Gütersloh vor 1.000 Jahren, Gütsel Geschichte
- Wenn schon, denn schon – während die Zeit vor 100 Jahren noch gut dokumentiert ist, sind die Quellen für die Zeit während des »Ersten Reiches« dürftig. Verschiedene Autoren haben teils Widersprüchliches aufgezeichnet.
Gütersloh, März 2010
Vor 1.000 Jahren, während des »Ersten Reiches«, herrschte Kaiser Heinrich II. und das Gebiet des heutigen Kreises Gütersloh gehörte zum Bistum #Osnabrück. Damals regierten die Bischöfe über das unter Karl dem Großen und seinen Sachsenkriegen missionierte Land. Um 900 wurde der Gau Sinithi (»Senne«) gebildet, zu dem wohl auch das Gebiet um Gütersloh gehörte, das – so Hermann Eickhoff in der »Geschichte der Gemeinde Gütersloh« – spärlich besiedelt war. Dörfer und größere Ortschaften gab es nirgends.
In einer Urkunde vom 13. Juni 952 erhielt unsere frühere Kreisstadt Wiedenbrück (damals »Vitunbrucca«) durch Kaiser Otto I. das Markt-, Münz- und Zollrecht, und möglicherweise schon vor dem Jahre 1000 wird auch das Kirchspiel Gütersloh gebildet worden sein. Aus dem Jahr 1001 gibt es eine urkundliche Erwähnung unserer Dalke, die damals Dellina oder Delchana hieß und die Grenze des Paderbornischen Forstbannes bildete. Langsam tauchten in einer Herzebrocker Urkunde aus den Jahren 1110 bis 1118 die Namen der Ortschaften aus unserer nächsten Umgebung auf, so zum Beispiel Rietberg und Herzebrock (um 850), dann Wiedenbrück (952), Rheda (1080) und Gütersloh. In dieser Zeit schenkte Bischof Gottschalk von Osnabrück dem Kloster Herzebrock einen Zehnten von zehn Schillingen aus Gütern in Gütersloh.
Aus überlieferten Urkunden lässt sich der Schluss ziehen, dass es ein bestimmtes Gebiet namens Gütersloh gab, das sich etwa mit dem ursprünglichen Besitz des Meiers zu Gütersloh deckte. Auf dem Grund des bischöflichen Hofes stand eine ursprünglich aus Holz gebaute Kapelle, die das Kirchspiel Gütersloh begründete. Erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts erhob sich an der alten Landstraße, die das »Confinium« Gütersloh durchschnitt, ein Steinbau. Nach Erbauung dieses Gotteshauses begann sich der Ort zu bilden. Die Curia Gütersloh, das heißt der Oberhof Gütersloh mit den dazugehörigen Zinshöfen Northorne, Sande, Ovenwide, Vilehuson, Lintlo, alter Lintlo, Frankenvelde, Spechteshard und Sellenhart, gehörte vermutlich seit dem Jahr 800 zum Tafelgut des Osnabrücker Bischofs. Erich Pott schreibt, dass das Oberemsland vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, also fast 400 Jahre lang, seine politische und auch geistige Bindung nach #Wiedenbrück hatte. Das ganze Umfeld bot sich als eine ziemlich trostlose #Heide, #Busch und Moorlandschaft dar. Nur an den Bächen und Flüssen hatten sich schon in früherer Zeit Menschen angesiedelt, und selbst noch im zwölften Jahrhundert liegen diese Höfe wie einsame Inseln in den sogenannten »Gemeinheiten«.
Aus einwandfrei zwischen 1082 und 1088 datierten Aufzeichnungen geht hervor, dass der Hof Rathasfelde (Raesfeld, Radesvelde, »gerodetes Feld«), der heutige Meierhof Rassfeld, 16 Scheffel Roggen an das Kloster Herzebrock zu liefern hatte, das die Gründerin, Witwe Waldburgis des Edelherrn Eckhard zu Wiedenbrück, 862 reich mit Gütern aus ihrem Erbe im Oberemsland ausgestattet hatte. In diesen Urkunden werden einige Namen aus dem Tafelgutregister des Bischofs von Osnabrück erwähnt, spätere Urnenfunde auf dem Hofgebiet weisen sie als alte sächsische Sippensiedlungen aus, die bis auf die heutige Zeit als »Meier zu …«-Höfe Bestand haben. Der Hof des Meiers zu Gütersloh ist offenbar der erste Hof, der sich überhaupt mit dem Namen Gütersloh in Verbindung bringen lässt.
Ãœber das damalige Leben lässt sich nur spekulieren, sicher ist lediglich, dass es von harter Arbeit und vor allem von der Kirche geprägt war. Kulturelle Angebote, gar ein Theater, aber auch Haushaltskürzungen gab es nicht. Im Gegenteil: 1229 ließ die energische Äbtissin die Gütersloher, die sich geweigert hatten, dem Herzebrocker Kloster ihren Zehnten zu zahlen, vor das geistliche Gericht des Dekans zu Wiedenbrück laden. Die widerspenstigen Gütersloher mussten sich schuldig bekennen und versprechen, den Zehnten fortan pünktlich auf Jacobi zu entrichten bei dem Zorne Gottes und dem Banne der Kirche. »Industrii viri« (fleißige Leute) wurden die Gütersloher in dieser Urkunde genannt, eine auffällige Bezeichnung. Offenbar hatte die Äbtissin Verständnis dafür, dass die Gütersloher dem kargen Boden die Erträge abringen mussten. Einzig der Name »Gütersloh« liegt im Dunkel der Geschichte – über die Bedeutung des »loh« als »lichter Wald« war man sich einig, über den vorgestellten Wortbestandteil wird bis heute gestritten. Letztlich lässt sich erst ab dem 16. Jahrhundert eine kontinuierliche Entwicklung des Dorfes Gütersloh feststellen.