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Kunst und Kultur, Literatur

Lesetipps für Gütersloh, Hasnain Kazim, Post von Karlheinz

Wie man gekonnt auf Hassmails antwortet: Täglich bekommt Hasnain Kazim hasserfüllte Leserpost. Doch statt die Wutmails einfach wegzuklicken, hat er beschlossen zurückzuschreiben – schlagfertig, witzig und immer wieder überraschend

Von: , , Lesedauer 13 Minuten, 37 Sekunden, DOI:10.DE170236410/GÜTSEL.21336, 128.656 Views

Anzeige: Lesetipps für Gütersloh, Hasnain Kazim, Post von Karlheinz

Abbildung: Penguin Verlag München, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Lesetipps für Gütersloh, Hasnain Kazim, Post von Karlheinz

Was der Verlag Penguin Random House dazu sagt

Wie man gekonnt auf Hassmails antwortet: Täglich bekommt Hasnain Kazim hasserfüllte Leserpost. Doch statt die Wutmails einfach wegzuklicken, hat er beschlossen zurückzuschreiben – schlagfertig, witzig und immer wieder überraschend. Dieses ebenso unterhaltsame wie kluge Buch versammelt seine besten Schlagabtäusche mit den Karlheinzen dieser Welt und beweist, warum man den Hass, der im eigenen Postfach landet, nicht unkommentiert lassen sollte. Denn, wie Hasnain Kazim schreibt: »Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!« [Anmerkung: Es heißt »Schlagabtausche«, nicht »Schlagabtäusche«]

Was der bekannte Literaturexperte Matthias Lanz dazu sagt

»Ein sehr hintergründiges Buch das zeigt, wie entwaffnend und wie befreiend es sein kann, wenn man im richtigen Moment Humor einsetzen kann.«

Was Gütsel zu »Post von Karlheinz« sagt

Zu Beginn des Buches »Post von Karlheinz« wird Jalaluddin Rumi zitiert. Aber mit etwas, das Sokrates schon mit den »Drei Sieben des Sokrates« gesagt hat. Und das viel früher. Und schon Buddha hat Ähnliches gesagt: »If you propose to speak always ask yourself, is it true, is it necessary, is it kind«. Noch viel früher. Es wird auch Hannah Arendt zitiert. Mit einem problematischen Zitat, denn was ist Wirklichkeit? Nationalismus und Rassismus sind Wirklichkeit. Und Elie Wiesel wird damit zitiert, man müsse immer Partei ergreifen. Muss man nicht. Ganz und gar nicht. So funktioniert die Welt nicht. Dass alle meinen, man müsse das, ist in Wirklichkeit die Mutter allen Ãœbels.

Natürlich: Wenn in der Öffentlichkeit Leute grundlos angegriffen oder beschimpft werden, sollte man Partei ergreifen. Auch bei Völkermorden, worauf sich Wiesel zweifellos bezog. Aber das ist kein kategorischer Imperativ. Postman sagte über Wiesel in einer Fernseh-Talkrunde, er habe dort gleichnishafte Einlassungen gemacht, die er aber mangels Zeit in keinen größere Rahmen stellen konnte, und so eher verwirrt und weltfremd wirkte. Das Buch ist gut geschrieben – ein paar falsche Formulierungen gibt es aber doch, obwohl er sich viel auf seins Sprache einbildet, es ist gut zu lesen, unterhaltsam – aber den Anspruch, den Lanz und der Verlag ihm oktroyieren, erfüllt es nicht: »Wie man gekonnt auf Hassmails antwortet« … das ist falsch.

Das Buch zeigt, wie Hasnain Kazim auf Hassmails antwortet … nicht »man«. Es zeigt, wie er das Thema »Hass im Netz« erlebt und wie er damit umgeht. Als sendungsbewusster Intellektueller setzt er sich dem aus, das ist nun einmal so. Und nicht jeder ist in der Lage, so originelle Antworten zu geben, wie er. In einem Dialog jubelt er einem Islamhasser Bibelverse als Koransuren unter. Das kann man natürlich auch nur mit bestimmten Leuten machen. Er wolle demjenigen damit aufzeigen, dass keine Religion per se gut oder schlecht sei. Das ist eine Binse. Und Karlheinz Deschner sagte eben auch, die Römisch-Katholische Kirche sei die größte Verbrecherorganisation der Menschheitsgeschichte. Und nach Byron Katie, deren Philosophie auf dem Buddhismus fußt, sind »Du und ich Spiegel füreinander«. Soll heißen: Die »Hater« empfinden das, was sie mit Hasskommentaren kommentieren, ebenfalls als Hass. Dass es kein Hass ist, ist klar. Aber sie empfinden es so. Und spiegeln das dann.

Allerdings enhält das Buch auch einige fragwürdige Aussagen, die nicht ganz richtig sind und die sich leicht widerlegen lassen. Unter anderem die grundsätzlich Annahme, mit »Hatern« in näheren Kontakt treten zu müssen, was er mit vernünftigen, konstruktiven Leuten offenbar nicht tut. Das tun zu müssen, um die Welt »ein Stück besser zu machen«. Seine Welt vielleicht. Kishon hielt es damit anders und sagte in solchen Fälllen: »Ich bin nicht gewillt, mit Leuten Ihres geistigen Kalibers in näheren Kontakt zu treten«. Auch sagt er beispielsweise, Religion sei nicht per se gut oder schlecht. Damit verharmlost er das Phänomen und relativiert es. Was soll das bedeuten? Wenig bis nichts ist per se irgendetwas. In Wirklichkeit ist alles das und neutral gleichzeitig. In verschiedenen Anteilen. Ganz davon abgesehen, dass solche moralischen Kategorien abzulehnen sind, weil sie schädlich sind.

Dazu habe ich einiges geschrieben, dazu haben unter anderem auch Nietzsche in »Jenseits von Gut und Böse« und Schmidt-Salomon in »Jenseits von Gut und Böse – warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind« geschrieben (es hätte »wären« heißen müssten). Womöglich sind das die Aussagen, von denen sich der Verlag und Lanz zu ihren Einschätzungen haben hinreißen lassen. Andererseits sagt er bei Facebook: »AFD-Wählerinnen und -Wähler sind entweder Nazis oder Leute, die wissentlich Nazis den Weg an die Macht ebnen. Deshalb gehören sie gesellschaftlich geächtet, sozial ausgegrenzt, politisch und wirtschaftlich bekämpft«, was natürlich richtig ist. Was der Sache mit dem Dialog und diametral entgegensteht.

Und ja: Manche Probleme lassen sich durch Reden lösen, manche aber auch nicht. Mit manchen Leuten kann man nicht reden und sollte es auch nicht. Bei manchen kommt es aufs Setting an, so konnte man mit den Nazigrößen vor Gericht reden, als sie Angeklagte waren. Man kann auch anders damit umgehen. Beispielsweise kann man sich klarmachen, dass so etwas nie persönlich gemeint ist, weil es gar nicht so gemeint sein kann. Denn man kennt sich ja gar nicht. Das ganze ist, frei nach Erich Fromm, reine Selbstoffenbarung in der Kommunikation. Die »Hater« können nicht anders, was traurig ist und Gründe hat. Für sie ist es eine Art Selbsttherapie, eine Mikrokatharsis, teilweise sind es Rationalisierungen.

Man kann auch »The Work« mit dem Thema machen, wenn man darin ein Problem sieht. Eine Verfeinerung des Prinzips des Sokratischen Dialogs. Man kann das Problem definieren: Die Leute sollten im Internet nicht »haten«. Wie fühlt man sich, wenn sie das tun? Man fühlt sich angegriffen, beleidigt, bedroht. Wie würde man sich fühlen, wenn es keine »Hater« gäbe? Natürlich besser. Das Internet wäre ein besserer Ort. Man wäre womöglich glücklicher. Ist es wahr, dass die Leute nicht »haten« sollten? Natürlich. Das sollten sie nicht, das sollte niemand. Kann man wirklich wissen, dass das wahr ist? Naja … wenn das nicht wahr ist, was dann? Aber was kann man schon wirklich wissen? Dreh’s rum: Die Leute sollten im Internet »haten«. Fühlt sich das wahrer an? Allerdings, denn es ist so, es findet statt.

Das Fazit von »The Work« ist: Es ist sinnlos, sich mit der Realität anzulegen, denn dann verliert man. Immer. Wenn einem das klar ist, kommt man ins Handeln. So funktioniert letztlich jede Psychotherapie: Akzeptanz ist das Ziel, das führt ins Handeln. »The Work« ist »Bhuddism in a nutshell«: »What is, is. What is not, is not«. Und Byron Katie würde es so auf den Punkt bringen, wie sich praktisch jedes problematische Thema auf den Punkt bringen lässt: Du bist gegen »Hassrede«? Dann betreibe keine »Hassrede«. Dann beeende die »Hassrede« in Deinem Kopf (in Deinem Denken). Dass »Hass im Netz« ab und zu realisiert wird, ist eine naheliegende aber unbewiesene Annahme. Es könnte genauso gut umgekehrt sein. Es könnte sogar so sein, dass er weniger häufiger realisiert wird, wenn er sich im »Internet 2.0« entladen kann.

»Hassverbrechen« gab es auch schon vor dem »Internet 2.0«. Sogar öfter, deutlicher und dramatischer. Die Nazis hatten kein Internet. Wenn man sein Ego nicht überwinden kann, kann man auf Hasskommentare reagieren, was aber selten zu irgendetwas führt, oft provoziert man die Leute dadurch nur noch mehr. Man kann solche Leute blockieren und sich die »sozialen« Netzwerke dadurch zu einem schöneren Ort machen. Bringen tut das ansonsten auch nicht viel, Zumal sie es bei Facebook nicht mitgeteilt bekommen. Man kann bestimmte Hasskommentatoren anzeigen, in der Regel führt das aber auch zu nichts, weil solche Verfahren in der Regel mangels öffentlichen Interesses eingestellt werden oder weil sich die Leute, wie Kazim ja selbst schreibt, irgendwie herauswinden und man ihnen nichts nachweisen kann.

Letzten Endes darf man das »Internet 2.0« weder unterschätzen noch überschätzen. Und es ist ja so: Bei Facebook finden die meisten Hasskommentare statt. Facebook soll in Deutschland 2018 rund 32 Millionen Nutzer gehabt haben, was natürlich Unsinn ist. Viele haben mindestens zwei Accounts. Und mindestens 99 Prozent der Accounts sind Karteileichen oder weitestgehend inaktiv. Und nach der »10-80-10-Regel« sind von dem verbliebenen einen Prozent 90 Prozent Idioten. Was viel erklärt. Davon abgesehen: Das »Internet 2.0« bietet »Hatern« eine Plattform. Es bietet aber umgekehrt genauso gut vernünftigen und intelligenten Leuten eine Plattform. Ebenso auch Klugscheißern, Pseudolinken, Pseudointellektuellen, »Influencern« und zahllosen Online-»Aktivisten«, meist »Aktivistinnen« wie beispielsweise der unsäglichen »Quattromilf«, die gesagt hat: »Nafris sind die, auf die wir Afrodeutschen später im KZ ’runtergucken«. Unsäglich. Denn die meisten hören denen zu, die nichts zu sagen haben. Nicht im Sinne von »gar nichts«, sondern im Sinne von »wenig« beziehungsweise »Nonsens«. Und in dem Sinne, dass sie nichts zu melden haben. Davon abgesehen entziehen sich viele Intellektuelle und »Eliten« dem ganzen, zumindest jeglichem Dialog, Da spielen auch Ignoranz, Unvermögen und Elitismus eine Rolle.

Die breite Masse in Deutschland ist beispielsweise noch nicht einmal weder willens noch in der Lage per E-Mail zu kommunizieren. Der Großteil des Buches besteht aus Fallbeispielen, in denen der Autor den »Hatern« ironische, teilweise belehrende Antworten gibt. Die Ironie wirkt passiv-aggressiv. »Ironie heißt fast immer, aus einer Not eine Ãœberlegenheit zu machen«, sagte einst Thomas Mann. Kazim gibt vermeintlich rationale Antworten. Das Problem ist jedoch, dass das ganze eben nichts mit Rationalität zu tun hat. Damit erreicht man bei den »Hatern« nichts. Außer vielleicht in Ausnahmefällen. Manche provoziert man damit erst Recht. Manche zeigen vielleicht Einsicht und entschuldigen sich sogar. Manche reagieren dann auch nicht weiter, denn sie haben gesagt, was sie zu sagen hatten. Das was er tut, hilft in erster Linie ihm selbst, mit dem ganzen umzugehen, was er selbst auch schreibt. Er lässt sich jedoch auch zu Beschimpfungen hinreißen und bezeichnet Leute als Volltrottel oder Idioten.

So etwas ist menschlich, solange man sein Ego nicht überwunden hat, und wer hat das schon. Aber so etwas sollte einem im Nachhinein peinlich sein. Veröffentlichen würde ich so etwas nicht. Wenn mir so etwas passiert, lösche ich es später. Und er sagt einerseits, er wolle nicht ungefragt geduzt werden, tut es dann aber selbst. Den meisten Schreibern begegnet er mit Ironie und wissender, teilweise aber fragwürdiger Belehrung. Teilweise kann er aber dann doch nicht an sich halten und beschließt eine Konversation mit dem Hinweis: »Geh scheißen!« oder beschimpft die Leute. Einem anderen schreibt er, dieser sei dumm, könne aber nichts dafür. Nun ja … jeder Mensch ist gleichzeitig klug und dumm, gut und böse (wenn man in dieser Kategorie denken will). Es kommt auf die Anteile an und auf die Häufigkeit, Dummes oder Kluges zu sagen oder zu tun. Sinvollerweise sollte man Leute nur dann als dumm bezeichnen, wenn man einiges von ihnen weiß. Wenn es um eine einzelne Aussage geht, sollte man schlechterdings die Aussage als dumm bezeichnen, nicht den Menschen.

Ich selbst erlebe auch ab und zu »Hater«, wie eigentlich jeder, der im »Internet 2.0« etwas sagt, egal was. Anfangs habe ich mich noch darüber aufgeregt, den Leuten teilweise Ravioli geboten. Bei mir hat es nie zu etwas geführt – ab und zu zum Gegenteil, dann eskalierte das ganze noch mehr. Meist blockiere ich die Leute, weil ich mir so etwas nicht anhören will. Beziehungsweise so etwas nicht lesen will. Eigentlich unsinnig, denn ich habe es ja schon gelesen. In letzter Zeit lasse ich es einfach unkommentiert stehen. Oder ich lösche meinen Beitrag und poste ihn erneut. So lange, bis keine Kommentare mehr kommen. Konkrete Drohungen würde ich aus den genannten Gründen wohl nicht mehr anzeigen. Ich habe es ein paar mal probiert, aber es hat nie zu etwas geführt. In einem konkreten Fall ergab sich nach einer Anzeige und einem Inkassoverfahren und einigem Hin und Her ein Telefonat, das dann eigentlich ganz nett war. Er schreibt auch, es habe ihm noch niemand eine Definition von »Deutscher Leitkultur« liefern können. »Deutsche Leitkultur« ist es, reaktionär zu sein und deutsch zu sprechen, aber durchaus auch genehme »Bits« und Memes (im Dawkinschen Sinne) anderer Kulturen zu integrieren …

Fazit: Das Buch ist durchaus lesenswert, ganz gut geschrieben, gut zu lesen und man kann viel lernen. Früher oder später kann man es dann mit Buddha halten, was letztlich am hilfreichsten ist. Oder auch nicht. Und man darf zwei Fragen nicht außer Acht lassen: Die Frage nach der »Willensfreiheit« und die Frage, ob Rationalität nicht zutiefst irrational ist? Ein Twitter-User namens Gurwinder Bhogal, ein britisch-indischer Autor und Philosoph, schrieb: »People disappoint us because we assume they are rational. I doesn’t occur to us that they are apes, cobbled together out of random errors, calibrated mainly to fuck and die, their polite facial expressions: paper-thin masks, desperately held tight against the screaming chaos beneath«.

Und wenn man mal ehrlich ist: Irgendwie freut man sich ja auch über Kommentare, egal, was für welche. Man will Interaktion, sonst würde man nichts von sich geben. Darauf fußt das »Internet 2.0«. Natürlich mag man am liebsten Lob. Wer mag das nicht? Ich hinterfrage jedoch auch Lob. Und es macht ja auch Spaß, sich aufzuregen. Zumal wir Menschen »Fehlersuchmaschinen« sind (Stephan Gebhardt-Seele). Und wir lieben »Namedropping«. Denn es legitimiert viele Aussagen, manchmal braucht es noch nicht einmal eine Aussage. Man gilt als großer Philosoph, wenn man in einer Diskussion einfach mal den Namen »Hegel«Â in den Raum wirft. Man muss ihn weder gelesen noch verstanden haben. Das spielt oft keine Rolle. So funktioniert das »Argumentum ad verecundiam«. So funktioniert aber auch der »Attributionsfehler«Â in der Psychologie. Was problematisch ist. Denn bekannte Leute gelten den meisten, auch sich selbst, oft auch als besonders klug. Wie man sieht. Was gefährlich sein kann. Wie man auch sieht.

Was ein wenig befremdlich ist, ist, dass Kazim mit zahllosen Idioten umfangreich und zeitaufwendig korrespondiert, anstatt das mit vernünftigen Leuten zu tun. Vielleicht tut er beides. Ersteres bringt jedoch nichts, auch wenn er kürzlich im Fernsehen davon sprach, 30 Prozent der Leute würde er erreichen. Nun ja. Vielleicht kommen sie ihm dann nicht mehr dumm. Aber es ist schwer vorstellbar, dass sie ihr Denken und ihre Einstellung grundsätzlich ändern. So schnell und so einfach geht das leider nicht. Um es noch einmal konkreter zu wiederholen: In einer Antwort an einen »Karlheinz« schreibt er, der Islam sei weder »gut« noch »schlecht«. Jede Religion sei das, was Menschen daraus machen würden. Das ist falsch. Der Islam ist wie alles gut, schlecht und neutral gleichzeitig. Alles hat diese Aspekte. In unterschiedlichen Anteilen.

Wobei »gut« und »böse«, was die eigentlichen moralischen Kategorien sind, eben nur das sind: moralische Kategorien. Ohne sie wären wir besser dran, wie Nietzsche und Schmidt-Salomon dargelegt haben. Und wenn man so will, wenn man also moralische Kategorien anwenden will, ist alles nur das, was Menschen daraus machen. Aber das, was daraus gemacht wird, ist es dann eben auch. Da beißt sich die Katze dann in den Schwanz. Oder würde er beispielsweise behaupten wollen, Rassismus sei weder »gut« noch »böse«, sondern lediglich das, was Menschen daraus machten? Wohl kaum. Obwohl selbst das im Grunde genommen zutrifft. Ebenso ist Demokratie nicht per se »gut«. Sie bedeutet letztlich eine Diktatur der Mehrheit. Sie stellt Quantität über Qualität. Und was ist, wenn die Mehrheit etwas Falsches will? Die NSDAP wurde schließlich auch gewählt und war zuletzt die stärkste Partei. Und das wirklich und eigentlich »Böse« am Populismus ist, dass er funktioniert. Wobei das Konzept der »Philosophenherrschaft« auch problematisch ist, denn wer kontrolliert dann die Philosophen? Und wer beurteilt, ob sie tatsächlich richtig oder falsch liegen? Andererseits dürfen wir, mit Pispers gesprochen, in unserer Demokratie alle paar Jahre einen Lokführer wählen. In einer Diktatur nicht.

Salenti

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