Von der Affokratie zur Demokratie, die Alphamenschen und ihre Wiederwahl

Viele Lebensformen neigen zum Schwarmdasein, »höhere« zum Gruppendasein, und Gruppen brauchen offenbar eine Hierarchie und damit einen Anführer. Bakterienkolonien haben keine »Anführer«, es gibt keinen Bakterienchef – und dennoch sind die Einzeller die beherrschende Spezies unseres Planeten – es gibt sie am längsten, sie stellen die größte Zahl an Individuen, Arten und die größte Biomasse dar, sie sind maximal resilient und können alles töten (auch sich selbst), und das tun sie auch.

Affenhorden werden vom »Stärksten« angeführt, der gleichzeitig der körperlich stärkste und wohl auch der schlaueste ist. Er muss seine Führung ständig behaupten und wird ständig herausgefordert. Irgendwann wird er von einem Herausforderer besiegt (»abgewählt«) und dann unter Umständen ausgegrenzt oder gar vernichtet.

Demokratien werden vornehmlich vom Schlauesten angeführt, der aus Gründen gewählt wird. Ansonsten gilt das Gleiche – er muss dann wiedergewählt werden, irgendwann wird er nicht mehr wiedergewählt und besiegt, und dann aus der Regierung ausgegrenzt. Möglicherweise dann aber in anderen Machtpositionen installiert (von wem auch immer, nicht selten von sich selbst). Der körperlich Stärkste muss der Anführer nicht sein und ist es meist auch nicht – dafür hat er Apparate, Satrapen und Subalterne (etwa Günstlinge, Emporkömmlinge, Karrieristen et cetera).

Könige waren aufgrund einer seltsamen Melange aus göttlicher, historischer und selbstbezüglicher Legitimation an der Macht. Aber auch sie wurden immer wieder herausgefordert – durch Kriege – und haben andere herausgefordert – ebenfalls durch Kriege. Geschuldet ist das der Dynamik der sogenannten »Vernunft«, des Bewusstseins, der »Ratio«, die offenbar tatsächlich zutiefst irrational ist, jedenfalls inhuman, wie man sieht. Das Konzept ist allerdings nicht regressionsfest, was aber niemanden zu interessieren scheint. Zu irgendeinem Zeitpunkt muss irgendein Anführer von sich selbst oder Dritten zum ersten »König« gemacht worden sein.