Gütsel Lesertelefon, Nachbereitung der Sprechzeit »Unkrautbekämpfung im Garten« vom 4. Mai 2023
- »Abhacken reicht bei #Giersch nicht«, Tipps von #Gartenprofis für die Unkrautbeseitigung
Für die einen sind es #Wildkräuter, die anderen nennen sie #Beikräuter, doch die Bezeichnung #Unkraut hält sich hartnäckig. Der Grund dürfte die schöne Regelmäßigkeit sein, mit der man das unerwünschte #Grün beseitigen muss, besonders wenn es sich um so widerstandsfähige Arten wie Giersch oder Schachtelhalm handelt. Mit welchen Methoden man Unkraut naturnah in den Griff kriegt und wann man Unkraut auch mal stehen lassen kann, das verrieten Gartenprofis in der Sprechzeit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum #Nachlesen …
Worauf muss ich beim Jäten achten?
Ingo Schlieder: »Insbesondere tief wurzelnde Pflanzen wie Löwenzahn, Schachtelhalm und Giersch reißen beim Jäten schnell ab und es verbleibt Wurzelmaterial im Boden. Dadurch kommt es häufig zu einem Neuaustrieb. Daher ist beispielsweise bei Löwenzahn der Einsatz eines langen Messers oder Unkrautstechers dem Jäten von Hand vorzuziehen.«
Unkraut abhacken oder herausziehen – was ist besser?
Sabine Klingelhöfer: »Früher hieß es, dass der Boden häufig gehackt werden sollte, um #Unkraut zu bekämpfen. Gleichzeitig sollte die gelockerte Bodenoberfläche als Verdunstungsschutz dienen. Heute wissen wir, dass Mulchen viel sinnvoller ist, also das Abdecken des nackten Bodens mit einer dünnen Schicht Rasenschnitt oder anderem organischen Material. Das wirkt gegen die Verdunstung und gleichzeitig können anfliegende Unkrautsamen nicht so gut keimen. Beim Hacken befördert man zudem immer etwas Boden aus unteren Schichten nach oben, und damit auch Unkrautsamen, die dort schon vorhanden sind – ein immerwährender Nachschub an Unkräutern. Das Herausziehen des Unkrauts ist also immer die bessere Variante.«
Ich habe Wurzelunkräuter in den Ballen von Zierstauden entdeckt. Wie werde ich die wieder los?
Gerrit Viets: »In der Regel lassen sich diese einfach per Hand aus den Ballen zupfen. Haben sich allerdings Wurzelunkräuter wie Giersch oder Quecke breit gemacht, bleibt nur die Möglichkeit, im zeitigen Frühjahr die Stauden auszugraben, diese zu teilen und dabei gründlich alle Unkrautwurzeln zu entfernen.«
Welche Bodendecker eignen sich zur Vorbeugung gegen Unkraut?
Ingo Schlieder: »Solche mit einem durchsetzungsstarken Wurzelwerk. In Schattenlagen sind Sorten von Vinca minor (Immergrün) und auch Epimedium (Elfenblumen) sowie Storchenschnabel empfehlenswert. Durch ihr dichtes Wachstum verhindern sie die Keimung von unerwünschten Wildkräutern. In der Sonne empfehlen sich verschiedene Stauden, zum Beispiel Kissenastern, aber auch verschiedene Storchschnabel-Arten und niedrige Sträucher wie Fingerstrauch.«
Ich will ein Gemüsebeet anlegen, wie verhindere ich, dass sich dort gleich Unkräuter breit machen?
Gerrit Viets: »Hier empfiehlt sich die Anlage eines sogenannten falschen Saatbettes. Dabei wird das Beet etwa vier Wochen vor dem eigentlichen Aussaattermin oder Pflanztermin so gründlich vorbereitet wie bei der eigentlichen Bestellung: Alle Wurzelunkräuter werden entfernt und dann der Boden gründlich durchgehackt. Bei entsprechender Feuchtigkeit beginnen in der feinkrümeligen Erde die weit oben liegenden Unkrautsamen zu keimen und können kurz vor dem Anlegen des »echten Beets« einfach entfernt werden.«
Wie entferne ich bei Quecken die horizontalen Stränge aus dem Boden?
Ingo Schlieder: »Leider nur durch Handarbeit! Am besten geht es mit einer Grabegabel, deren Zinken die feinen Wurzeln aus dem Boden holen. Spaten und Schaufel sind dabei tabu, da sie die Wurzeln trennen und es dadurch zu einer weiteren Ausdehnung der Quecke kommen wird.«
Was kann ich tun, um endlich den Giersch in meinem Garten loszuwerden?
Sabine Klingelhöfer: »Giersch hat ein sehr starkes Wurzelwerk, das sich über unterirdische Ausläufer schnell im ganzen Garten ausbreitet. Seine Wurzeln wachsen sogar in Stauden hinein. Einfach nur abhacken reicht nicht, denn schon aus einem winzigen Wurzelstückchen sprießt der Giersch erneut. Daher gilt es, die gesamte Pflanze mitsamt den Wurzeln zu entfernen. Dabei hilft ein Unkrautstecher oder auch eine Grabegabel. Hat der Giersch größere Flächen vollständig bewachsen, können Sie dort eine dichte Folie auslegen und sie – aus optischen Gründen – mit Rindenmulch bedecken. Nach zwei Jahren hat der Giersch mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgegeben. Alternativ gibt es Präparate wie Finalsan Gierschfrei auf Basis von Pelargonsäure, die gegen die Pflanzen wirken. Allerdings muss die Behandlung wiederholt werden.«
Kann ich Giersch auch vorbeugen?
Sabine Klingelhöfer: »Eine Maßnahme ist sehr wirkungsvoll, denn der Giersch wird oft mit neuen Pflanzen aus anderen Gärten »importiert«: Stellen Sie die Neuzugänge in Quarantäne. Pflanzen Sie sie in einen Topf und warten Sie mindestens drei Wochen, ob irgendwo aus dem Wurzelballen etwas herauswächst, das wie Giersch oder Schachtelhalm aussieht. Im Zweifelsfall geben Sie die gesamte Pflanze in die Biotonne, um kein Risiko einzugehen.«
Was ist glyphosatfreier Unkrautvernichter – und wie wirkt er?
Sabine Klingelhöfer: »An schwer zugänglichen Stellen wie unter Hecken oder Sträuchern ist es sinnvoll, einen Unkrautvernichter einzusetzen. Auch dabei kann man auf die Umwelt achten: Wirkstoffe wie Pelargonsäure sind schonend für Bienen, Haus- und Wildtiere und trotzdem gut wirksam. Finalsan Unkrautfrei Plus wirkt in kürzester Zeit auf die Unkräuter. Es ist biologisch abbaubar, und die Wirkung hält wochenlang an. Es wird einfach tropfnass auf die Unkräuter gesprüht.«
Ich kompostiere selbst. Worauf muss ich achten, damit ich über den Kompost nicht auch Unkraut im Garten verteile?
Gerrit Viets: »Achten Sie am besten darauf, erst gar keine Unkräuter die bereits Samenstände gebildet haben, auf den Kompost zu geben. Denn in der Regel erreicht der Kompost im eigenen Garten bei der Rotte selten so hohe Temperaturen, dass die Unkrautsamen absterben würden. Unkräuter mit Samenständen entsorgen Sie daher besser über den Bio- beziehungsweise #Hausmüll.«
Ein paar Wildkräuter im #Garten zu haben, finde ich sinnvoll. Aber welche lasse ich wachsen – und welche soll ich beseitigen?
Gerrit Viets: »Das lässt sich pauschal schwer beantworten. Grundsätzlich hat jede Pflanze und somit jedes Wildkraut zunächst einmal seine Daseinsberechtigung. Und zum Unkraut werden sie erst dort, wo sie Nutzpflanzen bedrängen. Daher dürfen alle Wildkräuter dort, wo sie nicht stören und geduldet werden können, auch stehen bleiben. Um ein unkontrolliertes Ausbreiten in andere Gartenbereich zu unterbinden, sollten sie jedoch vor der Samenreife zurückgeschnitten werden.«
Wie kann eine gute Bodenvorbereitung der Bildung von Unkräutern vorbeugen?
Ingo Schlieder: »Eine große Anzahl an Wildkräutern sind so genannte Zeigerpflanzen. Hahnenfuß mag es gerne feucht, Wegerich mag oberflächlich verdichteten Boden, andere Pflanzen gedeihen auf stark gedüngten Flächen. Hier kann man durch gezielte Bodenbearbeitung gegensteuern. Beim Auftragen von neuem Mutterboden sollten Sie sich vergewissern, dass dieser frei von Unkräutern ist. Nicht zuletzt können Sie mittels einer Fräse abgestorbene, geschnittene Pflanzenteile in den Oberboden einarbeiten. Diese organische Substanz erhöht den Humusgehalt und verschlechtert nach und nach die Lebensbedingungen diverser Beikräuter.«
Wie helfen Gründüngung und Mulchen gegen Unkraut?
Gerrit Viets: »Beides nimmt Unkräutern Licht und Luft zum Keimen und Wachsen. Insbesondere Rindenmulch sorgt auch durch die enthaltenen Gerbstoffe dafür, dass viele Unkräuter nicht wachsen können. Vor allem Kiefernrinde, die neben Fichtenrinde am häufigsten als Mulch angeboten wird, enthält besonders viel Gerbsäure.«
Unkraut auf befestigten Flächen, was kann ich dagegen tun?
Ingo Schlieder: »Auf gepflasterten Wegen und Flächen gilt ein striktes Anwendungsverbot für Pflanzenschutzmittel. Eine – erlaubte – Alternative ist seit kurzem der Grundstoff Essig, der für befestigte Flächen genehmigt ist. Der schonendste Weg ist die Entfernung von Hand, doch das kostet viel Zeit. Wir setzen auf solchen Flächen vornehmlich auf eine thermische Behandlung mit dem Gasbrenner. Dabei ist allerdings höchste Vorsicht geboten, um nicht angrenzende Bepflanzung, Carport oder Holzzaun in Brand zu setzen.«
Wie werde ich Unkraut zwischen Pflasterfugen los, ohne auf Knien mit dem Fugenkratzer zu arbeiten?
Sabine Klingelhöfer: »Hilfreich bei #Fugen ist es immer, wenn sie mit grobem Split gefüllt sind. Dort siedeln sich Unkräuter nicht so stark an. Kommen Sie dennoch durch, können sie mit dem neuen Biokraft Grundstoff Essig behandelt werden. Diese spezielle #Essig Formulierung ist für die Anwendung auf befestigten Flächen und in Fugen genehmigt. Die Pflanzen werden einfach tropfnass eingesprüht.«
 Weitere Informationen
Die Experten in der Sprechzeit waren
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Sabine Klingelhöfer, Gartenbauingenieurin, W. Neudorff GmbH KG, Emmerthal
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Ingo Schlieder, Gärtnermeister Fachrichtung Baumschule und selbstständiger »Gartendoktor«, Mettmann
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Gerrit Viets, Ausgebildeter Gärtner im Bereich Zierpflanzen, B. Sc. Horticultural Science, M. Sc. Agricultural Science, Fachredakteur der Verbandszeitschrift für das Kleingartenwesen »Gartenfreund«
Foto: Christian Schröter AGD, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
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Christian Schröter AGD
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