Auf den satirischen Spuren der März Revolution, #Museum #Abtei #Liesborn zeigt Ausstellung zu Karikaturen der Jahre 1848/49, 3. Februar bis 19. März 2023

Liesborn, 2. Februar 2023

2023 jährt sich die Märzrevolution zum 175. Mal. Dabei ist die Erinnerung an die Personen und Ereignisse von 1848/49 heute nahezu verblasst, obwohl in dieser Zeit entscheidende Weichen für die Entstehung des späteren Nationalstaats Deutschland und seines heutigen Parteiensystems gestellt wurden. Das #Museum #Abtei Liesborn nähert sich der Thematik nun auf besonders anschauliche und gleichzeitig aktu- elle Weise, indem es nach dem Verhältnis von Medien und Demokratie fragt. Denn damals wurden erstmals die politischen Entscheidungsprozesse des in der Frankfurter Paulskirche tagenden Parlaments von einer freien Presse in Wort und Bild aufgegriffen und vielfach verbreitet und kommentiert.

»Die Aufhebung der Pressezensur gehörte zu den ersten Erfolgen der Proteste«, erklärt Museumsleiter Dr. Sebastian Steinbach, »Die Folge war ein rasanter Anstieg der Zahl an Zeitungen und Flugschriften.« Insbesondere die Abgeordneten – ihr Aussehen, ihre Herkunft oder ihr Sozialer Status – wurden von zahlreichen #Karikaturisten und #Verlegern in teilweise äußerst bissigen Zeichnungen aufs Korn genommen. Im Mittelpunkt der Ausstellung »Demokratie und Medien – 175 Jahre März Revolution 1848 in zeitgenössischen Karikaturen«, die vom 3. Februar bis zum 19. März 2023 zu sehen ist, stehen deshalb ausgewählte Druckgrafiken auf und sogar von den Parlamentariern. Einige von ihnen – wie der konservative Alfons von Boddien (1802 bis 1857) – vertrieben sich nämlich die Zeit während der langen Debatten damit, dass sie selbst zu Tinte und Feder griffen, um ihre Kollegen zu zeichnen und die so entstandenen Bilder anschließend verschiedenen Druckhäusern anzubieten. Die gezeigten Exponate stammen überwiegend aus den Händen eines privaten Sammlers von deutschen Druckgraphiken des Zeitraums zwischen 1815 und 1871. Eingebettet sind diese Spottbilder in zusätzliche Informationen rund um das historische Ereignis der Revolution von 1848/49. Die Druckerzeugnisse werden durch szenische Darstellungen ergänzt, die einen Eindruck von der Lebenswirklichkeit der Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts geben. So können die Besucher auch einen Blick in die »gute Stube« eines Warendorfer Haushalts der Biedermeier-Zeit werfen. In Zusammenarbeit mit der Schule für Musik im Kreis Warendorf entstand eine Hörstation mit Liedern der Revolutionszeit. Neben den Printmedien verbreiteten sich politische Neuigkeiten nämlich auch über neue Liedtexte, die auf bekannte Volksweisen gedichtet wurden, besonders rasch. Ergänzt wird die Ausstellung zudem um einen Aktionstag am 26. Februar 2023 von 12 bis 18 Uhr, bei dem man anhand von zeitgenössischer Kleidung, kleinen Spielsequenzen und Kreativangeboten in die Zeit der Revolution eintauchen kann. Der Historiker Dr. Felix Gräfenberg berichtet außerdem von seinem Forschungsprojekt »Akteurinnen und Akteure der Revolution von 1848«, in dem er bedeutende regionale Protagonisten jener Jahre für die Historische Kommission für Westfalen untersucht.