»Die Integration von Flüchtlingen gelingt in Deutschland besser als oft behauptet«, Beratungsstelle sieht ein hohes Maß an Eingliederungsbereitschaft bei Flüchtlingen

Konstanz, 6. Februar 2023

»Die Diskussion über den ›Sozialtourismus‹ hat Flüchtlinge aus der #Ukraine zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt und falsche Eindrücke über deren Integrationsbereitschaft verbreitet. Denn aus der täglichen Beratungsarbeit kann ich nur festhalten, dass die übergroße Mehrheit der schutzsuchenden Menschen aus dem Kriegsgebiet weder daran interessiert ist, Leistungen abzustauben oder im Pendelverkehr Bargeld in die Heimat zu schaffen. Solche ›Fake News‹ werden vom bürgerlich rechten Lager der #Politik ganz bewusst gestreut und dafür eingesetzt, Stimmung zu machen. Das ist unverantwortlich und ungerecht – es entspricht auch nicht der Wahrheit über diese Personengruppe, die tatsächlich oftmals mittellos dasteht und eben kein Vermögen verschweigt, das sie daheim bunkert und zeitgleich in Deutschland Grundsicherungsleistungen bezieht. Wer sich dieser Vorurteile bedient, macht sich mitschuldig an feindseliger #Stimmung und #Gewalt gegenüber Flüchtlingen, die nicht selten traumatisiert und desorientiert nach Hilfe suchen«, erklärt der Leiter der Beratungsstelle »Psychosoziale Sprechstunde«, Dennis Riehle, die bundesweit kostenlos zur Verfügung steht und insbesondere Psychologische, Sozialberatung und Integrationsberatung für Schutzsuchende und Migranten in allen Lebenslagen anbietet.

Schlussendlich seien die Menschen aus der Ukraine sehr dankbar und demütig, Anzeichen dafür, dass sie den deutschen Sozialstaat ausnutzen wollten, sieht Riehle nicht: »Die Integrationsbereitschaft ist sehr hoch, die Motivation zur Eingliederung ist klar gegeben«, meint der Berater, der seit Beginn des Krieges mehrere Dutzend Flüchtlinge in sozialen Angelegenheiten wie Antragsstellungen oder bei der Vermittlung von Wohnung und Arbeit unterstützt hat. »Sicherlich gibt es einzelne Konstellationen, in denen man kritisch und reflektierend hinterfragen muss, inwieweit eine Hilfebedürftigkeit tatsächlich besteht. Insofern sind auch die Leistung gewährenden Behörden und Ämter angehalten, im Sinne des Gerechtigkeitsprinzips und Gleichheitsprinzips Überprüfungen bestehender Vermögen und Rücklagen von Flüchtlingen vorzunehmen. Die suggerierte Darstellung, wonach zu uns kommende Ukrainer prinzipiell nur hier sind, um Gelder zu erhalten und diese nach Hause zu transferieren, lässt sich allerdings nicht halten und entspricht purem Populismus«, meint Riehle und kritisiert deshalb auch die Einlassungen von CDU und CSU in dieser Hinsicht scharf: »Das ist Polemik vom Feinsten!«.

Die ehrenamtliche Sozialberatung und Integrationsberatung hat viel eher die Erfahrung gemacht, dass flüchtende Menschen ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft und Mitwirkungsbereitschaft zeigen: »Ähnlich, wie beim Bürgergeld, hat die Union auch bei diesem Thema wieder von einzelnen ›Schwarzen Schafen‹ auf eine ganze Personengruppe geschlossen und damit für Spaltung und Polarisierung gesorgt«. Schlussendlich empfiehlt der Leiter des ehrenamtlichen Angebots, dass sich die #Politik vor Ort ein Bild machen solle, ehe sie zu einer voreiligen und generalisierenden Einschätzung kommt und damit einer Vielzahl bedürftiger Menschen Unrecht tut, meint Riehle. »Bisher habe ich keinen ukrainischen Flüchtling getroffen, der gerne in Deutschland ist. Sie möchten viel eher wieder in die Heimat, haben keinerlei Ambitionen, das hiesige Sozialsystem als Hängematte zu nutzen. Dafür stehen sie viel zu sehr unter Druck, was mit ihren Angehörigen zuhause passiert und ob das eigene Haus dort noch steht«. Riehle vermisst bei Merz nahezu jegliche Empathie – und sagt deshalb abschließend: »Offenbar will sich der Oppositionsführer nicht in die Lage der Flüchtlingen hineinversetzen«.

Die Psychosoziale Sprechstunde ist bundesweit kostenlos #online erreichbar.