#Kultur #Räume #Gütersloh, Programm vom 13. bis zum 19. Februar 2023
»SchLaDo«, Carmela de Feo, Allein unter Geiern
Seit Jahren ist La Signora in Sachen Unterhaltung auf den morschen Brettern, die die Welt bedeuten, unterwegs. Ob auf einem toten Esel zum Erfolg oder mit einem lahmen Gaul durchs Leben, La Signora ist für jede Situation mit ihrem Friedhofsmodenchic perfekt gekleidet. Klein, Hummeltaille und Haarnetz! Tödliche Gags pflastern ihren Weg, die Leute geiern sich einen ab, aber nach der Show kräht kein Aas mehr nach ihr. Wie allein kann man sein, wenn selbst die Geier nicht mehr über einem kreisen? Die Rabattmarke des deutschen Kabaretts zeigt in ihrem neuen Programm, dass Schicksal durchaus Spaß machen kann. Keine Angst, was immer das Leben für einen bereithalten mag, ob Lottogewinn oder Unfall, dank La Signora ist der Unterschied gar nicht so groß. Doch allen Geiern sollte klar sein: Um sich auf eine Henkersmahlzeit zu freuen, braucht man schon eine gute Portion Galgenhumor! Außerdem, wahre Schönheit kommt von innen! Und wenn nicht, dann setzt man sich eben allein unter Geiern ein Haarnetz auf! La Signora – nie eingeladen, aber überall dabei.
Donnerstag, 16. Februar 2023, 20 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal
Hagen Rether, »Liebe«, »SchLaDo« Sonderveranstaltung
»Wir können die Welt nicht retten? Ja, wer denn sonst?« Es ist kein klassisches Kabarett, was Hagen Rether seinem Publikum serviert, sondern eher ein assoziatives Spiel, ein Mitdenkangebot. Der Kabarettist verweigert die Verengung komplexer Zusammenhänge und gesellschaftlicher wie politischer Absurditäten auf bloße Pointen. Auch das Schlachten von Sündenböcken und das satirische Verfeuern der üblichen medialen Strohmänner sind seine Sache nicht, denn die Verantwortung tragen schließlich nicht allein »die da oben«. In aller Ausführlichkeit verknüpft Rether Aktuelles mit Vergessenem, Nahes mit Fernem, stellt infrage, bestreitet, zweifelt. An zentralen Glaubenssätzen westlicher »Zivilisation« rüttelt er gründlich, sogenannte Sachzwänge gibt er als kollektive Fiktionen dem Gelächter preis. Mit überraschenden Vergleichen verführt er das Publikum zum Perspektivwechsel – zu einem anderen Blick auf die Welt, in die Zukunft, in den Spiegel, auch unbequemer Wahrheit ins Auge. Und er ruft dazu auf, dass wir uns von unserer vielfach instrumentalisierten Angst und Wut befreien. Rethers #Liebe ist tragisch, komisch, schmerzhaft, ansteckend: Das ständig mutierende Programm mit dem immer gleichen Titel verursacht nachhaltige Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und stiftet zum Selberdenken und -handeln an. Bis zu dreieinhalb Stunden plädiert der Kabarettist leidenschaftlich für Aufklärung und Mitgefühl, gegen Doppelmoral und konsumselige Wurstigkeit: Wandel ist möglich – wenn wir wollen.
Samstag, 18. Februar 2023, 20 Uhr, Stadthalle, großer Saal
Theater Extra, Steffen Schroeder, »Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor«
Der Theaterschauspieler und Fernsehschauspieler Steffen Schroeder erzählt in seinem Roman von der Freundschaft zwischen Max Planck und Albert Einstein, vom Verhältnis berühmter Väter zu ihren Söhnen, von der Liebe in aufgewühlten Zeiten. Und davon, wie die Musik von Johannes Brahms alles miteinander verbindet. Oktober 1944. Mit 86 Jahren steht Max Planck vor der schwersten Aufgabe seines Lebens. Der Nobelpreisträger soll ein «Bekenntnis zum Führer» verfassen. Viel hängt daran, denn Plancks geliebter Sohn Erwin, der am Hitler-Attentat vom 20. Juli beteiligt war, sitzt im Todestrakt von Tegel. Planck denkt zurück an frohe Tage und die dunkle Zeitenwende. Gefährten sind im Exil, vor allem vermisst er Albert Einstein. Der forscht in Amerika und widmet sich vielem, besonders den Frauen, allerdings gar nicht seinem Sohn Eduard, der in der Zürcher Heilanstalt Burghölzli mit seinen inneren Dämonen und dem fernen Vater ringt. Max Planck schreibt mit der Schwiegertochter Nelly Gnadengesuche für Erwin; dieser entdeckt die Weite des Daseins in einer Gefängniszelle. In der Berliner Reichskanzlei träumt Adolf Hitler vor einem Gemälde. Und Eduard Einstein erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhält, während sein genialer Vater das Doppelspiel seiner russischen Geliebten nicht einmal ahnt. Steffen Schroeder, geboren 1974 in München, ist Schauspieler und Schriftsteller. Er war Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, bevor er Claus Peymann ans Berliner Ensemble folgte, und spielte in zahlreichen Filmen und Serien wie SOKO Leipzig. Schroeder engagiert sich für den Weißen Ring und gegen Rechtsextremismus, seit 2017 ist er Botschafter der Organisation Exit-Deutschland. Sein Buch «Was alles in einem Menschen sein kann. Begegnung mit einem Mörder» löste großes Echo aus. 2020 erschien sein Debütroman «Mein Sommer mit Anja». Schroeder, der väterlicherseits mit Max Planck verwandt ist und diesen Roman auf viele bislang der Öffentlichkeit unbekannte Briefe und Dokumente stützt, lebt mit seiner Familie in Potsdam.
Dienstag, 14. Februar 2023, 19.30 Uhr, Theater, Skylobby, Lesung und Gespräch
Kindertheater, »Kommissar Notus im Orchesterkeller«
Großer Schreck beim #Orchester – aus dem Keller wurden wertvolle Instrumente gestohlen und von den Tätern fehlt jede Spur. Ein Fall für Kommissar Notus. Mit seinem Team versucht er, Licht ins Dunkel zu bringen und den Klangdieben das Handwerk zu legen. Dabei macht er eine unglaubliche Entdeckung – es fehlen auch einzelne Töne in den Noten der #Musiker. Könnt ihr unserem Kommissar helfen, alles wieder an seinen Ort zu bringen?
Mittwoch, 15. Februar 2023, 9.15 und 11 Uhr, Theater, Theatersaal, Konzept und Moderation Johannes Hofmann, Nordwestdeutsche Philharmonie, Leitung Jonas Bürgin, Clemens Mohr, für Kinder ab 6 Jahren
Klangkosmos Weltmusik, Torgeir Vassvik
In der Kultur der Samen, etwa 750 Menschen, verteilt auf Norwegen (450), Schweden (200), Finnland (80) und die russische Halbinsel Kola (2.500), steht das Joiken, der traiditionelle samische Gesang, im Mittelpunkt. Der stimmgewaltige samische Künstler Torgeir Vassvik hat seine Vision des Joik entwickelt, die als »Avantgarde-Joik“ bezeichnet werden kann. Torgeir Vassvik lebt in Oslo und stammt aus Gamvik an der nördlichsten Spitze Europas. Die animistische Gesangstradition des Joik beeinflusst den samischen #Musiker seit seiner Kindheit. Er ist mit der Mandolinenmusik seines Vaters aufgewachsen, hat in Indie #Rock #Gruppen gespielt und ließ sich von Folk, Jazz und klassischer Musik und verschiedenen Musikrichtungen der Welt inspirieren.
Mittwoch, 15. Februar 2023, 18.30 bis 19.30 Uhr, Theater, Theatersaal, Torgeir Vassvik (Joik, Gitarre, Rahmentrommel, Igil, Birbyne, Mynnharpe), Rasmus Kjorstad (Oktavvioline, Fidel), Songpoet der Sami vom Nordkap, Norwegen
Jazz in Gütersloh, Joo Kraus Quartet
Seit vielen Jahren zählt Joo Kraus nun schon völlig zu Recht zu den besten Jazztrompetern in unseren Breitengraden. Als Bandmitglied, Solist, vielgebuchter Sessionprofi (BAP, DePhazz, Jazzkantine, Soulounge) und Sideman namhafter Künstler (Pee Wee Ellis, Johannes Enders, Peter Fessler, Omar Sosa, Paula Morelenbaum) hat er gleichermaßen überzeugt. Mit seinem mal butterweichen, mal staccato-spitzen Trompetenton konnte er im In- und Ausland viele Freunde gewinnen. We’re doing well. Das ist erst mal ein ziemlich breitschultriges Statement – speziell in diesen Zeiten. Aber wie immer kommt es auf den Kontext und den Absender an. Und der ist hier eben Joo Kraus. Ein Musiker, der am liebsten Genregrenzen und Stiletiketten auflöst und Musik so macht, wie er lebt: frei und fühlend. Gut möglich also, dass das Album ein paar Extra-Dimensionen birgt. (Spoiler: Ja, tut es.)
Donnerstag, 16. Februar 2023, 20 Uhr, Theater, Theatersaal, Joo Kraus (Gesang, Trompete, Live Elektronik), Ralf Schmid (Keyboards), Veit Hübner (Bass), Torsten Krill (Schlagzeug)
Theaterspionage, Theater Picknick
Das Picknick an frischer Luft muss im Winter und manchmal auch im Frühjahr noch etwas warten. Das ist aber kein Grund, zu Hause zu bleiben. Raus aus dem Wohnzimmer – rein ins Theater! Noch besser als Zuschauen ist Selbermachen, und dazu sind die Sonntagnachmittage eine prima Gelegenheit. »Hier könnt ihr zusammen mit euren Eltern oder Großeltern ausprobieren, welche Figuren, Rollen und Talente in euch schlummern: improvisieren, bekannte und unbekannte Geschichten in Szenen verwandeln, Schauspielübungen kennenlernen, verkleiden und bei alldem natürlich ganz viel Spaß haben.«
Sonntag, 19. Februar 2023, 15 bis 18 Uhr, Theater, Studiobühne, Theaterworkshop für Eltern oder Großeltern und Kinder ab 6 Jahren, Leitung Christine Ruis, Anmeldung bei Anna Lena Friedrichs, Telefon +495241864148, annalena.friedrichs@guetersloh.de
Jeeps, eine Komödie von Nora Abdel Maksoud
In Deutschland werden bis zu 400 Milliarden Euro im Jahr vererbt. Was wäre, wenn dieses Geld radikal umverteilt würde? »Jeeps“ katapultiert vier Figuren in das Szenario einer Erbrechtsreform – und damit in einen leidenschaftlichen Schlagabtausch und persönlichen Zwiespalt. Wie verhalten sich die behauptete Leistungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zur sozialen Ungleichheit? Wie navigieren wir zwischen den eigenen solidarischen Prinzipien und unseren liebgewonnenen finanziellen Sicherheiten? Für die Reform wird ausgerechnet das Jobcenter auserkoren. So nimmt der Text die zwei Extreme der Verteilungsdebatte gleichzeitig ins Visier: Wie viel Geld sichert die Existenz? Und wer gibt wann etwas ab?Die Autorin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud setzt mit dem Stück an einem tiefen sozialen Sicherheitsbedürfnis an. Sie verhandelt die strukturellen Bedingungen einer Gesellschaft, in der Klassenunterschiede gleichzeitig wirken und negiert werden. Nominiert und eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen 2022. »Der helle Irrwitz, veranstaltet von vier formidablen Schauspielern im Turbo-Sprech, die ein tolles Timing und den Wahnsinn draufhaben. Sie bilden ein Pointen-Quartett im furiosen Schlag(licht)abtausch«, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Samstag, 18. Februar 2023, 19.30 bis 21 Uhr, Sonntag, 19. Februar 2023, 19.30 bis 21 Uhr, Theater, Theatersaal, Münchner Kammerspiele, Uraufführung, Regie Nora Abdel Maksoud, Bühne und Kostüme Katharina Faltner, #Musik Enik, es spielen Eva Bay, Gro Swantje Kohlhof, Stefan Merki, Vincent Redetzki