Erzählcafé: »The Sound of Gütersloh«, Spexarder Bauernhaus
- Gütersloher »Fachleute« und »Sternchen« diskutierten im gut besuchten Spexarder Bauernhaus.
Gütersloh, 23. März 2023
Welcher Sound bestimmt Gütersloh? Die komplexe Frage war Thema beim letzten »Erzählcafé« im gut besuchten Spexarder #Bauernhaus. Veranstalter des Abends war das Kulturamt. Joana Gelhart, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hamburger Forschungsstelle für #Zeitgeschichte, führte durch den Abend. Auf dem Podium hatte sich eine bunte Mischung von Fachleuten aus verschiedenen #Musiksparten niedergelassen, um zusammen mit dem Publikum dem Motto der Veranstaltung auf den Grund zu gehen: Michael Timm, früher Leiter des Blankenhagener Posaunenchors, mittlerweile Bassbariton und Mitglied im mit mehreren Grammys ausgezeichneten Rundfunkchors Berlin, Musiker und Autor Ulrich Twelker, »Voice of Germany« Kandidatin Sarah Alawuru, Reinhard Fulde, Dolmetscher und rechte Hand des in Gütersloh legendären Jazzkenners Josef Honcia, sowie Weberei Mitbegründer Jürgen Droop.
Dass früher hier beinahe jeder 2. #Posaune oder #Trompete spiele, sei ein wichtiger Baustein für die lokale Musikgeschichte gewesen, übertreibt Michael Timm augenzwinkernd. Als Leiter und Organisator einer Gruppe sei er nicht nur Musiker gewesen. Beim Bläserensemble der Erlöserkirche sei er früh in eine andere Funktion geschlüpft. »Das hat mir in meinem weiteren Leben sehr geholfen, als ich das Vokalquartett Drops gründete und der #WDR mir die Möglichkeit bot, Schallplatten aufnehmen zu können.« Und hilft mir noch immer, wie jetzt bei der Arbeit mit einem #Chor für die Filmfirma Konstantin.
Musik zu ermöglichen, darüber wird in der Runde viel gesprochen. Gastspiele müssen bezahlt werden. Fulde berichtet dazu über die Budgetprobleme Josef Honcias: »Im städtischen Haushalt standen damals 15.000 Mark. Insgesamt wurden aber manchmal auch sechsstellige Summen für ein Programm bewegt. Ohne großzügige Sponsoren wäre das nicht möglich gewesen.« So sieht es auch Uli Twelker. Für die Initiative am #Dreiecksplatz arbeitet er vornehmlich als Kulturakquisiteur, um Gütersloh auf der musikalischen Landkarte zu erhalten, um das Sponsoring kümmert sich hier Rainer Beckord.
Über den Folkclub schlug Jürgen Droop den Bogen zum Stadtjugendring, einem Verbund, der mit dem angeschlossenen Jugendkulturring bis in die 90er Jahre hinein günstige Abos für Veranstaltungen bereitstellte. Die jungen Leute konnten sich an der Ausarbeitung des Programms beteiligen. Das haben viele genossen. Sie wurden so früh an #Musik herangeführt und vielfältig geprägt.
Sarah Alawuru sieht das aus der aktuellen Perspektive einer Bühnenkünstlerin kritischer, vor allem angesichts der #Streaming Plattformen, die wenig Tantiemen zahlen. Sie lassen einen Künstler verwelken, wenn er keine zahlenden Veranstalter findet. »Kultur muss etwas kosten, damit man ihren Wert erhält«, fordert die aufstrebende Sängerin.
»Gütersloh hat ein sehr dankbares Publikum«, zog Moderatorin Joana Gelhart, selbst Mitglied im Dreierteam, das die heimische Geschichte anlässlich des bevorstehenden 200 jährigen Stadtjubiläums aufarbeitet, nach knapp 2 Stunden lebendigen Gesprächs ihr Fazit. »Wir hoffen auch«, fährt sie fort, »dass das in der Zukunft so bleiben wird. Dazu haben Sie beigetragen. Durch vielfältige Initiativen hat sich in der Stadt eine lebhafte Szene entwickelt, für viele Sparten ist Publikum da.« Auch wenn, wie es beispielhaft erzählt worden ist, die Leute erst zum #Jazz getragen werden mussten, also ein langer Atem notwendig war. Für eine weiterhin aktive Musikszene wurde hier in der Vergangenheit beste Vorarbeit geleistet.
Vielleicht gibt es ja noch eine 2. Auflage dieses Erzählcafés, denn einige Gütersloher Musikveranstaltungen wie zum Beispiel die »Neuen Stimmen« der Bertelsmann Stiftung, die frühere Reihe »Neue Musik« des Kulturamtes, oder auch der „Gütersloher Sommer“ des Verkehrsvereins in Mohns Park, sind aufgrund der Kürze der Zeit noch gar nicht erwähnt worden. Vielleicht braucht es doch mehr als einen Abend, um dem doch sehr umfangreichen Sound dieser Stadt Rechnung zu tragen.