#Kunsthaus #Zürich: Überdimensionierte Frauenskulptur zeigt den Wandel
Bern, 1. April 2023
Seit kurzem steht im Eingangsbereich des Kunsthauses eine überdimenionierte Stahlskulptur auf minimaler Standfläche. Die Künsterinnen Andrea Stahl und Sarah Montani haben die tonnenschwere #Skulptur in luftigen Höhen zum Stehen gebracht. Ein Balanceakt zwischen Statik und Schwerkraft. »Die Skulptur ist ein Symbol gegen das systematische Vergessen der Frauen in der Kunst«, sagt die Bildhauerin Montani, die die Problematik vor kurzem in einem TED Talk thematisiert hat. Das Kunsthaus hat eine aktuelle Bilanz von fast 90 Prozent Kunst von weißen, männlichen Künstlern.
Am diesjährigen Internationalen Frauentag am 8. März fand im Kunsthaus Zürich eine Veranstaltung statt, anlässlich der Mirjam Varadinis, die langjährige Kuratorin des Hauses, an einer Rede zu den Geschlechterverhältnissen die Zahl von 11 Prozent Künsterinnen im Haus bekannt gab. Die aktuelle Bilanz von 89 Prozent weißen, männlichen Künstlern im Haus wirft die Frage auf, ob es den keine Künstlerinnen gibt, die im Kunsthaus gezeigt werden können.
Systematisches Vergessen
Dr. des. Rachel Huber, Postdoctoral Researcher, meint dazu: »Quellen von und über Frauen sind schon lange vorhanden, das konnte in der Forschung aufgezeigt werden. Dass bis heute Frauen im kulturellen Gedächtnis dennoch marginalisiert sind, hat mit dem fehlenden politischen und gesellschaftlichen Willen zu tun, dies zu ändern.«
Es ist [angeblich. Anm. d. Red.] wissenschaftlich belegt, dass Frauen in #Kunst, #Wissenschaft und #Politik in der Geschichtsschreibung systematisch und absichtlich »vergessen« wurden. Das Nichtbeachten und systematische Vergessen der Frauen konnte auch Harald Weinrich in »Oblivionismus der Wissenschaft« eindrücklich darlegen. Bereits 1996 hat sich Joan Wallach Scott für die Perspektive der Frauen starkgemacht: »Feminists have long criticized traditional accounts of the past excluding women; they have provided supplements to existing histories, and replacements as well […] they have argued that attention to women would not only provide new information, but expose the limits of histories written only from the perspective of men«, so Joan Wallach Scott, Herausgeberin von »Feminism and History«.
Tempi passati?
Mitnichten. Im Frühjahr 2021 wurde der Neubau des Kunsthauses Zürich eröffnet. Der Neubau kostete 206 Millionen Das Kunsthaus zeige eine Installation von William Forsythe. Daneben fanden sich im und beim Neubau Werke von Laurence Weiner, Alexander Calder, Robert Delaunay, Urs Fischer, Max Ernst (Bar), Dan Graham und Kader Attia. Das einzige Werk einer Frau war von Pipilotti Rist im Aussenraum. Das skandalöse Geschlechterverhältnis veranlasste Elisabeth Eberle/Ruth Righetti gegenüber in einem Privatgarten ein Denkmal für die unbekannte Künstlerin aufzustellen.
Seit kurzem steht im Eingangsbereich des Kunsthauses eine überdimenionierte Stahlskulptur in grosser Transparenz. Da dieser Bereich teilweise grosse Menschenmengen beherbergt, konnten den Bildhauerinnen nur eine kleine Standfläche zur Verfügung gestellt werden. Die Künsterlinnen Andrea Stahl und Sarah Montani haben die tonnenschwere Skulptur in luftigen Höhen zum Stehen gebracht.
»Die Statik war eine Herausforderung. Die Berechnungen der Balance erfolgten durch einen komplexen Algothismus in künstlichen Intelligenz«, sagt Sarah Montani.
Andrea Stahl ist überwältigt: »Ich finde die Größe der Skulptur in einem solchen Raum imposant. Das Kunsthaus gibt der Stahlbüste eine Geborgenheit, eine Umhüllung.« Die neue Direktorin des Kunsthauses Ann Demeester hat viele Baustellen geerbt. Schön, dass nun ein Symbol für all die vergessenen Frauen einen solch prominenten Platz gefunden hat.
Die Büste wird am 22. April 2023 in New York ausgestellt.