Parkinson Journal: Placebo Effekt bei Parkinson

Parkinson JournalExternal Link, München, 9. August 2024

Es kürzlich fragte mich eine Leserin, ob es so etwas wie einen Placebo Effekt auch bei Parkinson gibt. Seitdem hat mich diese Frage nicht mehr losgelassen und meine Recherchen haben zu folgendem Ergebnis geführt.

Es gibt Studien, die sich mit dem #Placeboeffekt bei Parkinson beschäftigen. Der Placeboeffekt spielt eine bedeutende Rolle in der Behandlung von Parkinson und kann sich auf verschiedene Weise auf die Symptome der Erkrankung auswirken.

Ãœbersicht der Studien und ihrer Ergebnisse

Studie: »The placebo effect in Parkinson’s disease« (de la Fuente Fernández et altera, 2001)

  • Ergebnisse: Diese Studie zeigte, dass der Placeboeffekt bei Parkinson Patienten zu einer deutlichen Freisetzung von Dopamin im Gehirn führen kann. Dopamin ist ein Neurotransmitter, dessen Mangel im Gehirn zu den typischen Symptomen von Parkinson führt.
  • Wirkung: Patienten, die glaubten, sie erhielten eine echte medikamentöse Behandlung, zeigten Verbesserungen in ihren motorischen Funktionen, obwohl sie tatsächlich nur ein Placebo erhielten.

Studie: »Placebo effects in Parkinson’s disease: Expectations and conditioning« (Benedetti et altera, 2004)

  • Ergebnisse: Diese Studie untersuchte die Rolle von Erwartungen und konditioniertem Lernen im Placeboeffekt bei Parkinson. Patienten, die positive Erwartungen an eine Behandlunghatten, zeigten größere Verbesserungen.
  • Wirkung: Der Placeboeffekt wurde durch vorherige Erfahrungen mit echten Medikamenten verstärkt, was darauf hinweist, dass der Effekt auch durch Lernprozesse beeinflusst wird. 

Studie: »Dopamine release in anticipation of psychostimulant effects in humans« (Volkow et altera, 2006)

  • Ergebnisse: Diese Studie fand heraus, dass die bloße Erwartung einer wirksamen Behandlung zu einer Freisetzung von Dopamin führen kann, selbst wenn die tatsächliche Behandlung nur ein #Placebo ist.
  • Wirkung: Dies unterstützt die Theorie, dass der Placeboeffekt bei Parkinson über die dopaminerge Aktivität vermittelt wird. 

Studie: »The placebo response in Parkinson’s disease: Manipulations and mechanisms« (Goetz et altera, 2008)

  • Ergebnisse: Die Studie untersuchte verschiedene Faktoren, die den Placeboeffekt beeinflussen, wie z.B. die Art und Weise der Verabreichung und die Einstellung der Patienten.
  • Wirkung: Sie zeigte, dass die Placebowirkung stark durch psychologische und soziale Faktoren moduliert wird und dass diese Effekte messbar und klinisch relevant sind.

Wirkmechanismen des Placeboeffekts bei Parkinson

  • Dopaminfreisetzung: Eine der Hauptmechanismen, durch die der Placeboeffekt bei Parkinson wirkt, ist die Freisetzung von #Dopamin im #Striatum. Diese Freisetzung kann durch die Erwartung einer positiven Behandlung ausgelöst werden.
  • Psychologische Faktoren: Die Erwartungshaltung, frühere positive Behandlungserfahrungen und das Vertrauen in den behandelnden Arzt können den Placeboeffekt verstärken.
  • Neurale Mechanismen: Bildgebende Studien haben gezeigt, dass Placebos ähnliche Hirnregionen aktivieren können wie aktive Medikamente, was zur Verbesserung der Symptome beiträgt.

Der Placeboeffekt spielt eine signifikante Rolle in der Behandlung von Parkinson und kann zu einer messbaren Verbesserung der Symptome führen, insbesondere durch die Freisetzung von Dopamin und die Aktivierung spezifischer Hirnregionen. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Mechanismen und die Potenzierung des Placeboeffekts in klinischen Kontexten besser zu verstehen. Dann stellt sich natürlich sofort die Frage, »wie kann ich mir den Placeboeffekt bei Parkinson zu nutze machen«. Wie nicht anders zu erwarten, Ist der entscheidende Faktor die positive Erwartungshaltung.

Hier sind einige Ansätze, die sich bewährt haben

Positive Erwartungen fördern

  • Optimistische Einstellung: Versuchen Sie, eine positive Einstellung gegenüber der Behandlung zu entwickeln. Dies kann durch das Lesen von Erfolgsberichten und das Verstehen der potenziellen Vorteile einer #Therapie erreicht werden.
  • Vertrauen in den #Arzt: Ein gutes Vertrauensverhältnis zu Ihrem Arzt oder #Therapeuten kann die Wirkung der Behandlung verstärken. Wählen Sie einen Arzt, der Sie gut informiert und bei dem Sie sich wohlfühlen. 

Unterstützende Umgebung schaffen

  • Unterstützung durch Familie und Freunde: Eine unterstützende soziale Umgebung kann Ihre positive Erwartungshaltung stärken. Sprechen Sie offen mit Ihrer Familie und Ihren Freunden über Ihre Behandlung und bitten Sie um ihre Unterstützung.
  • Regelmäßige Gespräche: Regelmäßige Gespräche mit Ihrem Arzt oder Therapeuten über den Fortschritt und die Erwartungen können helfen, eine positive Einstellung aufrechtzuerhalten.

Rituale und Konditionierung

  • Behandlungsrituale: Entwickeln Sie Rituale rund um Ihre Medikamenteneinnahme oder Therapie, die Ihnen ein Gefühl der Kontrolle und Routine geben. Dies könnte das Einnehmen der #Medikamente zu einer bestimmten Tageszeit oder das Einbeziehen entspannender Aktivitäten wie Meditation oder Musik hören beinhalten.
  • Konditionierung: Wenn Sie gute Erfahrungen mit bestimmten Behandlungen gemacht haben, versuchen Sie, ähnliche Bedingungen zu schaffen, wenn Sie neue Behandlungen beginnen.

Informationen und Bildung

  • Informiert bleiben: Halten Sie sich über die neuesten Forschungsergebnisse und Behandlungsmöglichkeiten auf dem Laufenden. Das Wissen, dass Fortschritte gemacht werden, kann Ihre positive Erwartungshaltung stärken.
  • #Schulung und #Selbsthilfegruppen: Nehmen Sie an Schulungen oder Selbsthilfegruppen teil, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Mind Body Techniken

  • #Meditation und #Achtsamkeit: Praktiken wie Meditation und Achtsamkeit können helfen, Stress zu reduzieren und eine positive Einstellung zu fördern.
  • #Visualisierung: Visualisieren Sie regelmäßig positive Behandlungsergebnisse. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich besser fühlen und Ihre Symptome sich verbessern.

Beispiele aus der Praxis

  • Verwendung von Placebo Pillen: In einigen Studien wurden Placebo Pillen bewusst verabreicht, um den Placeboeffekt zu nutzen. Dies kann in Absprache mit Ihrem Arzt als Ergänzung zur eigentlichen Medikation in Erwägung gezogen werden.
  • Psychologische Unterstützung: Die Zusammenarbeit mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten kann helfen, die mentale Einstellung zu optimieren und den Placeboeffekt zu maximieren.
  • #Sport: ich spiele regelmäßig Tischtennis und gehe einmal wöchentlich zum therapeutischen Boxen. Beiden Sportarten sagt man nach, dass sie die #Symptomatik der #Krankheit signifikant verringern.Mir persönlich scheint es so, dass die sportliche Aktivität eine gewisse Langzeitwirkung entfaltet und dass die Vorfreude auf das gemeinsame Spiel bzw Boxen und die damit einhergehende Verbesserung meiner Symptomatik maßgeblich dem Placebo Effekt zuzuschreiben ist.
  • Setzeffekt: Der Setzeffekt bei der Tiefenhirnstimulation (THS), auch bekannt als #Deep #Brain #Stimulation (DBS), ist ein Phänomen, das bei der Anwendung dieser Behandlungsmethode beobachtet wird, insbesondere bei Patienten mit Parkinson Krankheit.
  • Definition: Der Setzeffekt bezieht sich auf eine Phase nach der Implantation des THS Geräts, in der die Symptome der Parkinson Krankheit verbessert werden, bevor die Stimulation überhaupt eingeschaltet wird.
  • Dauer: Dieser Effekt kann einige Tage bis mehrere Wochen andauern.

Bei mir hat dieser Setzeffekt rund 6 Wochen gedauert, in denen ich völlig symptomfrei war. Man hat die Gründe für den Setzeffekt noch nicht erschöpfend erforschen können, vermutet aber, das die positive Erwartungshaltung auf das Ergebnis der Operation, also ein klassischer Placebo Effekt, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

Fazit

Der bewusste Einsatz des Placeboeffekts kann eine wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen Behandlung von Parkinson sein. Durch eine positive Einstellung, eine unterstützende Umgebung, gezielte Rituale und den Einsatz von Mind Body Techniken können Sie den Placeboeffekt zu Ihrem Vorteil nutzen.

Parkinson Journal

Das Parkinson Journal, vor drei Jahren als Blog des selbst an Parkinson erkrankten Jürgen Zender ins Leben gerufen, ist mittlerweile eine einzigartige Sammlung von Informationen und Tools rund um das Thema Morbus Parkinson geworden. Seine zahlreichen Beiträge (Texte, Videos, Ratgeber, Verzeichnisse oder Podcasts ), geschrieben oder produziert von namhaften Autoren oder Betroffenen selbst, sind über die Jahre zum Wegbegleiter vieler Betroffener, Angehöriger und Ratsuchender geworden. Wenn der Trend so bleibt, wie er sich bereits heute abzeichnet, werden das Parkinson Journal in diesem Jahr erstmals über 200.000 Seitenaufrufe erleben und auf Instagram die 7.000 Follower Marke überschreiten.

Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 Prozent der Parkinson Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.

Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit »Leidensgenossen«, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson Selbsthilfegruppen und der Parkinson Event Kalender.

Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.

Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie #Tischtennis, #Nordic #Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren #Krankheit haben.

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