Gütersloh, Gütsels #Turnvater #Thiro, Stadtmuseum, 2008

  • Zur Sonderausstellung »Bewegende Momente« berichtet Heinrich Thiro aus seinem bewegten Turnerleben, das beim diesjährigen Landesturnfest durch die Begegnung mit Eberhard Gienger gekrönt wurde.

Gütersloh, Juli 2008

Im Rahmen des Landesturnfestes hat das #Stadtmuseum die Ausstellung »Bewegende Momente« zusammengestellt. Ursprünglich ohne lokalen Bezug wurde sie durch persönliche Leihgaben von Gütsels »Turnvater« Heinrich Thiro um interessante Exponate bereichert: »Als ich davon hörte, habe ich mir gesagt: Da musst du hin«, so der 94 jährige #Gütersloher.

Hinrich Thiro, 1914 in der Kökerstraße geboren, kann auf ein bewegtes Turnerleben zurückblicken. Der gelernte Kupferschmied trat schon als Kind dem 1879 gegründeten Gütersloher Turnverein bei: »Damals war das Turnen eine Familientradition und weit verbreitet, die Kinder mussten sich bewegen. Vor allem Handwerkerkinder waren Mitglieder des Turnvereins und die Turner waren bei der #Feuerwehr sehr beliebt«, erinnert sich Heinrich Thiro und zeigt ein Foto von 1937, als in Gütersloh noch in der #Jahn #Turnhalle an der Bismarckstraße geturnt wurde: »Der Turnhallenboden war damals wunderbar, er war mit einem Gemisch aus Sägemehl und Salz bedeckt«. Das sportliche Zentrum der Stadt war der damalige Marktplatz an der Stelle der heutigen Feuerwehr, auf dem jeden Sonntag ein Spielfeld aufgebaut wurde. Den alljährlichen sportlichen Höhepunkt bildete das Turnfest bei »Wiltmann«. An einem Sonntag war die ganze Stadt auf den Beinen, der Turnverein führte seine Übungen vor, es gab Kaffeetrinken, Verlosungen und der Turnergesangverein sorgte für musikalische Untermalung. 1933 besuchte der Turner und begeisterte Feldhandballspieler Thiro das Turnfest in Stuttgart und 1934 das Westfälische Turnfest in Minden, von dem im Stadtmuseum historische Filmaufnahmen gezeigt werden: »In Minden habe ich das erste Mal Coca Cola kennengelernt, bin aber bis heute kein Freund davon«.

Thiro wurde 1937 einberufen, während des Zweiten Weltkriegs in Norwegen eingesetzt, und hat 1945 noch vor Berlin gekämpft. »Ich war nie politisch interessiert und erinnere mich an einen Ausspruch meines kurz nach Kriegsende verstorbenen Vaters, der gesagt hat: ›Wenn wir diesen Krieg gewinnen, gehe ich auch in die Partei‹«, kommentiert Heinrich Thiro die damaligen politischen Verhältnisse. Nach Kriegsende zurück in Gütersloh stand er vor den Trümmern der zerbombten elterlichen Kupferschmiede in der Eickhoffstraße, von der nur noch die Werkstatteinrichtung erhalten ist, die heute im Stadtmuseum gezeigt wird. Heinrich Thiro heiratete, machte seine Meisterprüfung und führte den Kupferschmiedebetrieb in vierter Generation fort. Während des Wiederaufbaus blieb wenig Zeit zum Turnen, das er aber nie ganz aufgegeben hat. Immerhin war Thiro Mitglied der legendären »Barockriege im GTV«, die 1951 vom Spielzeughändler Heinz Schlink gegründet worden war, und deren prominentestes Mitglied Wiedey der Großvater von Markus #Miele war. Noch heute ist Heinrich Thiro in der Altersabteilung des Gütersloher Turnvereins aktiv, und hält sich mit #Radfahren, #Gymnastik, #Ballspielen und #Wandern fit. Bei der spektakulären Eröffnung des diesjährigen Landesturnfestes traf der rüstige Turner dann endlich mit seinem Idol Eberhard Gienger zusammen, der ihm ein Autogramm in seinen Amtlichen Turnerpass von 1935 gab.