Gütsels »Supporter«, das Stadtarchiv 2009
- Ein Mann der ersten Stunde. Vor einem Vierteljahrhundert brachte Archivar Stephan Grimm Ordnung in die historischen Unterlagen der Stadt. Er sieht sich als Gütersloher Dienstleister, der stets die »Nase im Wind hat«.
Gütersloh, September 2009
Wer diese Stadt verstehen will, kommt an ihm nicht vorbei. Wer wissen will, wie die Gütersloher »ticken«, sollte ihn auch einmal besuchen. Wer neu in der Stadt an Entscheidungsprozessen mitwirkt, findet in ihm sicherlich auch einen guten Ratgeber. Stephan Grimm (53) leitet seit mittlerweile 25 Jahren das Gütersloher #Stadtarchiv und ist das Gedächtnis der Stadt. Wir haben ihn aus Anlass des Jubiläums besucht: Das Portrait eines Mannes, der Herr über 7.800 Druckschriften, 21.000 Fotos und Dias sowie 8.000 Bücher und Zeitschriften ist.
»Ich habe keinen spektakulären Beruf«, erklärt Stephan Grimm bescheiden. Er sieht sich als Dienstleister, der die Nase ständig im Wind hat. Er ist wach, aufmerksam und macht sich auf der Basis seines immensen Gütersloh-Wissens viele Gedanken über zukünftige Entwicklungen in dieser Stadt. Er ist kein antiquiert wirkender Archivar: »Ich bin ein Stadtarchivar alter Prägung, der sich zum Historiker entwickelt hat«, beschreibt sich Stephan Grimm selbst. Und reicht im nächsten Augenblick noch eine neudeutsche Umschreibung seiner Tätigkeit nach: »Ich bin ein Supporter in dieser Stadt!«Â
»Stadtgeschichte ist ein faszinierendes Thema«, meint Grimm, der sich für Menschen interessiert. Sein besonderes Faible sind Biographien. Der Gütersloher Bürgermeister Emil Mangelsdorf gehört zu den lokalen Persönlichkeiten, die ihn besonders interessieren. »Er war sehr wichtig für die Stadt«, so Grimm.
Grimms vordringlichste Aufgabe ist die Sicherung des Archiv Bestandes und die Wahrnehmung weiterer Kernaufgaben. Er hat das Archiv vor 25 Jahren aus dem Nichts aufgebaut. 1984 wurde nach jahrelangen Diskussionen endlich das Stadtarchiv eingerichtet. Mit der Einstellung von Stadtarchivar Stephan Grimm zum 1. Oktober 1984 begann erstmals eine Ordnung, Pflege und Nutzung der städtischen Archivalien. Nach dem Umzug des Archivs in das Gebäude in der Hohenzollernstraße (1986) und dem anschließenden Anbau eines neuen Magazins 1989 stiegen auch die Besucherzahlen schnell an. Die Feiern zum 175-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2000 und die Veröffentlichung von zwei Auflagen des Buches zur Stadtgeschichte und des biografischen Handbuches »Gütersloher schreiben Geschichte« haben die Arbeit des Archivs zudem einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Das 190 Quadratmeter große und mit 1.200 Regalmetern (!) versehene Magazin ist das Herzstück des Stadtarchivs. Es ist ausgerüstet mit Brandschutzmauern und gilt als einbruchssicher – ein guter Ort, um die oft spannenden Dokumente und Fotos dieser Stadt aufzubewahren. Doch das Magazin platzt mittlerweile aus allen Nähten – ein neuer Standort ist aktuell in der Diskussion.
Unterstützt wird Grimm durch viele ehrenamtliche Mitarbeiter und Helfer, ohne deren unermütliches Engagement der »Einzelkämpfer« Grimm lange nicht so effektiv für die Stadt arbeiten könnte. Stephan Grimm kennt diese Stadt, hat ein fundiertes Wissen. Wie charakterisiert er sie? »Gütersloh ist ein Mittelzentrum mit vielen Chancen«, so Grimm. Es sei wichtig, die »vielen sozialen und infrastrukturellen Vorteile« dieser Stadt zu sicher. »Das wird für die Verantwortlichen schwer genug«, erklärt er. Interessant: Gütersloh sieht Grimm als Stadt ohne richtiges Zentrum. »Man kommt in diese Stadt und fährt schnell wieder durch. Das prägt Gütersloh«, erklärt der Stadtarchivar. »Wir haben aber dafür viele Stellen in Gütersloh mit unterschiedlichen Ausprägungen – das ist interessant und typisch für Gütersloh. Der Marktplatz ist kein Zentrum wie in vielen anderen Städten«, so Grimm weiter. Aber er sieht interessante Entwicklungsmöglichkeiten für zentrale Punkte – beispielsweise am #Dreiecksplatz.