbeiten zeigt.

Shift, »KI und eine zukünftige Gemeinschaft«, 17. Juni bis 15. Oktober 2023 (Gehry Galerien)

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Obwohl sie teils wie #Science #Fiction anmutet, ist sie längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Bekannte Anwendungen sind das autonome Fahren, Sprachassistenzen oder smarte Geräte. Viele KI gesteuerte Prozesse erfolgen aber auch mehr oder weniger im Verborgenen und nehmen in Verbindung mit anderen wissenschaftlichen Methoden bereits heute schon nahezu unbemerkt Einfluss auf politische, wirtschaftliche und soziale Prozesse. Die Ausstellung präsentiert neun internationale künstlerische Positionen, die die komplexen gesellschaftlichen Zusammenhänge von KI reflektieren und begreifbar machen. Der Begriff »SHIFT« (Engl. für Verschiebung, Übergang, Wechsel) unterstreicht die These, dass diese Digitaltechnologie nachhaltig die Idee einer Gemeinschaft verändert. So eröffnen die Kunstwerke überraschende Perspektiven auf eine Zukunft, in der Mensch, Natur und Technik in einem idealerweise kooperativen Verhältnis zueinanderstehen. Dabei stellen die künstlerischen Beiträge prüfende Fragen und eröffnen zugleich konstruktive Perspektiven: Wie verhält sich KI zu Konzepten von Vernunft, Freiheit und Verantwortung? Können Menschen, KI-gesteuerte Roboter, Avatare und biologische Mikroorganismen wie Bakterien konstruktiv miteinander zusammenarbeiten? Und kann KI die Welt möglicherweise sogar menschlicher machen? Künstler Louisa Clement, Heather Dewey Hagborg, Christoph Faulhaber, Kennedy und Swan, knowbotiq, Christian Kosmas Mayer, Philippe Parreno, Hito Steyerl, Jenna Sutela. Die Ausstellung wurde gemeinschaftlich entwickelt vom #Museum #Marta #Herford und dem #Kunstmuseum #Stuttgart (dort zu sehen vom 4. Februar bis zum 21. Mai 2023).

Lena Henke, Marta Preis der Wemhöner Stiftung, 2. September 2023 bis 7. Januar 2024 (Lippold Galerie)

Die deutsche Bildhauerin Lena Henke (geboren 1982 in Warburg) erhält als fünfte Preisträgerin den Marta-Preis der Wemhöner Stiftung 2022. Neben dem Preisgeld und einem Produktionsbudget für ein neues Werk in der Sammlung Marta wird sie mit einer Einzelausstellung im Marta Herford geehrt. In ihrem Werk verfolgt die Künstlerin, die in Berlin und New York lebt und arbeitet, die Bedingungen und Möglichkeiten der Skulptur und erfindet scheinbar Bekanntes neu. Ihr künstlerisches Schaffen ist von der Auseinandersetzung mit der Geschichte und Tradition der Bildhauerei wie auch von biografischen Bezügen geprägt. In der Präsentation ihrer Werke zeigt sich zudem ihr Interesse für Stadtplanung und Landschaftsbau: Ihre Installationen intervenieren in die gegebene Architektur vor Ort und reagieren auf deren räumliche und soziale Strukturen.

»Sound as Message«, 4. November 2023 bis 25. Februar 2024 (Gehry Galerien)

Die internationale Gruppenausstellung »Sound as Message« ist Teil der programmatischen Neuausrichtung des Museums Marta Herford, sich künftig als Ort synästhetischer Erfahrung zu positionieren. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen multisensorische Installationen, in denen sich Künstler mit der menschlichen Erfahrung mittels Klangs auseinandersetzen. Sie kreieren Installationen, die nicht primär visuell abbilden oder darstellen, sondern vor allem akustisch und physisch erfahren werden, innere Bilder und Klänge erzeugen, und das Raumerlebnis bestimmen. Sie thematisieren das in seinem Wesen immaterielle Medium Klang in seiner physischen Dimension, sowohl was seine Erzeugung als auch seine Rezeption betrifft, und nutzen es als Vehikel, um Orte, Räume, Menschen, Kulturen und Gemeinschaften in einer Form zu vergegenwärtigen, die zwischen Präsenz und Flüchtigkeit oszilliert. Die Künstler erkunden das subversive Potential des immateriellen Mediums, dem man sich nur schwer entziehen kann, um unterdrückte Narrative lebendig zu halten und ein Gefühl von Gemeinschaft zu erzeugen. Die klangbasierten Werke setzen auf die körperliche Anwesenheit der Besucher über einen determinierten Zeitraum. Die Ausstellung ist deshalb nicht nur räumlich, sondern wie eine Sequenz auch zeitlich arrangiert – sie erstreckt sich über die Dauer von ungefähr 1,5 Stunden. Zusätzlich sind auch vielfältige performative Veranstaltungsformate sowohl im Haus als auch außerhalb geplant. »Im Rahmen der Ausstellung begehen wir das 10-jährige Jubiläum mit dem Format Marta philharmonisch – eine Kooperation mit der NWD. Weitere Kollaborationen mit anderen Vereinen werden erarbeitet, um ein breites Rahmenprogramm anzubieten.«

Vielfältiges Leben im Marta #Atelier

Mehr als je zuvor wird das Marta-Atelier als Kreativstätte und Vermittlungsstätte des Museums Begegnungsort für Menschen aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft sein. Mit neuen Angeboten, neuen Kursstrukturen und vielgestaltigen Nutzungsmöglichkeiten wird das pädagogische Team im Marta 2023 die intensive und barrierefreie Begegnung mit zeitgenössischer Kunst, Architektur und Design weiter ausbauen und sich in der im April neubezogenen 2. Etage des Museums Marta Herford frei entfalten können. Innovative Angebote und gezielte dialogische Formate sind von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus werden unter anderem werden verschiedene Angebote für Menschen mit und ohne Behinderungen, Atelier-Angebote über die verschiedenen Generationen hinweg, spezifisch auf die jeweiligen Ausstellungen hin entwickelte Themenwerkstätten sowie von bildenden Künstlern angeleitete Workshops für Erwachsene das Marta Atelier weiter beleben. Angebote wie dialogische Führungen und offene Runden werden zudem neu konzipiert und engagiert auf die Erwartungen des Publikums hin fokussiert.

Besuchszahlen aus dem Inland und Ausland

2019 besuchten 57.161 Menschen das Marta Herford, 2022 sind es 31.623 gewesen. Nach den #Pandemie Jahren 2020 und 2021, in denen Museen teilweise geschlossen waren, zeigt sich – nicht zuletzt bedingt durch aktuelle finanzielle Einschränkungen der Menschen – ein verhaltener Besuchsanstieg. 2022 kamen 78,3 Prozent der Besuchenden aus Nordrhein-Westfalen – davon rund 15 Prozent aus dem Kreis Herford. Mit 9,4 Prozent ist in 2022 ein 2 prozentiger Anstieg zu 2019 von Besuchenden aus Niedersachsen zu erkennen, was vermutlich mit dem Direktionswechsel von Kathleen Rahn, als ehemalige Direktorin des Kunstvereins Hannover, in Zusammenhang stehen könnte. Je rund ein Prozent kamen aus Berlin, Hessen und Hamburg. Interessant ist zu erkennen, dass sich die Anzahl der Besuche aus dem Ausland kaum unterscheidet: 3,3 Prozent in 2022, 3,8 Prozent in 2019.

Neue Jahreskarte für Paare

Zusätzlich zu der bisherigen Jahreskarte für Einzelpersonen und der »Jahreskarte plus 1« gibt es eine für Paare, bei denen eine namentliche Erwähnung diese personalisiert und für den Preis von 40 Euro ein ganzes Jahr freien Eintritt ermöglicht. Der freie Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, sowie spezielle Ermäßigungen für jungen Menschen in Ausbildungsverhältnissen wird weiterhin seit der Einführung 2020 sehr gut angenommen.

My Marta Afterwork, jeden Mittwoch bis 20 Uhr geöffnet

Ein abendlicher Museumsbesuch – jeden Mittwoch ab 18.30 Uhr mit Führungen – hat sich mittlerweile etabliert. An jedem ersten Mittwoch des Monates geben #Mitarbeiter des Marta Teams einen Einblick in ihre jeweiligen Arbeitsbereiche.