Zu viele Spiele: Überfordern wir die Fußballstars?
Im kommenden Sommer wird sich die Fußballwelt ganz auf die UEFA-Europameisterschaft 2024 in Deutschland konzentrieren. Deutschland wird als Gastgeber auf jeden Fall dabei sein, und die restlichen Qualifikanten werden in den kommenden Wochen ermittelt. Die Teilnahme an einem großen Fußballturnier ist für viele Spieler ein Traum, der in Erfüllung geht. Danach haben die Spieler ein paar Wochen Urlaub, bevor sie zu ihren Vereinen zurückkehren, um die Saisonvorbereitung zu absolvieren und die neue Saison zu beginnen.
Allerdings kommt die Euro 2024 direkt nach einer langen Saison in der Fußball Bundesliga und den anderen Top-Ligen in Europa und darüber hinaus. Viele der besten Spieler werden mehr als 50 Spiele für ihren Verein und ihr Land bestritten haben, vielleicht sogar noch mehr für Spieler von Mannschaften wie Bayern München, die wahrscheinlich die letzten Runden der Champions League und des DFB-Pokals sowie die 34 Pflichtspiele in der Bundesliga erreichen werden. In anderen Ländern, vor allem in England, sind die Anforderungen höher, da die Mannschaften in der Premier League 38 Spiele absolvieren und zusätzlich ein Pokalturnier bestreiten.
Eine zunehmende Initiative unter den Spielern
Mittlerweile gibt es eine zunehmende Initiative unter den Spielern, die sagt, dass das alles zu viel ist. Angeführt von namhaften Stars, darunter der niederländische Kapitän Virgil Van Dijk, haben die Spieler begonnen, sich zu äußern. Sie argumentieren, dass die enorme Anzahl von Spielen Verletzungen verursachen, die Karriere verkürzen und sogar zu psychischen Problemen führen kann. Einige der Reaktionen waren negativ: Fans und Experten behaupteten, die Spieler seien zu verwöhnt, da sie Millionenbeträge für eine Tätigkeit erhalten, die für die meisten von uns ein Traumjob ist. Andere sind der Meinung, dass die Spieler nicht ganz Unrecht haben.
Man vergleiche zwei Legenden des FC Bayern München, Gerd Müller und Thomas Müller. Der legendäre Gerd hat in seiner Karriere 715 Vereinsspiele bestritten, die allermeisten davon für den FC Bayern. Thomas, der mit 34 Jahren immer noch für Bayern spielt, hat 711 Spiele absolviert. Wenn Thomas Müller seine Karriere beendet, wird er also viel mehr Spiele absolviert haben als Gerd Müller. Thomas Müller hat 125 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft absolviert, und er wird diese Zahl zum Ende seiner Karriere noch erhöhen. Gerd Müller hat 67 Länderspiele für die Bundesrepublik Deutschland absolviert, wobei zu beachten ist, dass seine internationale Karriere beendet wurde.
Ein Großteil davon ist auf die Forderung der Fußballbehörden nach mehr Spielen zurückzuführen. Die FIFA plante kürzlich, die Weltmeisterschaft alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, und auch die UEFA Nations League wurde kürzlich eingeführt. Zudem weiß jeder Fußballfan auf der Welt, dass die Organisatoren der Champions League so viele Spiele wie möglich haben wollen, auch wenn dies zu Lasten nationaler Wettbewerbe wie der Bundesliga geht. Das Motiv ist natürlich das Geld. Wenn mehr Spiele im Fernsehen übertragen werden, gibt es mehr Geld von Sendern und Sponsoren.
Spiele über die Bundesliga hinaus
Damit sind die anderen Verantwortlichkeiten der Spieler noch nicht einmal ansatzweise angesprochen. Wir haben bereits Bayern München als Beispiel angeführt, und man sollte wissen, dass die Mannschaft einen Großteil der Sommervorbereitung mit Spielen in Japan und Singapur verbracht hat. Das ständige Reisen fordert seinen Tribut.
Foto: The Anfield Wrap
Doch selbst wenn man glaubt, dass dies alles notwendig ist und die Spieler es einfach genießen sollten, gibt es ein Argument, dass das Streben nach zusätzlichen Spielen auf einer falschen Prämisse beruht: Nämlich, dass die Fans mehr Spiele wollen. Dann ist das nicht unbedingt wahr. Nehmen wir zum Beispiel die Idee, dass eine Weltmeisterschaft alle zwei Jahre stattfinden sollte. Viele Fans wären damit nicht einverstanden, weil dadurch das Gefühl des besonderen Ereignisses verloren ginge. Damit wird das Turnier weniger speziell. Was die bevorstehenden Änderungen an der Champions League angeht, so glauben viele Fans, dass dies den nationalen Wettbewerb letztlich ruinieren wird.
Letzten Endes wird das Geld die Hauptantriebskraft hinter den Entscheidungen sein. Viele Spieler haben eine Karriere von etwa 18 Jahren, und sie wissen, dass der Reichtum, mit dem sie ausgestattet sind, Teil des Systems ist. Doch viele Fans sind sich einig, dass der unerbittliche Drang der FIFA und der UEFA, mehr Spiele zu veranstalten, letztlich den Spielern und vielleicht auch der Mystik des Fußballs selbst schaden könnte.